Film der Woche
06.09.2018 Sina Steiner  
Das schönste Mädchen der Welt

Macht und Misere der Maske

​​Wieder einmal lehrt uns der Film, dass der Mensch sich wenig verändert und die Kernprobleme zum Teil gleichbleiben. Was vor 120 Jahren schon für Krisen sorgte, tut es auch heute noch, wie beispielsweise eine übergroße Nase. Dass sich die aktuellen Generationen durch die sozialen Netzwerke jedoch wesentlich potenzierter vergleichen können als das noch Ende des 19. Jahrhundert der Fall war, erschwert die Sache, ändert allerdings nicht das Grundproblem. Unser Film der Woche. 

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Der 17-jährige Cyril (Aaron Hilmer) ist ein sensibler und kreativer Junge, der seine Gefühle in Rap-Songs ausdrückt. In seiner Klasse ist er aufgrund seiner großen Nase der Außenseiter und wird von den Mitschülern gemobbt. Bei der anstehenden Klassenfahrt nach Berlin wird Cyril jedoch aus der Reserve gelockt, als die schlagfertige Roxy (Luna Wedler) neu in die Klasse kommt. Von ihrer alten Schule geflogen, fällt sie direkt durch die rebellische Art auf und verdreht damit einigen Jungs den Kopf. Allen voran Cyril, mit dem sie sich zu seiner Ü​berraschung​ tatsächlich anfreundet. Roxy ist stattdessen jedoch durch eine Verwechslung an dem weniger cleveren, aber beliebten Rick (Damian Hardung) interessiert. Da sich Cyril selbst wegen seiner Nase keine Chancen bei Roxy ausrechnet und er sie gleichzeitig vor dem Aufreißer Benno (Jonas Ems) beschützen möchte, unterstützt Cyril Rick bei dem Versuch Roxys Herz zu erobern und schreibt gefühlvolle Songs und SMS. Für wen wird sich die 17-jährige am Ende entscheiden? 

http://www.broadway-trier.de/

Nachdem unser letzter Film der Woche mit Asphaltgorillas bereits eine deutsche Veröffentlichung war, schließt sich nun Das schönste Mädchen der Welt an und zeigt wie viel die deutsche Filmindustrie zurzeit am arbeiten ist. Das schönste Mädchen der Welt hat dabei ein ganz junges und noch unbekannteres Ensemble in der Hauptbesetzung. Die Chemie zwischen dem 19-jährigen Aaron Hilmer (Einsamkeit und Sex und Mitleid, Tatort) und der gleichaltrigen Luna Wedler (Blue My Mind) fällt besonders auf und so schafft es der Film, trotz einiger sehr stereotypischer Nebenfiguren, authentisch zu sein. Filmregisseur Aron Lehmann (Highway to Hellas) gelingt scheinbar der Spagat zwischen Romantik und Komödie und das, obwohl es sich beim künstlerischen Medium um Rap handelt, der sich schnell ins Lächerliche bewegen kann. In den weiteren Rollen gibt es jedoch auch bekanntere Gesichter zu sehen wie beispielsweise die Komikerin Anke Engelke (Frau Müller muss Weg, Ladykracher) als Cyrils Mutter oder auch Heike Makatsch (About A Girl, Tatsächlich…Liebe) in der Rolle der Lehrerin. Die YouTube-Stars Jonas Ems und Julia Beautx spielen Klassenkameraden von Cyril und Co. und sichern der Produktion allein schon durch ihre insgesamt über 3 Millionen Abonnenten ein entsprechendes Publikum.

​​Die Geschichte von Das schönste Mädchen der Welt entstammt jedoch nicht gänzlich den Köpfen der Drehbuchautoren Judy Horney und Lars Kraume. Vielmehr handelt es sich dabei um eine moderne Version des Themas aus Cyrano von Bergerac von 1990, die selbst die Verfilmung des gleichnamigen Theaterstücks von Edmond Rostand darstellt. In dem französischen Historienfilm spielte Gérard Depardieu den Hauptcharakter Cyrano de Bergerac, ein Poet und Fechtmeister im Paris des 17. Jahrhunderts. Er verliebt sich in die schöne Roxane, ist jedoch aufgrund seiner großen Nase zu schüchtern sich der Frau zu nähern. Diese ist dabei an seinem Kollegen Christian aus der Gardetruppe interessiert. Und auch Cyrano entscheidet sich Christian bei der Liebeswerbung zu helfen, um Roxane vor einem weiteren Nebenbuhler zu schützen.​​

Die Kritiken loben den Transformationsversuch der Produktion. Anke Sternborg schreibt auf epd Film dazu: Man merkt schon, diese 120 Jahre alte Geschichte lässt sich perfekt in die Gegenwart transformieren, wo sie eine ganz gute Lektion abgibt, für eine Generation, die vom Vergleichszwang auf Instagram und Facebook in den oberflächlichen Wahnsinn getrieben wird. Besinnt euch auf die inneren Werte, vertraut Euren Gefühlen!, raunt der Franzose Edmund Rostand aus der Vergangenheit herüber.

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In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.


Foto: Tobis Film​

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