Tommy Wiseau kommt Ende der 90er Jahre in einen amerikanischen Schauspielkurs, scheitert vor den Augen der Lehrerin grandios durch sein talentfreies Spiel, findet hier aber einen neuen (und wohl auch einzigen) Freund. Greg Sestero ist von der extrovertierten und anpackenden Art Tommys schwer beeindruckt. Gemeinsam verfolgen sie den Traum, in Hollywood Fuß zu fassen, ziehen nach Los Angeles und werden bei jedem Casting rigoros abgelehnt. Was liegt da näher, als einfach selbst einen Film zu drehen? Wiseau beginnt mit dem Drehbuch für The Room und stürzt sich gemeinsam mit seinem Freund und Co-Hauptdarsteller Greg in die Dreharbeiten, bei denen er Regie führt, eine eigene Filmcrew anheuert und etliche Szenen (unnötigerweise) vor dem Greenscreen drehen lässt. Heraus kommt der wohl schlechteste Film der 00er Jahre - der heute Kult ist und dem von James Franco ein Denkmal gesetzt wird.
Der Film im Film, die tragikomische Geschichte um Tommy Wiseau und vor allem das detailgetreue Spiel von Franco brachten dem Schauspieler jüngst einen Golden Globe ein. Der Typ, der seit dem Anfang der 2000er sein schauspielerisches Können unter Beweis stellt und zwischen den Genres herspringt, einen exorbitanten Output vorweisen kann und damit auch noch sehr erfolgreich ist - also James Franco - persifliert hier einen Mann, über den man so gut wie nichts weiß, der aber mit einer fast schon erschreckenden Naivität eine Kunstfigur mit passendem Kultfilm erschaffen und daraus Kapital geschlagen hat. Gleichzeitig setzt er Wiseau auch eine Art Denkmal, wobei es sichtlich einfach ist, aus dem wirklich grottenschlechten Film
The Room einen einzigen großen Witz zu machen. Die krude Dreiecksgeschichte um Johnny und Lisa, die eine Affäre mit dessen bestem Freund Mark anfängt, strotzt nur so von Logikbrüchen und sinnfreien Dialogen, gepaart mit talentfreiem Schauspiel und genauso schlechter Regie. An Francos Seite steht als Greg Sostero, dessen Buch über die Entstehung des Films als Ausgangsmaterial für
The Disaster Artist diente, sein Bruder Dave. Daneben ist auch Seth Rogen mit dabei und etliche Hollywood-Stars haben kleinere Rollen, darunter Melanie Griffith, Zac Efron oder Sharon Stone.
Die Kritiken klaffen auseinander.
n-tv etwa hält den Film "zum Schießen komisch und auf schmerzhafte Weise wunderschön", während
spiegel-online direkt zu Beginn attestiert: "Lustig ist die detailgetreue Darstellung der Peinlichkeiten allerdings nicht.". Der österreichische
Kurier schreibt: "Franco allein schöpft durch sein kongeniales Spiel als Gaga-Regisseur unglaublich viele Lacher ab.", bemängelt aber, dass der Figur Wiseau in diesem Film nicht näher gekommen wird - keine der vielen offenen Fragen würden beantwortet und das Potential einer tiefgründigeren Hinterfragung würde nicht genutzt werden. Genau darin wiederum sieht
filmstarts.de die Stärke des Films, dass eben nicht versucht wird, den Rätseln "mit irgendwelchen psychologisierenden Erklärungsmustern auf den Grund zu gehen". Das Fazit des Online-Portals lautet daher auch: "Tommy Wiseau ist mit seinem Aussehen, seiner Art zu sprechen und als Mastermind hinter „The Room“ so ziemlich das leichteste Ziel überhaupt, um sich über ihn lustig zu machen. Aber auch wenn „The Disaster Artist“ ein oft urkomischer Film ist, haut James Franco seinen Protagonisten eben nicht in die Pfanne, sondern setzt ihm ein oft absurdes, mitunter berührendes, immer extrem kurzweiliges filmisches Denkmal."
In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.
Foto: Warner Bros.