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27.09.2017 Julia Nemesheimer Julia Nemesheimer
The Sisters of Mercy

Zeitreise in die 80er

​Am gestrigen Dienstag, den 26. September 2017, gaben sich The Sisters of Mercy die Ehre und lockten erneut viele Fans in die Rockhal. Vor dem fast ausverkauften Club nahmen die Briten das Publikum mit auf eine Zeitreise in die 80er und das wurde insbesondere bei den großen Hits entsprechend gefeiert. hunderttausend.de war mit der Kamera dabei.

 
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​Was erwartet man bei einem Konzert von einer Band, die seit 1993 keinen neuen Song mehr veröffentlicht hat? Geht man ausschließlich aus nostalgischen Gründen zu solch einer Show? Oder weil man die Möglichkeit hat, eine Kultband noch heute live zu sehen - auch wenn die Originalmitglieder weitestgehend nicht mehr dabei sind? Vermutlich ist es eine Mischung aus allem. Und so kann man dahinter ein Häkchen setzen: The Sisters of Mercy, zu denen man auch heute noch bei (Gothic-) Parties gerne tanzt, einmal live gesehen, check. Man kann das schon machen, man kann das auch mehrmals machen. Das Publikum war jedenfalls bunt gemischt, Gothics, ältere und jüngere Semester, einige Punks - man merkt, dass The Sisters of Mercy nicht nur ein Genre bedienen, sondern mit ihrer Musik einen Mix aus vielen verschiedenen Sparten anbieten.

Doch zunächst standen The Membranes auf der Bühne. Ebenfalls nicht mehr die Jüngsten, denn gegründet wurde die Gruppe bereits 1977. So richtig bekannt ist die Band nicht, dennoch übten sie einen gewissen Einfluss aus - denn hier findet man eine Mischung aus Punk mit Post-Punk-Elementen, die man damals so nicht kannte. Entsprechend viele andere Bands nennen The Membranes als Inspirationsquelle. 2015 brachten die Briten um Bassist und Sänger John Robb erstmals seit über 25 Jahren eine neue Platte auf den Markt. 45 Minuten lang zeigten sie, wo der (Post-)Punk-Hammer hängt.

Um 21:30 begann dann die Hauptband des Abends und ließ gleich zu Beginn mit More einen ihrer großen Hits vom Stapel. Das minimalistische Bühnenbild verschwindet ebenso wie die Bandmitglieder zumeist im Nebel, der fleißig produziert wird, hervorgehoben einzig durch die teils sehr punktuelle Lichtshow. 90 Minuten lang durfte man in der Musik abtauchen, die in den 80ern so innovativ war und auch heute nicht antiquiert wirkt. Leider ließ der Sound teils etwas zu wünschen übrig und die Stimmgewalt von Sänger und Mastermind Andrew Eldritch hat sicherlich auch schon bessere Tage gesehen. Das Publikum feierte insbesondere die bekanntesten Songs der Gruppe, wobei etwas Temple of Love, This Corrosion und Lucretia My Reflection erst ganz zum Ende des Sets als Zugabe gespielt wurden. Beim Rest der Playlist wurde vor allem mit nickendem Kopf gelauscht, getanzt vorwiegend in den vorderen Reihen.

Es war sicherlich ein Erlebnis, doch manchmal nährt es einen Mythos eher wenn man die Geister der Vergangenheit ruhen lässt.

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