Gewinnspiele
18.05.2019 Jana Ernst  
Seven

„Mit ihr zu singen ist wie mit einem richtig teuren E-Bike Fahrrad fahren.“

​​​​Von wem der Musiker Seven dabei spricht, warum er ein Album wie ein Theaterstück geschrieben hat und wie die besonderen Abende seine Soulmate-Tour ablaufen, verrät er hunderttausend.de im Interview. Außerdem gibt es 3x2 Tickets für sein Konzert in der Rockhal zu gewinnen.

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hunderttausend.de: Eine erste Frage für all unsere Leser, die dich noch nicht kennen: Wie würdest du selbst deine Musik beschreiben?

Seven: Ich bin '78 geboren und voll in der Prince-, Michael Jackson- und Wham!-Zeit aufgewachsen. Ich habe auch zurückgeschaut zu Stevie Wonder, James Brown und wie sie alle heißen und viel Hip-Hop gehört. Dieser Mix aus altem Soul, neuen Beats und der Liebe zu Bands, die das live auch killer umsetzen – das ist das, was ich als Zuhörer liebe. Schlussendlich macht jeder gute Künstler genau die Musik, die er hören will. Also wenn ein Musiker seine eigene Musik nicht gerne hört, dann sollte er vielleicht besser etwas anderes machen (lacht).

Deine Eltern sind auch Musiker – du bist also damit groß geworden. War es für dich von Anfang an klar, dass du selbst auch eine musikalische Karriere einschlagen willst, oder hat sich das erst später entwickelt?

Ich glaube Musik zu machen, so wie das bei mir passiert ist, war keine bewusste Entscheidung. Stell es dir so vor: Du hast als kleiner Junge mit fünf, sechs Jahren bereits Michael Jackson gehört und in deinem Zimmer getanzt und gesungen. Dein Bruder ist sechs Jahre älter, hat eine Band und weiß, dass du gerne singst. Dann nimmt er dich mal mit und plötzlich bist du in einer Band. Du willst mal Geige spielen und dann spielst du eben Geige. Das war keine Entscheidung wie: Ich esse jetzt noch diese Müsli fertig und dann werde ich Musiker. Die Frage habe ich mir einfach nie bewusst gestellt. Musik ist für mich ein Bedürfnis, ein Hobby, eine Liebe und die wurde dann zum Beruf. Dafür bin ich sehr dankbar.

Sicher war es für mich etwas einfacher, dadurch, dass meine Eltern auch Musiker sind. Ich musste diese Liebe also nicht erst entdecken und den Zeitaufwand, den ich schon immer in die Musik investiert habe, nie zu Hause erklären. Aussagen wie „Mach doch mal was G'scheits!“, „Das wird nix!“ oder „Das bringt nix!“ musste ich mir natürlich nicht anhören. Im Gegensatz zu vielen anderen jungen Musikern in unseren Breitengraden.

Also war für dich die metaphorische Schwelle niedriger?

Das Verständnis und die Unterstützung waren einfach da und das hilft einem Jungen nun mal sehr. Ich war zwölf, als die Konzertsache mit der Band meines Bruders richtig losging. Er war da 18, hatte ein Auto und nahm mich überall hin mit. Und meine Eltern haben das zugelassen, fanden es sogar toll, dass ihre Söhne zusammen Musik machen. Wir sind zu Hause auf offene Arme gestoßen, auch wenn wir keine klassische sondern Pop-Musik machen.

Hattest du nie den Wunsch etwas anderes zu tun als der Rest deiner Familie?

Was ich mache, ist tatsächlich etwas ganz anderes als das, was meine Eltern tun. Sie unterrichten klassische Musik, haben eine Anstellung an einer Oper und damit einen sehr viel geregelteren Beruf. Bei mir funktioniert das eher nach dem Luft-und-Liebe-Prinzip: Ich schreibe Musik, veröffentliche sie und bin darauf angewiesen, dass sie jemand kauft und zu meinen Konzerten geht, damit ich am Ende des Monats davon meine Miete zahlen kann. Im Alltag und der Umsetzung ist der Beruf also überhaupt nicht vergleichbar, nur im eigentlichen Inhalt. Und meine Eltern wussten, dass sie mich sowieso nicht hätten stoppen können. In dieser Angelegenheit habe ich einen harten Schädel und mich jahrelang mit Nebenjobs durchgeprügelt. Dass ich von meiner Musik gut leben kann, war nie die Entscheidungsgrundlage. Ansonsten würde ich heute wohl bei einer Bank arbeiten.

Du hast vorhin angesprochen, dass du in der Band deines Bruders gespielt hast, heute ist er Teil deiner Band.

Absolut. Seit über 30 Jahren spielen wir schon zusammen.

Wenn ich an manch andere Geschwister denke, dann frage ich mich, ob man sich nicht manchmal ganz schön in die Haare kriegt.

