Interviews
20.10.2015 Vincenzo Sarnelli  
Serge Schonckert

Musik als Symbol

​​Wer kennt sie nicht, die Rock-Klassiker der Band Queen. Am 24. Oktober 2015 zeigt Queen Swings! in der Philharmonie Luxemburg die bekannten Songs der Band in neuem Gewand. Der Solist Serge Schonckert, das  Luxembourg Jazz Orchestra und der von der INECC Luxembourg zusammengestellte Chor wollen beweisen, dass Queen auch swingen kann. Im Gespräch mit hunderttausend.de sprach Schonckert über die Parallelen von Mercury und Sinatra und die Frage, was eine gute Show ausmacht. ​

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Herr Schonckert, mit Queen Swings! legen Sie die Songs der Band Queen in Big Band Swing Manier neu auf. Warum ist es grade Queen?​​​

Die Idee ist eigentlich durch Paul Anka entstanden. Der hat vor vielen Jahren mal ein Album aufgenommen mit Rock-Songs. Diese hat er "verswingt". Das hat mir einfach super gefallen. Ich bin selbst ein Big-Band-Fan. Die Idee, so etwas selbst zu machen, blieb dann aber erst mal lange liegen, weil ich noch andere Projekte hatte. 2012 kam ich dann darauf wieder zurück. Ich wollte aber nicht querbeet alles machen, sondern es sollte schon eher um ein Thema gehen. Ich wollte also bei einer Band bleiben, bei einer Rock-Ikone. Ich habe mich also etwas durch die 70er und 80er Jahre gekämmt. Am Ende blieb aber nur eine Band übrig und das war eben Queen. Das ist eine tolle Band, die selbst so viele Stile und Genres in ihrer Musik abdecken. Es musste einfach Queen sein.

Es sollte also eine Rock-Ikone sein. Wegen des Wiedererkennungswertes oder weil das Format das auch nötig macht?

Sowohl als auch. Ich wollte, dass die Musik ein starkes Symbol ist, ein Statement. Ich hänge selbst an der Musik von Queen und bin Fan. Dadurch hat sich beides irgendwie ergeben.

Auf Ihrer Homepage steht der Satz „So etwa hätte es in der großen Zeit von Frank Sinatra und dem Rat Pack klingen können". Sehen Sie eigentlich Parallelen zwischen Freddie Mercury und Frank Sinatra? Immerhin zwei große Persönlichkeiten der Musik-Geschichte.

Es gibt schon ein paar Parallelen zwischen den Persönlichkeiten. Sie sind beide in ihrem Genre eine Ikone. Quasi ein Massenmedium. Sinatra und Mercury haben beide viele Menschen erreicht mit dem, was sie gemacht haben. Queen hat ja sogar große Stadien gefüllt. Beide waren richtig starke Persönlichkeiten. Das eint sie.

Sie treten mit dem Luxembourg Jazz Orchestra auf. Wie läuft so ein Arrangement ab? Immerhin müssen viele Musiker und ein Chor und Sie als Sänger unter einen Hut gebracht werden. Grade wenn Songs, die es eigentlich schon gibt, neu erfunden werden sollen.

Es gibt zwei Ebenen dabei. Die Eine ist, glaube ich, die Wichtigste. Diese beruft sich auf den Inhalt des Songs. Bei Queen spielt der Text eine sehr große Rolle. Das sind Geschichten, die dort erzählt werden. Nicht selten sind es sehr emotionale Statements, die dort vermittelt werden. Der Song wurde also unter dem inhaltlichen Aspekt auseinander genommen. Worum geht es? Was soll vermittelt werden? Man konzentriert sich auf die Botschaft und setzt darauf einen neuen Song drauf. Und dieser setzt sich aus zwei Dingen zusammen: Der Lead-Gesang und der Chor, der ja dazu kommt. Bei Queen sind diese zwei Elemente aber nicht wirklich trennbar. Weil der Chor nicht nur die großen Harmonien singt, sondern auch den Text transportiert. Die zweite Ebene ist es, das Swing-Genre mit der Big Band zu bedienen. Und da gibt es bei Queen ein paar Songs, die sich total anbieten, weil sie in sich schon fast swingen. Man muss sich also „einfach nur“ des Big-Band-Sounds und den typischen Big-Band-Effekten bedienen, um zum vollen und knackigen Big-Band-Swing zu gelangen.​​

