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27.04.2016 Ralf Hoff Ralf Hoff
Arliss Nancy

Jeansjacken und American Dreams

​Ein bisschen Melancholie, ein bisschen (mehr) Bier und tanzbarer Rock-Sound aus den Staaten: Arliss Nancy haben am gestrigen Dienstag, den 26. April 2016, im Mergener Hof Halt gemacht. hunderttausend.de war mit der Kamera dabei. 

 
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Es ist Dienstagabend im April, draußen feinstes Novemberwetter, drinnen kumpelig-sommerlich: Arliss Nancy sind gut gelaunt, das für Trierer Verhältnisse unter der Woche überraschend zahlreiche Publikum auch. Die ​Ansage der Vierer-Combo aus Colorado am Anfang ihres Sets fasst auch bereits gut zusammen, was den Zuschauer innerhalb der nächsten guten Stunde erwarten wird: "Let's play some Rock 'n' Roll songs and get drunk". 

Vorher aber dürfen die Cold Cold Hearts aus Saarbrücken und Jawknee Music aus Trier die Bühne entern. Erstere sind mit ihrem am Hardcore und Punk geschulten Sound härteste Band des Abends, wenn man so will, und heizen die Stimmung anständig an, auch wenn das Publikum sich zu Beginn nur schwerfällig aus seinem Wochenanfang-Zombiemodus erheben möchte. Getanzt wird bei Jawknee Music auch weniger, aber das mag größtenteils an den gediegen-melancholischeren Klängen des Akustikgitarren-Barden liegen, der Bart sei Dank auch nicht auffallen würde, wenn er später plötzlich die zweite Gitarre bei Arliss Nancy übernähme. Johannes freut sich über das - tatsächlich! - Fehlen des "obligatorischen Trierer Halbkreises" und performt mit "Not Superstitious" eine gelungene Hommage an Leatherface und deren jüngst verstorbenen Gitarristen Dickie Hammond.

Als Arliss Nancy die Bühne entern, werden Fäuste und Flaschenhälse in die Höhe gereckt und aus dutzenden Kehlen ordentlich mitgegröhlt. Die Band selber zeigt sich nicht nur von derartiger Herzlichkeit im kalten Trier, sondern auch von der Architektonik des Miezkellers beeindruckt, die sie ziemlich zu faszinieren scheint. "Thank you guys!" zwischen den meisten Songs und ein ausgewogenes sowie dynamisches Set, welches auch den ein oder anderen brandneuen Song beinhaltete. Die Musik der Jungs hat dabei gar nicht mal so viel mit Punkrock zu tun, sondern ist ein treibender, ur-amerikanisch klingender Hybrid aus Springsteen, Folkrock, Keyboard und breitem Grinsen im Gesicht. Die gute Laune der bärtigen Band steckt an, auch ein kurzes Akustik-Set von Sänger Cory kurz vor der Zugabe wirkt in keinster Weise als Downer. Ein rundum gelungener Abend!

Heute sind Arliss Nancy übrigens erneut im Vorprogramm von Jupiter Jones zu sehen, dieses Mal in Saarbrücken. Wem der Sinn jedoch nach punkigerem Bartpunk in gleicher Location steht, dem sei die morgige SDIYG-Show mit Iron Chic wärmstens ans Herz gelegt. 

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