Interviews
04.10.2016 Julia Nemesheimer Peter Fath
The Slow Show

"Ein gutes Omen"

​Am vergangenen Freitag, den 30. September 2016, veröffentlichte die britische Band The Slow Show ihr zweites Album "Dream Darling" und kommt im November auch in Deutschland auf Tour. hunderttausend.de hat sich mit Keyboarder Frederik 't Kindt unterhalten. 

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​hunderttausend.de: Nur knapp ein Jahr nach "White Water" kommt jetzt schon "Dream Darling" auf den Markt, die Kritiken bisher sind durchweg ausgesprochen positiv. Wie fühlt sich das für dich an?

Frederik: Es ging sehr viel schneller als bei "White Water", für welches wir drei Jahre brauchten. Teilweise haben wir wohl einen besseren Weg gefunden, die Sache anzugehen. Wir hatten mehr Zeit zusammen und uns noch besser kennengelernt. Allerdings kommt es uns auch so vor, als hätten wir bei der ersten Platte den Geschmack von mehr Leuten getroffen. Wir hatten alle Zeit der Welt und die Idee für einen Song war nicht nur kurz in unseren Köpfen, sondern ist gereift. Die Lieder konnten wir auch ausprobieren und diesen Luxus hatten wir dieses Mal nicht. Insofern fühlte sich das Album jetzt etwas risikoreicher an, gerade was Entscheidungen angeht, die Wahl des Sounds und Ideen für neue Songs, die wir nicht so richtig testen konnten. Daher ist es natürlich großartig so viele nette Worte dazu zu hören. Es fühlt sich so an, als hätten wir etwas richtig gemacht. Bei "White Water" kannten ja auch viele Leute bereits die Songs und dieses Mal kennen nur wir die neuen Sachen.

Einige Songs sind ja bereits im Vorfeld veröffentlicht worden, darunter kürzlich die Single „Ordinary Lives". Wie war denn da die Resonanz der Fans?

Wir haben bei den Sommerfestivals einige neue Songs gespielt und es ist immer schön, wenn Leute sich schon bei der Ankündigung freuen und anfangen mitzusingen. Viele kommen und wollen nur die alten Sachen hören, es ist oft schwierig für Menschen, sich für neue Songs zu öffnen. Aber wir haben ziemlich viele positive Rückmeldungen bekommen und daher kam es uns bereits so vor als wären wir auf dem richtigen Weg. Das ist ein gutes Omen für das kommende Album (lacht).

 Habt ihr „euren Sound" gefunden und wurde es dadurch einfach für euch, Dream Darling zu machen?

Ja, ich denke schon, dass das der Fall ist. Im Lauf der Jahre haben wir, gerade bevor "White Water" rausgekommen ist, herausgefunden, was für jeden einzelnen von uns in Ordnung geht. Wir sind natürlich nicht alle gleich und haben alle unsere eigenen Vorstellungen. Wir sind damit weitergegangen, haben aber dennoch versucht Elemente beibehalten, die unserer Fans vom ersten Album mochten. Wir haben also Chöre und Gastinstrumente beibehalten, es aber nicht ins Extreme getrieben. Es gibt auch einige sehr ruhige Songs, gleichzeitig aber auch welche, die sehr energiegeladen sind. Doch wir haben eine Balance zu halten versucht und es hoffentlich auch geschafft.

Wie läuft bei euch das Songwriting ab? Bringt jeder Ideen ein und ihr schreibt sie als Band oder hat einer den Masterplan und der Rest liefert die fehlenden Stücke zum Gesamtpuzzle?

Wir haben alle gemeinsam viele Ideen, meist bringt jedoch Rob den Anfang, das Skelett des Songs. Damit arbeiten wir alle weiter. Ich schreibe beispielsweise die Parts für Streicher und Blasinstrumente. Jeder ist aber eingebunden und hat einen großen Einfluss auf das Produkt. Am Ende hatten wir etwa 20 Songs, an denen wir arbeiteten, davon haben es dann aber nur zehn auf das Album geschafft.

