Die Vagina - wie es schon direkt zu
Beginn des Stückes heißt: "Das klingt doch bestenfalls nach
einem medizinischen Instrument oder einer Krankheit - ein ganz
lächerliches, völlig unerotisches Wort." Wie bei so vielem
gibt es etliche Bezeichnungen für das weibliche Geschlechtsorgan,
das für viele Menschen ein mysteriöses Gebiet zwischen den Beinen
der Frau ist. Mumu, Muschi, Honigtopf, Pflaume, Liebesgrotte - die
Namen sind genauso vielfältig wie die Geschichten, die an diesem
Abend in Monologen vorgetragen werden. Neun Frauen interpretieren
jeweils eine Story, die in ihrem Facettenreichtum zum Lachen,
Staunen, Weinen und Erschaudern einladen.
Der Ursprung der Vagina Monologe liegt
in den USA. 1996 schrieb die Aktivistin und Journalistin Eve Ensler
das Stück das im Jahr darauf in New York uraufgeführt wurde und
seither um die Welt geht. Für die Monologe sprach sie damals mit
über 200 Frauen aus aller Welt und aus allen Schichten der
Gesellschaft über ihre jeweilige Geschichte. Und so kommen
Erzählungen über erste Erfahrungen der homo- wie heterosexuellen
Art, die Entdeckung der eigenen Vagina, aber auch erschütternde
Berichte über Vergewaltigungen oder Genitalverstümmelungen
zusammen.
Das Joya Ghosh & Friends - Ensemble
bringt eine Auswahl dieser Monologe auf die Bühne. In knapp zwei
Stunden inklusive einer kurzen Pause interpretieren die Frauen die
einzelnen Geschichten, während Gerd Freyberg als einziger männlicher
Schauspieler der Gruppe Tatsachen und Fakten zur Vagina präsentiert.
Das Ensemble besteht aus professionellen wie semi-professionellen
Schauspielerinnen und Musicaldarstellerinnen, denen die Spielfreude
ins Gesicht geschrieben steht. Neben Darstellerinnen, die im hiesigen
Katz-Theater als festes Ensemblemitglied ihre Bühnenerfahrungen
machen, sind auch zwei Musicaldarstellerinnen und zwei
Schauspielerinnen mit Tatort-Vergangenheit mit dabei.
Hannah White etwa entdeckt in Weil er
es liebte, sie anzuschauen durch einen gänzlich durchschnittlichen
Liebhaber mit einer besonderen Vorliebe die eigene Liebe zu ihrer Vagina, während Angelika Linder
ebengleiches im Vagina Workshop lernt. Angela Seebach gibt der
Wütenden Vagina eine Stimme und Ines Hollenbachs Monolog Tschurimuri
beginnt sehr tragisch und findet schließlich doch noch ein Happy
End. Ein solches findet Sandy Horakovas Meine Vagina war mein Dorf,
wobei es um eine Vergewaltigung zu Zeiten des Balkankrieges geht,
nicht. In solchen Momenten zieht sich frau alles zusammen, ähnlich
wie bei der Angst und Hilflosigkeit, die Julia Genter in Leitfaden,
einem Monolog über sexualisierte Gewalt am Arbeitsplatz, spüren
lässt.
Bei den Vagina Monologen werden etliche
Emotionen abgedeckt und es wird über dieses wunderbare, empfindsame
und wichtige Organ gesprochen, das viel zu oft in Scham versteckt
bleibt. Dabei sollte man stolz darauf sein und sie lieben. Nach
diesem Abend hat man die Vagina aus etlichen Winkeln betrachtet und
schaut sie sich danach vielleicht mit (noch) liebevolle(re)n Augen
an.
Weitere Aufführungen finden am 22.
Oktober und am 09. November 2017 im Kasino Kornmarkt statt. Tickets
gibt es für 17,25 Euro im Vorverkauf und ermäßigt für 13,25 Euro.
Foto: Michael Thielen