hunderttausend.de: Hi Cecilia, schön, dass wir das Gespräch noch vor dem Rockaway Beach am Freitag hinbekommen haben. Lass uns doch gleich mal mit eurem aktuellen Album, Radio Rebelde, einsteigen. Euer achtes Album wurde vor knapp einem halben Jahr veröffentlicht. Wie fühlt ihr euch denn inzwischen damit?
Cecilia: Tatsächlich ist es unser neuntes Album, wenn man die Havana Sessions mitzählt, da haben wir alte Songs neu aufgenommen in Havanna mit kubanischen Musikern. Nichtsdestotrotz sind wir aber sehr glücklich mit dem Album und nachdem wir schon einige Zeit damit auf Tour sind, wissen wir auch, dass es unseren Fans genauso geht (lacht). Wir haben definitiv eine großartige Zeit und viel Spaß auf Tour und dabei, die neuen Songs live zu spielen. Obwohl sie sich für uns gar nicht mehr so neu anfühlen (grinst).
Wie schreibt ihr denn überhaupt zusammen Musik? Alle zusammen oder jeder für sich alleine?
Normalerweise kommt unser Gitarrist Håkan mit einer Songidee und der Melodie an. Wir probieren das im Proberaum dann alle zusammen aus und kümmern uns um die Arrangements. Und danach erst schreiben wir die Texte. Manchmal alle zusammen, aber im Normalfall setzen wir uns zu zweit zusammen oder arbeiten individuell daran. So haben wir alle einen Anteil am Songwriting, aber in unterschiedlichen Formen und an verschiedenen Arbeitsschritten.
Eure Musik ist ziemlich politisch, genauso wie euer Verhalten. Zurückblickend an eure Anfänge, glaubst du, ihr seid inzwischen weniger wütend oder habt inzwischen eine stärkere Meinung zu unterschiedlichen Themen?
Nein, dass wir weniger zornig sind wenn es um Ungerechtigkeit geht, würde ich nicht sagen. Da sind wir eher noch wütender geworden. Ein offensichtlicher Grund dafür ist, dass viele Dinge in den letzten Jahren immer schlimmer wurden. In Schweden hat unsere rechtslastige Regierung so ziemlich alles zum Ausverkauf frei gegeben. Die Krankenhäuser, Schulen, Tagespflege und so weiter. Zudem scheint es inzwischen irgendwie sozial akzeptiert zu sein, wenn man etwa Rassist ist. Vor nicht einmal vier Jahren war das definitiv nicht der Fall! Die drittgrößte Partei Schwedens ist eine konservative Rassisten-Partei, die neben etlichen anderen grausigen Vorhaben die Frauenrechte stark beschneiden möchte. Das ist doch total verrückt. Am 1. September wird bei uns gewählt. Natürlich hoffe ich auf einen guten Ausgang der Wahl, aber ich habe auch Angst vor dem Gegenteil. Wir sind politisch und möchten das auch auf keinen Fall ändern. Niemals in der Vergangenheit und auch nicht in der Zukunft. Auch wenn das bedeutet, dass wir unbequem sein müssen.
Ich hoffe mit euch, dass die Wahl kein böses Erwachen wird. Ein kleiner politischer und auch örtlicher Wechsel, in deiner ersten Antwort klang es schon an: Ihr habt eine starke Verbindung zu Kuba. Magst du uns erzählen, wie diese Beziehung anfing und warum ihr dem Land so verbunden seid?
Ja, das stimmt. Ich glaube, zum ersten Mal haben wir 2011 in Kuba gespielt. Ein schwedisches Festival zog von einer kleinen Stadt in Schweden nach Havanna und lud einige Bands ein, zu denen auch wir gehörten. Für uns wurde wirklich ein Traum wahr. Wir sind Sozialisten und wir bewundern die kubanische Revolution, daher waren wir sehr glücklich, dorthin fahren zu dürfen. Seitdem haben wir vier weitere Male in Kuba gespielt und hoffen, dass wir sehr bald die Zeit haben, nochmal dahin zu fahren. Die Menschen, die Atmosphäre, das Fehlen von Kommerz...Es ist fantastisch! Wir haben Freunde dort und auch unser Mann bei unserem ehemaligen Label lebt mit seiner Familie jetzt in Havanna. Daher würden wir uns unglaublich darüber freuen, dort wieder hinzufahren.
