Jupiter Jones in Saarbrücken

Weitergehen

Die Band Jupiter Jones ist derzeit auf Clubtour durch die Lande. Mit im Gepäck dabei auch das erste Album mit Sänger Sven Lauer, der vor zwei Jahren Nicholas Müller ersetzt hatte. hunderttausend.de war am 27. April 2016 beim Konzert in Saarbrücken im Kleinen Klub der Garage dabei. 

 
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​"Der Shit ist so krass, der fronted mich selba." Bei den ersten Tönen von Dem Jeremy sei Gang fühlt man sich doch gleich wieder heimisch. Im, zumindest emotional, weit entfernten Saarbrücken betreten die Herren von Jupiter Jones zu den Tönen der All-Time-Favourites Mahatma Hitler die Bühne. Es ist ein Intro, dass man sich besser nicht malen könnte für die darauf folgende Show. Vorher hatte die Band Arliss Nancy den Abend eröffnet. Ein ausführliches Review zu deren Show in Trier am 26. April 2016 ist hier zu finden. 

Nach dem Release von "Brüllende Fahnen" steht die Band Jupiter Jones rund um den Sänger Sven Lauer, der vor rund zwei Jahren Gründungsmitglied Nicholas Müller am Mikrofon abgelöst hatte, ein wenig unter Druck. "Anstrengend", "emotionslos" und "kontrovers" sind Schlagworte, die dem Album vor allem in den sozialen Netzwerken nachgesagt werden. Interessant also, wie die Band die neuen Songs im Live-Modus umsetzen wird. Die etwas kleinere "Außer Discofox herrscht hier Tanzverbot"-Clubtour ist somit auch ein Testballon, wie die neue Setlist beim Publikum ankommt. 

Und zu Beginn scheinen sich die Befürchtungen zu bewahrheiten. Der Opener Brüllende Fahnen bleibt mehr ein seichtes Lüftchen. Dafür ist Song Nummer zwei an diesem Abend ein Knaller. Der Song Ein Bisschen Paranoia sticht schon auf der neuen Platte, wo Jörkk Merchenbier, Sänger der Band Love A, mit von der Partie ist, heraus. Live ist das Ding auch ohne Jörkk ein absolutes Brett. Punkt. Es folgt der erste "alte“ Song. Mit Wir Sind Ja Schließlich Nicht Metallica läuft auch das Publikum, aufgeheizt durch Ein bisschen Paranoia, richtig heiß. Sven Lauer zeigt damit, dass er ein würdiger und guter Nachfolger von Nicholas Müller ist. Lauer gibt auf der Bühne alles und es macht Spaß, ihm beim Abgehen zu zu sehen. Er lebt die Songs auf eine deutlich andere Weise wie Müller es zu seiner Zeit tat, dennoch ist das kein Rückschritt. Es fühlt sich an, als wenn man mit der oder dem neuen Partner auf einer Party den oder die Ex trifft. Kurz seltsam, aber dann vollkommen natürlich. Und immer muss es weitergehen. 

"Natürlich" ist dabei das richtige Wort. Ja, auch die neuen Songs fügen sich sehr natürlich zu den alten Songs der Kombo aus der Eifel. Auch wenn nicht jeder von ihnen, wie erwähnt, direkt zündet, machen sie live dennoch Spaß und scheinen auch für die Band auf der Bühne Spaß zu machen. Das Publikum wippt und singt auch bei den neuen gut mit und so ist die Stimmung im kleinen Klub der Garage sehr gelöst und locker. Deutlich anders wirken eher die letzten, pop-affinen Songs der Band, wie Still oder Rennen Und Stolpern, die wesentlich glatter sind, als der Rest der rockigen Setlist. Nichts ist mehr zu spüren von Vorbehalten gegenüber neuem Sound und Sänger. Grundsätzlich hat sich an einer Jupiter Jones Show nicht viel geändert. Schlagzeuger Hont sitzt immer noch mit einem seligen Grinsen hinter dem Schlagzeug und drischt auf die Kessel ein, als gäbe es kein Morgen mehr, Gitarrist Sascha Eigner trägt noch immer etwas verblichene Metal-Shirts (heute Anthrax) und das Drei-Minuten-Gitarren-Intro vor "Wenn alle es verstehen" verbreitet immer noch Gänsehaut. Alles ist gut. 

Die Zuschauer-Pointe des Abends ergibt sich dann beim Song Still. Das letzte Konzert, dass der Autor dieser Zeilen gesehen hatte, war noch mit altem Sänger. Damals konnte man bei eben jenem Song, der der Band einen deutschlandweiten Erfolg beschert hatte, das Konzert nur noch via Handy-Bildschirm wahrnehmen, da das Publikum diesen Moment wohl unbedingt in einem Wackel-Filmchen festhalten wollte. An diesem Abend im kleinen Klub der Garage sieht man fast gar kein Handy. Großartig. Vielleicht ist genau das der Weg, den man auch mit der neuen Platte gehen muss. Back to the Roots. Zurück zum Punkrock der alten Tage. Vielleicht kommt irgendwann die Zeit, wo man vor einem Konzert von Jupiter Jones wieder die Pogo-Schuhe schnüren darf. "Außer Pogo herrscht hier Tanzverbot". Das wäre eine Tour, die sich viele Fans aus alten Tagen wünschen würden.

Im alten​ Song Weitergehen heißt es: "Und die Zukunft ist am Ende, wenn du weiter vor ihr fliehst, und so tust, als gäb's sie nicht." Jupiter Jones ist wieder da. Und schlussendlich ist das verdammt gut so. 

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