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27.03.2020  
Studie an der Universität Trier

Über Studierende, Corona-Partys und Verschwörungstheorien

​​​​​Sorglose Partys oder vorbildliches Verhalten? Für Studierende gibt eine Studie des Trierer Professors Marc Oliver Rieger darauf eine Antwort.​

 
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​In seiner Studie hat Professor Marc Oliver Rieger 250 Studierende mit Szenarien konfrontiert, die sie beurteilen sollten. Er fragte zum Beispiel: Was halten sie davon, wenn sich Studierende zum Fußballspielen treffen? Oder zusammen ein Grillfest feiern? Die weit überwiegende Mehrheit der befragten Studierenden findet solche Aktionen zum jetzigen Zeitpunkt schlecht oder sogar inakzeptabel. Wenn Studierende aber darauf bestehen, Abstand zu halten oder andere für Fehlverhalten kritisieren, stößt das auf breite Zustimmung. Das ist also die gute Nachricht: Corona-Partys sind zumindest unter Studierenden verpönt.

Was Verschwörungstheorien angeht, sieht das Bild allerdings nicht so gut aus: Rund ein Drittel der Befragten stimmt der These „Die Medien wollen Informationen zum Coronavirus vor uns verheimlichen" zumindest teilweise zu. Marc Oliver Rieger ordnet das so ein: „Dass Medieninhalte nicht blind geglaubt werden, zeugt von eigenständigem Denken. Bedenklich ist dagegen, dass den Medien eine geheime, finstere Absicht unterstellt wird - ein typisches Merkmal von Verschwörungstheorien.“

Immerhin rund 15 Prozent der Studierenden stimmt sogar - zumindest teilweise - der These zu: „Der Hype um Corona ist letztlich nur von Pharmafirmen und anderen Gruppen verursacht worden, die davon profitieren". Das ist auch deswegen besorgniserregend, weil die Studie zudem zeigt, dass es gerade die Anhänger solcher Verschwörungstheorien sind, die weniger von sozialer Distanz halten.

Es gibt aber ein Gegenmittel: Wenn Studierende mehr ältere Menschen persönlich kennen, beeinflusst das ihre Einstellung zu sozialer Distanz positiv. Der Gedanke, Bekannte und Verwandte aus dieser Risikogruppe schützen zu wollen, hilft also für das Verständnis der Situation.

In der Studie wurden auch einige andere Aspekte untersucht, insbesondere das vorhandene Wissen zum Thema. Hier lagen Licht und Schatten nahe beieinander: Während alle Studienteilnehmer wussten, dass das Virus auch von symptomfreien Menschen übertragen werden kann, waren immerhin 17 Prozent der Studierenden typische Übertragungswege nicht klar bekannt.

Schließlich schätzten die Teilnehmer die Dauer der aktuellen Einschränkungen im Durchschnitt auf sechs Wochen und rechnen mit 3000 Todesfällen in Deutschland bis zum Jahresende. Hier schwankten die Schätzungen aber sehr stark. „Das ist nicht weiter verwunderlich angesichts der großen Unsicherheiten über die weitere Entwicklung der Situation“, so Rieger.

Unter folgendem Link gibt es eine erstes kurzes Paper zur Studie: https://www.uni-trier.de/index.php?id=72445


Die Studie wird voraussichtlich in Kürze im Social Science Research Network veröffentlicht.

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