Ich drücke euch die Daumen! Wenn ihr live spielt, ist es ja inzwischen kein Geheimnis mehr, dass ihr eine beeindruckende Show hinlegt - immer richtig wild und intuitiv. Wie fühlt es sich den für euch an, auf der Bühne zu stehen?
Danke (lacht). Wir lieben es!! Es ist großartig, auf der Bühne sein zu dürfen, während wir alle Spaß haben. An uns gegenseitig, an unserer Musik und der Menge vor uns. Wir haben eine richtig gute Zeit und ich denke, das ist es, was man sieht.
Tatsächlich seid ihr ja mehrere Wochen im Jahr auf Tour und ziemlich viel unterwegs. In einem anderen Interview hab ich gelesen, dass ihr in Schweden auch noch einem "normalen" Job nachgeht. Wie hart ist es denn euer Musikerleben mit dem Alltag zu verbinden?
Manchmal ist es weniger schwierig als an anderen Tagen. Seit wir alle Familien und kleine Kinder zu Hause haben, können wir nicht mehr so oft unterwegs sein. Und, wie jeder andere auch, müssen wir Rechnungen zahlen. Daher müssen wir auch arbeiten gehen. Natürlich wäre es sehr viel einfacher, wenn wir unsere Arbeit nicht machen müssten. Aber wir schaffen das alles.
Kürzlich seid ihr mit den Broilers und Die Toten Hosen auf deren großen Tourneen unterwegs gewesen. Wie war das denn?
Mit den Hosen und Broilers zu spielen war unglaublich gut. Beide Bands sind großartig - die Leute sind nett und freundlich - wir haben uns wirklich willkommen gefühlt und wurden von beiden richtig gut behandelt. Wir schätzen es unglaublich, dass sie uns das Privileg und die Möglichkeit geboten haben, mit ihnen auf einer Bühne zu stehen. Wir haben zuvor noch nie eine so großes Publikum gehabt und es war sowohl aufregend als auch ein großes Vergnügen!
Merkt ihr denn Unterschiede zwischen Headliner-Konzerten und Festival-Slots?
Ja, das fühlt sich immer anders an. Als würde man zwei verschiedene Sportarten betreiben. Bei Festivals hat man keine Zeit für einen ordentlichen Soundcheck und das kann ziemlich schnell eher in Stress ausarten. Zudem muss man das Publikum irgendwie "für sich gewinnen", zumeist in recht kurzer Zeit. Bei Headliner-Shows kennen die Leute uns und wir müssen uns nicht vorstellen oder sowas. Dadurch wird es unterschiedlich, doch ich mag beide Arten. Man weiß schließlich nie, wann die Magie einsetzt (lacht).
Am Freitag spielt ihr ja auch beim Rockaway Beach Festival. Kennt ihr denn schon eine der anderen Bands oder freut ihr euch gar darauf, eine von denen live zu sehen?
Es wird wunderbar, die sympathischen Leute von Lygo wiederzusehen. Sie waren als Support bei unserer Frühjahrstour dabei und wir wurden Freunde. Daher freue ich mich auf die Jungs und auch auf ihre Show. Außerdem will ich mit Adam Angst gern ansehen. Und ich freu mich darauf zu Schwimmen! Ich liebe es einfach und ich hab gehört, dass es einen wunderschönen See direkt am Festival-Gelände gibt! Wohooo (lacht)!
Das stimmt tatsächlich, ich wünsch dir viel Spaß beim Schwimmen, beim Festival und drücke die Daumen für eure Zukunft! Danke für deine Zeit.
Danke dir!
The Baboon Show spielt am 31. August 2018 beim Rockaway Beach Festival. Tickets für die Veranstaltung in Losheim am See gibt es noch für 40,75 Euro.