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16.01.2020 Jana Ernst  
Sum 41 mit Special Guest Zebrahead

Eine Ode an den Punkrock

​​​​Der Punk wurde schon öfter totgesagt, als sich zählen lässt. So oft, dass es schon lange eine standardisierte Antwort auf diese Unterstellung gibt. Ganz und gar nicht standardisiert haben Zebrahead und Sum 41 am Mittwoch in der LuxExpo The Box bewiesen, wie lebendig ihr Genre noch immer ist.

 
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​Die Erwartungen sind hoch, an einem Abend den Zebrahead eröffnen um dann an die kanadische Punkrock-Legende Sum 41 zu übergeben. Aber keine der beiden Bands ist mehr grün hinter den Ohren und keiner schert sich darum, den Erwartungen irgendwelcher Kritiker gerecht zu werden. Ganz gemäß dem Motto „Totgesagte leben länger“ haben Zebrahead und Sum 41 mal wieder eindrücklich und jedem Zweifel erhaben bewiesen – nein, der Welt ins Gesicht gebrüllt: Punk's not dead. Oder, um es in den Worten von Billy Talent zu sagen: „Those glory days, they ain't over yet / So light that torch and burn like a jet / 'Cause revolution starts on the mic."

Wo mancher Support nur schleppend in Fahrt kommt, Schwierigkeiten hat, das Publikum für sich zu gewinnen, da tut Zebrahead einfach so, als sei das hier allein ihr Abend. Zugegeben, nicht jede Support-Band verfügt über einen derart großen Erfahrungsschatz (die Band wurde 1996 gegründet) und nicht immer sind die Fans des Haupt-Acts nahezu sicher auch Fans der Vorband. Nichtsdestotrotz haben Zebrahead, in der kurzen Zeit die sie hatten, die Messlatte sehr hoch angelegt. Wohlwissentlich, dass Sum 41 kein Problem damit haben werden, sie trotzdem locker zu überspringen. Ein besonders denkwürdiger Zebrahead-Moment war, nebst der allgemeinen Qualität der Performance, ein kleiner aber feiner Song mit dem Text: „Drink, drink, oh Luxembourg, drink, drink with me. Drink, drink, oh Luxembourg, until you have to pee.“ Ein zweifellos meisterliches Werk also, das seine volle Wirkung in Form eines ziemlich großen Circle Pits entfaltete.

Wie auch Zebrahead verzichteten dann später auch Sum 41 auf ein aufwändiges Bühnenbild, das inzwischen bei vielen Konzerten der Standard ist. Eine Leinwand reicht, nicht einmal digital. Es geht hier schließlich um die Musik. Nur auf ihren gigantischen Totenkopf, der mit Knochenhänden die Nummer 41 zeigt, konnte dann doch nicht verzichtet werden.

In ihren 24 Jahren Bandgeschichte haben Sum 41 so viele Hits angesammelt, dass sie daraus quasi ihre komplette Setlist basteln könnten. Überraschenderweise standen darauf tatsächlich kaum Stücke vom neuen Album Order in Decline, sondern hauptsächlich ältere Songs, inklusive der allerersten Single Makes No Difference. Die drei mit Abstand bekanntesten Songs Fat Lip, Still Waiting und In Too Deep haben sich die Kanadier – natürlich – bis ganz zum Schluss aufgehoben. Fat Lip wurde dabei von Frontmann Deryck Whibley nicht ganz unironisch als das kanadische „national anthem“ angekündigt und selbstverständlich auch entsprechend gewürdigt. Der Song ist und bleibt schlussendlich die Hymne einer ganzen Generation von Punks, eine Ode an den Punkrock selbst. „I know I'm not the one you thought you knew back in high school / Never going, never showing up when we had to / Attention that we crave, don't tell us to behave /I'm sick of always hearing 'act your age'."

Aber nicht nur Sum 41 und ihre Hits, auch dieser Abend an sich war eine Liebeserklärung an dieses Genre, dass sich schon seit der Zeit seiner Urväter Sex Pistols, The Clash oder den Ramones jeder Definition entzieht. Nie haben sich so viele Menschen so liebevoll verprügelt. Nie werden so viele Menschen auf Händen getragen. Nie sind so viele Menschen mit so wenig Feindseligkeit auf so engem Raum zusammen. Nie wird man von so vielen Händen wieder auf die Füße gezogen, wenn man zu Boden geht. Nie sind Aussehen und Status so egal. Nie teilt man strahlenderes Lächeln mit so vielen fremden Gesichtern. Nie – außer auf einem wirklich guten Punk-Konzert. 


Das Konzert wurde veranstaltet von A-Promotions (den Atelier).

Foto: Carl Neyroud / Deadly Sexy Carl​​​​​

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