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19.03.2018 Julia Nemesheimer  
Stephan Brakensiek: Die Akte Marx

Geheimnisse um Marx

​Stephan Brakensiek hat kürzlich seinen neuesten Kriminalroman veröffentlicht. "Die Akte Marx" ist der dritte Fall für den Trierer Kommissar Ferschweiler und seinen Kollegen Wim de Boer. hunderttausend.de hat sich das Buch durchgelesen.

 
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​Rudi Ferschweiler wird zu einem Tatort ins Ruwertal gerufen. Ermordet wurden zwei holländische Touristen, deren Identität sich schwieriger feststellen lässt als gedacht. Doch ihr Tod scheint mit Karl Marx in Verbindung zu stehen, denn kurz vor ihrer Ermordung wurde der Mann gemeinsam mit einem verschwundenen Jungen im Rheinischen Landesmuseum gesehen. Dort hatten sie Teile eines Manuskriptes dabei, das unzweifelhaft dem berühmten Philosophen zuzuschreiben ist und das Bild, das lange gepflegt wurde, erschüttern würde. In der Folge kommt es zu einer akribischen Suche, die die beiden Ermittler tief in die Geschichte abtauchen lässt und Geheimnisse lüftet, die von nicht wenigen Menschen gerne für immer bewahrt worden wären.

Erstmals erschien Ferschweiler 2012 in dem Roman "Die schöne Tote im alten Schlachthof", knapp drei Jahre später ging es für den schrulligen Trierer Kommissar mit "Im Schatten der Wallfahrt" weiter. Beide Krimis hat Stephan Brakensiek nicht alleine geschrieben, sondern mit Sabine Schneider gemeinsam. Jetzt wagt er sich allein an einen dritten Fall für seinen Ermittler, der Trier-West liebt und eigentlich auch Veränderungen nicht wirklich mag. Trotzdem gehen gerade einige Umstellungen vor, die Ferschweiler ziemlich missmutig aufnimmt. Das passt durchaus zur Figur des verschrobenen Kommissars, doch zwischendurch hat man das Gefühl, dass es so viele Fälle gar nicht mehr geben wird - als würde man hier schon langsam, aber beständig, einen Abschied vorbereiten. Der Verdacht kommt auf, dass dieser etwas wehleidige Mann in seinen 50ern entweder bald selbst gehen wird, obwohl er seinen Job liebt und vermutlich ohne kaum was mit sich anzufangen wüsste, oder irgendwann im Dienst stirbt.

Daneben gibt es ab der Mitte des Buches eine neue Figur im Ermittlerteam, die sich recht gut einfügt, aber zwischendurch irgendwie von der Bildfläche verschwunden scheint, um kurz danach wieder mit passenden Neuigkeiten aufzutauchen. Tatsächlich wirkt die gesamte Kommunikation doch recht hölzern, man hat nicht das Gefühl, dass irgendjemand wirklich so redet. Bei verschiedenen Professoren mag es noch nachvollziehbar, wenn auch gesteltzt, klingen, doch im alltäglichen Gespräch ist es insbesondere zu Beginn recht störend. Hinzu kommt, dass es manchmal einem manchmal so vorkommt, als hätte Brakensiek eine Liste mit Trierer Begriffen oder Orten vorliegen gehabt, die abgehakt werden mussten - Hauptsache so viel Lokalkolorit wie möglich unterbringen. Natürlich ist es, insbesondere für Ortsfremde, schön, anhand der Straßen- und Ortsnamen, etwa bei Google-Maps, den Weg der Polizisten nachzuverfolgen. Die persönlichen Geschichten bringen eine weitere, menschliche Komponente mit rein, auch wenn viele scheinbar im Sande verlaufen und keinen wirklichen Mehrgewinn für die Story bringen.

Diese selbst ist zwischendurch ein wenig an den Haaren herbeigezogen. Natürlich fußt das meiste, was hier über Karl Marx geschrieben wird, auf historischen Tatsachen. Dafür dürfte Brakensiek, der unter anderem Geschichte an der Ruhr-Uni-Bochum studierte, gesorgt haben. Vieles ist natürlich allseits bekannt und rückt aktuell mit den tatsächlichen Vorbereitungen für die große Marx-Ausstellung wieder verstärkt in den Blickpunkt des geschichtlich Interessierten - auch über Triers Grenzen hinaus. Und insofern kann man diesen Kriminalroman durchaus auch nochmal nutzen, um sich einige wichtige Stationen und Informationen über Karl Marx zu beschaffen beziehungsweise nochmal ins Gedächtnis zu rufen oder zum Anstoß von eigenen Recherchen über den Philosophen zu nehmen. 

Auf den Verlauf der Geschichte soll an dieser Stelle nicht weiter eingegangen werden, um Spoiler zu vermeiden. Für Liebhaber von Regionalkrimis oder Fans von Ferschweiler und seinem Team dürfte sich der Griff lohnen.

Stephan Brakensiek - Die Akte Marx, Emons Verlag 2018, 256 Seiten, ISBN 978-3-7408-0268-4, 10,90 Euro.

Foto: Stadtmuseum Simeonstift

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