Film der Woche
27.09.2018 Sina Steiner  
Offenes Geheimnis

Familiäre Abgründe

​​Ab heute gibt es in den Kinos die neue Inszenierung des iranischen Filmemachers Asghar Farhadi zu sehen. Diesmal verlagert der Oscar-Preisträger seine Geschichte nach Spanien und betrachtet dort Familiengeheimnisse. Mehr dazu gibt es im vorerst letzten Film der Woche. 

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Laura (Penélope Cruz) lebt seit vielen Jahren mit ihrem Ehemann Alejandro (Ricardo Darín) und ihren beiden Kindern in Argentinien. Zur Hochzeit ihrer Schwester Ana (Inma Cuesta) reist Laura zusammen mit ihren Kindern in ihr spanisches Heimatdorf. Alejandro kann aufgrund von Geschäftsterminen nicht mitkommen. Zurück in der Heimat trifft Laura auf ihre Jugendliebe Paco (Javier Bardem), dem sie vor 16 Jahren ihren Anteil des Familienerbes verkaufte. Paco hat zusammen mit seiner Ehefrau Bea (Bárbara Lennie) aus dem wertlosen Stück Land ein erfolgreiches Weingut geschaffen, weswegen Lauras Vater Antonio (Ramón Barea) eifersüchtig ist. Dieser führte früher ein erfolgreiches Weingut, dass er jedoch aufgrund einer Spielsucht verlor und mittlerweile pleite ist. Als während der Feierlichkeiten Lauras kranke Tochter Irene (Carla Campra) entführt wird, werden zahlreiche Geheimnisse der Familien ans Licht gebracht und es beginnen gegenseitige Verdächtigungen. 

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​​Der neue Film des iranischen Drehbuchautors und Regisseurs Asghar Farhadi, präsentiert sich als eine Verbindung aus psychologischem Drama und Thriller. Wer bereits Filme des Oscar-Preisträgers kennt, wie Nader und Simin – Eine Trennung oder The Salesman, wird mit seiner Filmdramaturgie vertraut sein. Der Filmkritiker Gerhard Midding analysiert sie auf epd-film folgendermaßen: „Farhadi ist ein Erzähler, der Wert legt auf die Lesbarkeit seines Stils. Die Mechanismen menschlichen Verhaltens und das Werk, das die Zeit an ihm verrichtet, sind seine thematischen Impulse.“  

Dabei erinnert die aktuelle Inszenierung besonders an die Veröffentlichung Alles über Elly von 2009. Dort ist es das plötzliche Verschwinden der jungen Frau Elly, welches eine unvorhersehbare Gruppendynamik auslöst. Fahrhadi nutzt hier geschickt die Erzählstruktur um die iranische Mittelklasse zu porträtieren. Bei Todos lo saben, wie der spanische Originaltitel ist oder zu deutsch Alle wissen es, nehme nun der Filmemacher, laut dem Filmkritiker Joachim Kurz auf kino-zeit, eine ähnliche Ausgangssituation um die Geschichte zu entfalten. Dabei kritisiert Kurz jedoch die Anpassung Farhadis an das europäische Kino, er schreibt: „Die Ironie der Geschichte will es aber, dass Farhadi aus den Beschränkungen heraus, die ihm als Regisseur im Iran auferlegt waren und die unter anderem aus About Elly solch ein Faszinosum machten, mehr zu kreieren verstand als aus den Freiheiten, die ihm im viel offeneren und demokratischen Westeuropa möglich sind.“  

Nichtsdestotrotz schafft es Farhadi die gewohnten Konventionen eines Thrillers durch die entstehende Intimität in den Beichten der Charaktere aufzubrechen. Mit Penélope Cruz und Javier Bardem sieht man unterdessen zwei sehr bekannte Schauspieler in den Hauptrollen. ​​


 In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.



​​​Foto: Pro Kino​

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