Stadtgespräch
15.06.2016 Veranstalter Veranstalter
Nero und die Frauen

Gefährliche Liebschaften

Frauenleichen pflastern seinen Weg: Kaiser Nero soll nicht nur zwei Ehefrauen, sondern auch die eigene Mutter ermordet haben – ein Tabubruch sondergleichen. Dennoch war er dem weiblichen Geschlecht nicht nur in Hass und Gewalt verbunden. Frauen spielten eine zentrale Rolle in Neros Leben, als Vertraute, Geliebte und Beraterinnen. Und zeitweise war er sogar selbst eine von ihnen.

 
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​​Hinter jedem mächtigen Mann steht eine noch stärkere Frau, sagt man. Für den römischen Kaiser Nero trifft diese Binsenweisheit mit hoher Wahrscheinlichkeit zu. Seine Mutter Agrippina verfolgte seit seiner Geburt das ehrgeizige Ziel, ihren Sohn auf den Kaiserthron zu hieven – koste es, was es wolle. Die Propheten warnten sie schon im Kindbett: Nero werde den Thron besteigen, aber er werde auch Mörder seiner Mutter werden.

Diese Warnungen sollten sich im März des Jahres 59 auf grausame Weise erfüllen. Als Nero genug hatte vom Einfluss seiner Mutter in die Regierungsgeschäfte, schmiedete er ein Mordkomplott: In einem Schiff mit „Sollbruchstelle" sollte Agrippina auf hoher See ertrinken, die zähe Mutter konnte sich jedoch schwimmend ans Ufer retten. Schließlich wurde sie von Neros Schergen in ihren Gemächern gestellt. Die Legende sagt, dass sie ihren Bauch entblößt und die Soldaten aufgefordert habe: „Stoßt das Schwert in den Leib, der Nero geboren hat." Mit ihrem Tod war das einst innige Band zerschnitten, das Mutter und Sohn miteinander verbunden hatte.

Nur wenige Jahre später sollte das zweite Frauenopfer fallen: Octavia, Kaisertochter und Stiefschwester Neros, war als Teenager mit ihm verheiratet worden. Eine Zweckehe, die dazu dienen sollte, den Anspruch auf den Thron zu sichern. Von Beginn an sollen die Eheleute wenig gegenseitige Begeisterung füreinander empfunden haben, Nero vergnügte sich in Affären, etwa mit der Freigelassenen Acte, die der Legende nach Intimitäten zwischen Nero und seiner Mutter verhindert haben soll.

Zu den faszinierendsten Frauengestalten um Nero gehört seine Geliebte und spätere Ehefrau Poppaea Sabina, die als schönste Frau ihrer Zeit galt. Sie soll durch Bäder in Eselsmilch die vornehme Blässe ihrer Haut erhalten haben und ihre Schönheit durch einen Schleier noch gesteigert haben. Doch Poppaea galt nicht nur als atemberaubend schön, sondern auch als raffiniert und skrupellos. Nachdem ihre Nebenbuhlerin Octavia wegen angeblicher Unfruchtbarkeit verstoßen worden war, forderte Poppaea ihren Kopf. Damit war das Todesurteil über die beim Volk beliebte Octavia gesprochen.

Poppaea, ähnlich wie Neros Mutter Agrippina, nutzte ihren politischen Einfluss als Kaiserin. Die Umstände ihres Todes sind bis heute nebulös: Einige Quellen behaupten, ein Tritt Neros in den Unterleib der hochschwangeren Poppaea habe sie und das Kind getötet; andere berichten von Schwangerschaftskomplikationen.

Bemerkenswert sind jedoch nicht nur die Frauen, die Nero geprägt und beeinflusst haben, sondern auch der unorthodoxe Umgang mit Geschlechterrollen, den der Kaiser selbst pflegte: So trat Nero nicht nur öffentlich in Frauenkleidern auf (was in den Augen der feinen römischen Gesellschaft ungeheuerlich war), sondern ließ auch einen Sklaven kastrieren und öffentlich als seine Ehefrau präsentieren. Mit dem freigelassenen Sklaven Pythagoras ging Nero ebenfalls eine Liebschaft ein, in der er den weiblichen Part erfüllte. Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass eine umfangreiche Rezeption Neros in den Gender Studies bislang ausgeblieben ist.

Die Ausstellungsteile „Nero – Kaiser, Künstler und Tyrann" im Rheinischen Landesmuseum und „Lust und Verbrechen. Der Mythos Nero in der Kunst" im Stadtmuseum Simeonstift beleuchten die Schicksal der Frauen um Nero mit hochkarätigen Exponaten. Im Stadtmuseum Simeonstift findet zudem die  Kostümführung „Neros Frauen" mit Dr. Paula Kolz statt. 

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