Haldern Pop hat als eine Art Motto ja den Satz „Be true – not better". Stimmst du dem zu und warum ist das so?

Oh, natürlich stimmen wir da zu, auch wenn mir nicht bewusst war, dass das offiziell das Motto ist. Es passt wirklich gut. Der Grund, warum sie mit uns arbeiten wollten, war ja vermutlich, dass wir nicht in diese Trend-Schiene reinpassen. Wir sind nicht wie andere junge Bands, die einfach nur auf den Zug aufspringen wollen. Wir machen unser Ding und das fühlt sich alles sehr natürlich an. Da passt das „Be True" natürlich hervorragend. Wir versuchen allerdings immer unser Bestes zu geben,  aber in jedem Fall unseren Wurzeln treu blieben.

In der Beschreibung zum neuen Album wird euer Sound als „kompromisslose sanftmütige Seelenmusik" bezeichnet. Stammt das von euch selbst oder kommt das von jemand anderem?

Nein, das hab ich vorher noch nie gehört. Es ist allerdings wirklich schwer, unseren Sound zu beschreiben, zumindest kommt mir es so vor. Aber das ist wirklich eine schöne Beschreibung. Das wird mir wohl helfen, wenn mich mal wieder jemand fragt.

In einer Kritik war zu lesen, dass eure Musik „aller zeitgenössischen Hektik entledigt" wäre. Wie klingt das für dich?

Das ist auf jeden Fall wichtig für uns. Darum heißen wir ja auch The Slow Show. Wir denken, man sollte sich ab und an mal Zeit nehmen und möchten mit unseren Songs auch Geschichten erzählen. Bei vielen Bands kommt es mir so vor, als wollten sie viel zu schnell zu einem Punkt kommen, ohne das Lied richtig zu entwickeln, dabei ist das wichtig, um einen angemessenen Höhepunkt zu bekommen.

Ihr spielt regelmäßig in Kirchen. Wie ist das für euch, ist das ein besonderes Feeling und komplett anders als in normalen Hallen und Clubs?

Das geschah selten absichtlich, zumindest nicht von unserer Seite aus. Das geht eher von den Bookern aus. Aber es passt und ich vermute, die Leute hören in Kirchen ganz anders zu. Die Atmosphäre ist eine ganz andere. Für langsame Musik sind diese Räume auch hervorragend geeignet. Basslastige Sachen gehen da weniger, die Akustik und gerade der Halleffekt macht da einiges kompliziert und kaputt. Daneben sehen die Räume ja auch großartig aus, das gibt dann noch ein weiteres Plus. Auf der nächsten Tour spielen wir nur in Köln in einer Kirche, aber das Konzert ist ja leider schon ausverkauft.

Danke für die Zeit und die Antworten, viel Erfolg mit dem Album "Dream Darling" und der kommenden Tour!

Tourdaten:

Utrecht (NL)  -  Tivoli Vredenburg Ronda Hall   -  14 November 2016   
Brüssel (BE)  -  Botanique Rotonde   -  15 November 2016   -  ausverkauft
Köln (DE)  -  Kulturkirche   -  16 November 2016 - ausverkauft
Hamburg (DE)  -  Knust   -  17 November 2016   
Berlin (DE)  -  Gretchen   -  18 November 2016  
München (DE)  -  Ampere   -  19 November 2016   
Zürich (CH)  -  Plaza   -  21 November 2016   
Düdingen (CH)  -  Bad Bonn   - 22 November 2016   
London (UK)  -  Bush Hall   -  25 November 2016   
Bristol (UK)  - Louisiana   -  26 November 2016   
Ramsgate (UK)  -  Ramsgate Music Hall   -  27 November 2016   
Leeds (UK)  -  Brudenell   -  28 November 2016   
Manchester (UK)  -  Gorilla   -  29 November 2016  

Titelbild: Tatjana Rügesegger

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