Noch bis 1988 war die EKA ein Schlachthof, so die Leiterin Dr. Gabriele Lohberg. Davon zeugen auch noch die Kacheln an den Wänden. Seit 1993 werden dort künstlerische Kurse angeboten und ab heute sind die Räumlichkeiten um eine Kunstform reicher. Das knapp 370 qm große Bildhaueratelier bietet zukünftig Platz für bis zu 199 Theaterbesucher. Die Studiobühne im Augustinerhof ist mit ihren 60 Plätzen zu klein geworden und da die Nachfrage nach Theaterkarten derzeit sehr groß ist, bieten die neuen Räumlichkeiten eine willkommene Entlastung.
Dabei birgt das Atelier besondere Reize: darin stehen acht Säulen, die laut Theaterintendant Manfred Langner kurzerhand in das Spiel integriert werden. Bei Politisch Korrekt sind sie Teil des aufgebauten Pariser Bistros, welches gleich von drei Seiten einsehbar ist. Somit bietet sich für jeden Zuschauer ein eigenes Theater-Erlebnis. Dieses Konzept entspricht nicht der üblichen „Guckkastenbühne“, sondern hebt die Distanz zwischen Schauspieler und Zuschauer auf. Das Spiel wird inmitten des Publikums stattfinden, was eine ganz besondere Intimität schafft, so Langner.
Ganz ohne bauliche Veränderungen ging es zwar nicht, aber das Entfernen und Hinzufügen von Wänden, ein neuer separater Zugang, zusätzliche Räume für die Künstler und eine neue Konstruktion für Beleuchtung und Bühnentechnik blieben laut Kulturdezernent Thomas Schmitt im angestrebten Rahmen. Natürlich soll das Bildhaueratelier vor allem in den Sommermonaten weiterhin vom EKA für ihre Kurse genutzt werden. Das Theater nimmt sich hierbei gerne zurück, zumal sich dieser Zeitraum mit den Theaterferien nahezu deckt. Auch bei der Raumgestaltung wird auf gute Nachbarschaft gesetzt: die EKA mag es gerne weiß und hell und das Theater lieber schwarz und dunkel. Ein Kompromiss wurde durch schwarze Vorhänge an den Wänden gefunden. Sogar Kooperationen zwischen den beiden sind bereits angedacht. So könnten die Seminarteilnehmer in Zukunft Skizzen während der Theaterproben anfertigen, oder es könnten Bühnenbaukurse stattfinden.
Einen kulinarischen Reiz bietet darüber hinaus das benachbarte libanesische Restaurant Herrlich Ehrlich. Es wird nicht nur an der heutigen Premierenparty die Bewirtung übernehmen.
Das flexible, intime und eigene Bühnenkonzept wirkt wie geschaffen für Politisch Korrekt. Die junge französische Autorin Salomé Lelouch erzählt in ihrem Stück von einer jungen links-orientierten Frau, einem Rechtspopulisten und deren unvermuteten Liebesbeziehung. Zwei Extreme treffen aufeinander und trotzdem ist „der Reiz des Stückes, dass es nicht schwarz-weiß ist“, so Langner. Die Kunst der Autorin war es „dass sie den Rechtspopulisten nicht einfach als tobenden Neonazi zeigt, sondern man mit dem auch ein Bier trinken gehen würde“. Der Theaterintendant spricht von Mut und davon, dass man Stellung beziehen muss. Das Stück ist hochaktuell und spielt zur Zeit der Präsidentschaftswahl in Frankreich. Die Thematik kann jedoch auf jedes andere europäische Land übertragen werden. „Theater – sag' ich immer – kann keine Antworten geben, aber wir müssen Fragen stellen. Wir müssen auf Dinge aufmerksam machen und das ist ein aktuelles Thema, das uns auf den Nägeln brennt“.
In Zukunft ist für Langner nahezu jedes Format in den neuen Räumlichkeiten denkbar. Von Komödien, über Tanztheater, bis zu großen Klassikern – er „muss eher überlegen, was nicht rein passt“.
Alle weiteren Aufführungstermine nach der heutigen Premiere befinden sich auf der Theater-Homepage und auch im hunderttausend.de-Veranstaltungskalender.