Wir haben eine ganz spezielle Beziehung. Er ist sechs Jahre älter und hat einfach seinen kleinen Bruder mit zur Probe seiner Instrumentalband gebracht, nach vorne gestellt, ihm das Mikro gegeben und gesagt: „So, du bist jetzt unser Sänger.“ Wie er das dem Rest der Band verkauft hat, weiß ich bis heute nicht! (lacht) Es ist mir ein Rätsel. Das zeigt seinen Charakter aber ganz gut. Er ist nicht der Typ, der den Mittelpunkt sucht. Wir hatten bis heute noch keinen wirklich krassen Streit. Ich bin sehr dankbar dafür, dass er mich ins kalte Wasser geworfen hat, denn so habe ich in kürzester Zeit wahnsinnig viel gelernt.

Dann möchte ich noch auf deine letzten Alben zu sprechen kommen. Das Konzept von 4 Colors musstest du zwar wahrscheinlich schon öfter erklären, aber würdest du uns trotzdem noch einmal erzählen, was es damit auf sich hat?

Ich bin Synästhetiker, das bedeutet, dass ich Farben mit anderen Dingen in Verbindung bringe. Das kann man als Gabe oder als Krankheit sehen (lacht). Das gibt es in ganz verschiedenen Formen und bei mir ist es so: Wenn ich Akkorde höre, dann verbinde ich sie mit Farben. Und zwar immer mit den gleichen. Bei meinem letzten Studioalbum hatte ich auf viele verschiedene Sachen Lust und angefangen, an vier Alben gleichzeitig zu arbeiten. Ein eher molliges, depressives Album, das war für mich eher blau. Ein R'n'B-Album eher rot. Dann ein frisches, souliges, positives Album, das war eher gelb, und ein Funk-Album, das war violett. Ich stand also vor meinem Tisch mit vier Stapeln und habe mir überlegt, was ich damit anfangen soll – ich konnte ja keine vier Alben machen. Das Problem wurde dann zum Titel und zu vier Alben in einem. Es war eine sehr schöne Reise, die vier Farben auch optisch mit vier Videos umzusetzen, mit vier Kapiteln und Orchestern, die auf dem Album von einer Farbe zur nächsten führen. Es ist wie ein Theaterstück mit vier Akten. Und ganz klar das Aufwändigste, das ich je in meinem Leben gemacht habe.

Dieses Jahr hast du ein Live-Album veröffentlicht. Was war dafür der Auslöser?

Ich habe seit Jahren schon kein Live-Album mehr veröffentlicht. Auf der 4 Colors-Tour habe ich Konzerte gespielt, da ging ich von der Bühne und dachte: „Fuck, so gut waren wir noch nie.“ Die Leuchttürme waren dabei das Abschlusskonzert der 4 Colors-Tour mit voller Band und ein Konzert in einem großen, klassischen Saal in der Stadt Luzern, wo ich wohne. Dort stand ich nur mit einer Pianistin und meiner Stimme auf der Bühne. Das habe ich noch nie gemacht und es war einmalig. Diese beiden Abende musste ich unbedingt festhalten und so kam die Idee auf, ein Doppel-Album daraus zu machen.

Bei deinem Konzert in der Rockhal in Luxemburg hast du Stefanie Heinzmann als Duett-Partnerin dabei. Warum hast du gerade sie ausgewählt?

Die Steffi ist für Radio-Musik bekannt und von dieser Stefan Raab-Geschichte. Ich finde aber, dass sie unterschätzt wird: Sie ist eine unfassbar gute Sängerin und davon gibt es nur sehr wenige. Ich kenne sie schon seit langem und auf dieser Soulmate-Tour habe ich jeden Abend einen anderen Gastmusiker dabei und challenge damit mich und meine Band. Es war von Anfang an klar, dass Stefanie die Erste sein wird, bei der ich dafür anfrage. Mit ihr zu singen ist wie mit einem richtig teuren E-Bike Fahrrad fahren.

Du hast mit ihr zusammen bereits den Song Lost aufgenommen.

Richtig.

Wie wird der Konzert-Abend denn ablaufen? Spielt ihr nur diesen einen Song zusammen oder bekommt man noch etwas mehr von ihr zu hören?

Das ganze Konzert muss man sich vorstellen wie eine edle Unplugged-Show. Die Locations sind bestuhlt, wir haben eine Killer-Band dabei mit Streichern, Cello, Kontrabass. Alle in der Band haben ein Mikro und werden viel singen. Es wird richtig intim und persönlich. Dann gibt es eine Pause und am Anfang der zweiten Hälfte kommt der Gast dazu. Wir werden gemeinsam drei Songs spielen, aber keinen, den man erwarten würde. Diese Herausforderung, dass jeder Abend etwas anders ist, ist für uns ganz wichtig. Nach dem Gast ziehen wir ein bisschen an und hoffen, dass wir die Stühle im letzten Viertel des Abends nicht mehr brauchen. Dann lassen wir den Funk noch aus dem Sack.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Spaß bei der Tour, vor allem natürlich in Luxemburg!

 

Wem das Interview Lust auf einen Abend mit Seven und Stefanie Heinzmann gemacht hat, der kann hier 3x2 Tickets für das Konzert am 25. Mai 2019 in der Rockhal in Luxemburg gewinnen.


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Foto: Sven Germann​

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