Mit Queen verbinden viele Menschen auch eine besondere Art des Lebensgefühls. Freiheit, Ausbrechen, Exzentrik und das in musikalischer Spitzenklasse. Wie findet sich das, also dieses innere Gefühl was man hat, wenn man Queen hört, in den neuen Arrangements wieder? Es ist sicher kein leichtes Erbe…

Auf jeden Fall! Man muss sich schon während der Arrangements mit diesen Gedanken befassen. Es geht einfach um die Message, um die Botschaft. Das vermittelt dieses Gefühl, von dem Sie sprechen. Und weil wir das zur Grundlage unserer Songs gemacht haben, geht das auch in der Queen Swings! Version nicht verloren. Meiner Meinung nach wird es sogar eher noch unterstrichen.

Wenn Sie wählen müssten: Lieber die Coolness und Lockerheit von Frank Sinatra oder das Spezielle und Mitreißende von Freddie Mercury auf der Bühne?

Ohne Frage, Frank Sinatra. Wobei ich betonen will, dass ich keinen der beiden kopieren möchte. Aber es ist schon so, dass ich lieber eine gewisse Coolness und Lockerheit auf die Bühne bringen will. Ob dann jemand in meiner Herangehensweise einen der Beiden wieder erkennt, möchte ich jedem selbst überlassen. Mein Ziel ist es aber auf keinen Fall, jemanden zu imitieren. Queen Swings! soll eine eigene Show sein. Ich glaube vor allem, wenn man Freddie Mercury oder Frank Sinatra imitieren will, dann kann man nur verlieren. Das sind so große Persönlichkeiten, dass man sich selbst auf ewig zur Kopie degradiert. Das will ich nicht. Ich will die Songs, die Emotionen und die Botschaften der Songs neu darstellen.

Sie sind Sänger, Schauspieler, Regisseur und vieles mehr. Sozusagen ein "Tausendsassa" der Bühne und in allen Bereichen tätig. Was macht eine gute Show, ein gutes Stück oder eine gute Performance für Sie aus? Und was können die Leute von Queen Swings! erwarten?

(lacht). Also um eine gute Show zu haben, muss der Rahmen stimmen. Und der stimmt in der Philharmonie auf jeden Fall. Und wenn man die Show selbst sieht, dann gehört einfach auch der Look auf der Bühne dazu. Die Show geht zurück in die Rat Pack-Zeit, hat also etwas von Broadway-, Retro- und Glam-Style der 50er und 60er Jahre. Technik und Ton muss natürlich stimmen. Es muss aussehen wie damals und klingen wie heute! Wenn auf diesen Ebenen alles passt, dann gehört auf der Bühne noch Authentizität und Inhalt dazu. Das muss einfach da sein. Das macht eine gute Performance aus. ​

Ist die Authentizität auch der Grund, warum Sie auf der Bühne kein Imitat sein wollen, sondern lieber sie selbst bleiben?

 Ja, aber ich muss sagen, dass ich auch nicht wirklich mich darstellen will. Nicht ich stehe im Mittelpunkt, sondern die Botschaften und Inhalte, die vermittelt werden.  ​

Sie sind also eher eine Art Vermittler…

Genau. Es ist ein bisschen wie bei Sinatra. Ein Produzent von ihm hat mal über ihn gesagt, dass er vielleicht nicht der beste Sänger sei, aber bei weitem der beste Erzähler. Und das macht Sinatra aus. Man muss ihm einfach zuhören, wenn er erzählt. Und das ist das Entscheidende.

Zum Abschluss: Welche Projekte stehen bei Ihnen neben oder nach Queen Swings! an? Sie sind ja sehr vielseitig unterwegs.

Im Moment nimmt mich Queen Swings! sehr in Anspruch. Ich plane aber derzeit tatsächlich schon eine andere Show, von der ich aber noch nichts verraten kann und möchte (lacht). Vielleicht soviel, dass es wahrscheinlich wieder in Richtung Musicals geht. Aber vorerst stehe ich noch zu 150% hinter und in Queen Swings!

Dann viel Erfolg am 24. Oktober und vielen Dank für das Gespräch.

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