Film der Woche
30.08.2018 Sina Steiner  
Asphaltgorillas

„Nenn mir einen, der keine Probleme hat“

Drehbuchautor und Regisseur Detlev Buck meldet sich mit einem neuen Film zurück und macht nach den letzten vier Bibi & Tina-Teilen nun mit Asphaltgorillas eine beeindruckende 180 Grad Wende. Was sich hinter der vagen Wortkomposition des Filmtitels verbirgt, erfahrt ihr in unserem Film der Woche. ​

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Schon als Kinder haben sich die beiden Freunde Atris (Samuel Schneider) und Frank (Jannis Niewöhner) mit illegalen Sachen durchs Leben geschlagen. Nachdem sie sich mit der Zeit aus den Augen verloren haben, freut sich Atris umso mehr, als sein Kumpel ihm mit einem Lamborghini hilft vor der Polizei zu fliehen und dazu noch ein Geschäft vorschlägt. Frank will sich mit einem Falschgelddeal das notwendige Geld besorgen, um sein Dasein als Hochstapler finanzieren zu können. Dafür braucht er allerdings die Hilfe seines alten Kumpels. Für Atris kommt die Chance vom großen Geld genau richtig, denn von seinem Job als Drogendealer für den Berliner Gangsterboss El Keitar (Kida Khodr Ramadan) hat er genug. Doch bevor er dort aussteigen kann, muss er seine hohen Schulden abbezahlen. Außerdem will er mit seiner Freundin und selbst Gelegenheitsdiebin Bettina (Ella Rumpf) nach Tokyo reisen. Das einzige Problem ist, dass er keine Erfahrung mit größeren Deals hat. Und so geraten die Jungs, trotz der Unterstützung von Bettina, von einem Chaos ins nächste und spielen dabei mit ihrem Leben.

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Was sich hier wie ein Mash-Up von Filmgenres liest, entpuppt sich auch als solches. Detlev Buck wählte für seine lose Inszenierung der Kurzgeschichte Der Schlüssel von Ferdinand von Schirach, eine Kombination aus Drama, Komödie und Gangsterfilm. So scheint der Regisseur, nach einigen Kinder- und Familienfilmen, nun das Tempo und die Härte wieder anzuziehen und damit zurück zu finden in seine Richtung des Films Knallhart von 2006. Dabei werden in der aktuellen Veröffentlichung neben der Berliner Gangster-Szene auch Themen wie Freundschaft betrachtet und auf die Probe gestellt. Inwieweit dieser Genre-Clash funktioniert, ist aus den bisherigen Kritiken schwer abzulesen. Das Fazit von Oliver Armknecht, Chefredakteur auf film.rezensionen.de, fällt beispielsweise gemischt bis positiv aus: Der Titel klingt komisch, der Film ist es auch. Manchmal. „Asphaltgorillas“ ist eine eigenwillige Mischung verschiedener Genres, abgründig und gleichzeitig lustvoll überdreht. Das macht Spaß, ist aber auch anstrengend und lässt einen ebenso ungläubig staunend wie verwirrt zurück, was das eben eigentlich war.

Wie Armknecht anspricht, sticht auch der Titel hervor. Teils erinnert die sehr deutsche Wortkomposition durch die Zusammensetzung mit einem Tier, an den Titel des Familienfilms Vorstadtkrokodile. Bei genauerem Hinhören jedoch ruft der Name Asphaltgorillas den Soloalbumtitel Stadtaffe von Peter Fox in Erinnerung, in dem der Musiker den Affen zum Leitmotiv erklärt und vor allem durch die Verknüpfung mit der Stadt Berlin hier eine Verbindung schließt. Umso freudiger ist die Überraschung, dass der Soundtrack tatsächlich von Pierre Baigorry aka Peter Fox realisiert wurde und sich der Künstler damit hoffentlich zurückmeldet. Wie schon Baigorry Berlin als Stadt der Affen beschrieb, setzt Buck nun die Gorillas in seiner Milieu-Beschreibung des Gangsterlebens von Berlin inmitten von Drogen, Frauen, Geld und schnellen Autos. 

Vor allem aber die Arbeit des Ensembles wird in den Kritiken gelobt und belebt den Film. Der Hauptcharakter Atris wird gespielt von Samuel Schneider​, dessen Leistungen schon in Filmen wie Die Puppenspieler und Agonie​ das Publikum begeistert. Doch auch die weiblichen Rollen werden von bekannten Gesichtern übernommen, die vor allem der jüngeren Zielgruppe bekannt sein sollten. So sieht man Model Stephanie Giesinger in ihrem Schauspieldebüt als die russische Freundin vom Frank. Eine scheinbar geschickte Wahl der Produktion, um die Reichweite sicherzustellen. Die Rolle der Bettina übernimmt die schweizerisch-französische Schauspielerin Ella Rumpf, die durch ihre Darstellung in Die göttliche Ordnung und Tiger Girl​ bekannt sein dürfte.

Die Review des Bayrischen Rundfunk 24 fasst den Eindruck zum Film in einem kurzen Satz zusammen und bestärkt auch weitere Kritiken: Viele gute Einzelteile, optisch zeitgemäß, nur im Ganzen ist sie unnötig kompliziert - und nervt deshalb irgendwann. ​

In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.

Foto: Universal Pictures​

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