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18.10.2017 Julia Nemesheimer  
Die Vagina Monologe

Ode an die Weiblichkeit

​Am vergangenen Donnerstag wurden Die Vagina Monologe nach der erfolgreichen Aufführung in der Tufa im letzten Frühjahr wieder aufgenommen. Diesmal bespielte das Ensemble Joya Ghosh & Friends das Kasino Kornmarkt. Ende Oktober und Anfang November findet jeweils eine weitere Aufführung statt.

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Die Vagina - wie es schon direkt zu Beginn des Stückes heißt: "Das klingt doch bestenfalls nach einem medizinischen Instrument oder einer Krankheit - ein ganz lächerliches, völlig unerotisches Wort." Wie bei so vielem gibt es etliche Bezeichnungen für das weibliche Geschlechtsorgan, das für viele Menschen ein mysteriöses Gebiet zwischen den Beinen der Frau ist. Mumu, Muschi, Honigtopf, Pflaume, Liebesgrotte - die Namen sind genauso vielfältig wie die Geschichten, die an diesem Abend in Monologen vorgetragen werden. Neun Frauen interpretieren jeweils eine Story, die in ihrem Facettenreichtum zum Lachen, Staunen, Weinen und Erschaudern einladen.


Der Ursprung der Vagina Monologe liegt in den USA. 1996 schrieb die Aktivistin und Journalistin Eve Ensler das Stück das im Jahr darauf in New York uraufgeführt wurde und seither um die Welt geht. Für die Monologe sprach sie damals mit über 200 Frauen aus aller Welt und aus allen Schichten der Gesellschaft über ihre jeweilige Geschichte. Und so kommen Erzählungen über erste Erfahrungen der homo- wie heterosexuellen Art, die Entdeckung der eigenen Vagina, aber auch erschütternde Berichte über Vergewaltigungen oder Genitalverstümmelungen zusammen.


Das Joya Ghosh & Friends - Ensemble bringt eine Auswahl dieser Monologe auf die Bühne. In knapp zwei Stunden inklusive einer kurzen Pause interpretieren die Frauen die einzelnen Geschichten, während Gerd Freyberg als einziger männlicher Schauspieler der Gruppe Tatsachen und Fakten zur Vagina präsentiert. Das Ensemble besteht aus professionellen wie semi-professionellen Schauspielerinnen und Musicaldarstellerinnen, denen die Spielfreude ins Gesicht geschrieben steht. Neben Darstellerinnen, die im hiesigen Katz-Theater als festes Ensemblemitglied ihre Bühnenerfahrungen machen, sind auch zwei Musicaldarstellerinnen und zwei Schauspielerinnen mit Tatort-Vergangenheit mit dabei.


Hannah White etwa entdeckt in Weil er es liebte, sie anzuschauen durch einen gänzlich durchschnittlichen Liebhaber mit einer besonderen Vorliebe die eigene Liebe zu ihrer Vagina, während Angelika Linder ebengleiches im Vagina Workshop lernt. Angela Seebach gibt der Wütenden Vagina eine Stimme und Ines Hollenbachs Monolog Tschurimuri beginnt sehr tragisch und findet schließlich doch noch ein Happy End. Ein solches findet Sandy Horakovas Meine Vagina war mein Dorf, wobei es um eine Vergewaltigung zu Zeiten des Balkankrieges geht, nicht. In solchen Momenten zieht sich frau alles zusammen, ähnlich wie bei der Angst und Hilflosigkeit, die Julia Genter in Leitfaden, einem Monolog über sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz, spüren lässt.


Bei den Vagina Monologen werden etliche Emotionen abgedeckt und es wird über dieses wunderbare, empfindsame und wichtige Organ gesprochen, das viel zu oft in Scham versteckt bleibt. Dabei sollte man stolz darauf sein und sie lieben. Nach diesem Abend hat man die Vagina aus etlichen Winkeln betrachtet und schaut sie sich danach vielleicht mit (noch) liebevolle(re)n Augen an.


Weitere Aufführungen finden am 22. Oktober und am 09. November 2017 im Kasino Kornmarkt statt. Tickets gibt es für 17,25 Euro im Vorverkauf und ermäßigt für 13,25 Euro.


Foto: Michael Thielen


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