Interviews
17.02.2017 Vincenzo Sarnelli Veranstalter
Michelle in der Europahalle Trier

"Ich bin, wie ich bin!"

​Am 11. März 2017 kommt Schlagerstar Michelle in die Europahalle in Trier. Wir sprachen mit ihr über ihr Album „Ich würd‘ es wieder tun“ und die gleichnamige Tour, aber auch über Veränderungen im Business und die Gratwanderung zwischen Tradition und Moderne. 

 
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hunderttausend.de: Ihr Album und ihre Tour heißen „Ich würd‘ es wieder tun“. Da liegt ja die Frage nahe, was denn genau?
 
Michelle: Das Album steht für die Botschaft, dass jeder Mensch im Leben nichts bereut und hinter allem steht, was er tut. Dass jeder Mensch weiß, dass alles so wie es ist, richtig ist. Gute Dinge wie schlechte Dinge. Die Menschen sollen ihren Weg gradeheraus gehen und tun, was sie tun müssen, um glücklich zu sein. Es geht darum, dass man sich nicht verbiegen lässt.
 
Haben Sie denn das Gefühl gehabt, dass es notwendig ist zu formulieren, dass die Menschen nochmal darüber nachdenken, wie sie ihr Leben bestreiten?
 
Jeder ist des eigenen Glückes Schmied. Wenn es einem schlecht geht, dann kann man an diesem Zustand nur selbst was verändern. Und das ist es, was ich im Endeffekt meine. Es gibt niemand anderen, der dafür verantwortlich ist. Jeder Mensch selbst muss für sich sein Glück suchen, auch wenn das Leben natürlich extrem schwierige Facetten hat und es auch schwere Zeiten gibt. Ich glaube zum Beispiel, dass derzeit nicht die leichteste Zeit ist, aber man darf auch die schönen und positiven Dinge nicht vergessen.
 
Sie sind unbestritten sehr erfolgreich eine Zeit lang im Geschäft. Wenn Sie selbst den Blick zurück in ihrer musikalischen Karriere wagen: Haben sich Dinge für Sie im musikalischen Bereich, also für Sie als Künstlerin, verändert im Vergleich zu der Zeit, als Ihre Karriere begann?
 
Oh ja, sehr vieles sogar. Früher war das Genre doch mehr eine Schublade, beziehungsweise, das Schubladendenken war weit verbreitet. Ich erinnere mich zum Beispiel gerne an den Song, den ich mit Matthias (Reim, Anm. d. Red.) gemacht habe: „Du Idiot“. Damals vor 15 Jahren hat man gesagt: „Die Michelle, die kann doch nicht Idiot sagen, weil das ist ja Schlager“. Oder tätowiert sein, ging damals auch gar nicht. In dieser Hinsicht war ich immer auch ein bisschen ein Paradiesvogel. Aber es gab schon einige Tabus damals. Der Song wurde dann auch total boykottiert, weil ich Idiot gesagt habe. Das hat sich heute verändert, Gott sei Dank. Heutzutage dürfen die Künstler so sein, wie sie sind. Das „Heile Welt“-Image der Schlagerbranche wurde dadurch etwas aufgebrochen, weil es das tatsächliche Leben mit seinen Ecken und Kanten gar nicht so widerspiegelt. Man darf heute Dinge besingen, die auch zum Leben dazugehören.
 
Ist das dann eine Gratwanderung für Sie zwischen der „älteren“ Tradition und der Moderne? Hat es dann eben diese Arten von Tabubrüchen gebraucht im Endeffekt?
 
Ich hab nie irgendwas getan, um damit irgendwas aufzubrechen. Ich hab mir da auch bewusst keine Gedanken drüber gemacht, ob man das tun sollte. Ich bin einfach wie ich bin und bin meinen Weg gegangen. Ich hatte immer das Glück, dass ich viel Unterstützung erfahren habe, egal was ich gemacht habe. Grundsätzlich glaube ich aber, dass es keine Gratwanderung ist. Es ist wichtig, dass man sich nicht verstellt. Keine Dinge macht, nur um mit der Zeit zu gehen, sondern Dinge tut, die man wirklich will und weil es einem Spaß macht. Wenn man das so angeht, ist das erst mal immer richtig.
 
Sie haben in Ihrer Karriere viel erreicht, haben viele Preise gewonnen und sind, wie angesprochen, schon einige Jahre dabei. Wie wichtig sind für Sie solche teils moralischen Botschaften, grade wenn man diese Erfahrung mitbringt und weiß, “wie der Hase läuft“.
 
Moral ist immer so ein Wort. Im Endeffekt muss die Botschaft einfach echt sein. Mir lag es bei diesem Album auch am Herzen, dass ich meine Meinung vermitteln kann. Ein Mensch sollte zu sich selbst stehen und das Leben genießen. Man ist nur in der Lage andere Menschen zu lieben, wenn man fähig ist sich selbst zu lieben. Da steckt aber jetzt keine Berechnung drin, das sind einfach die Dinge, die dann herauskommen.
 
Sie sagen von sich, dass Sie sich selbst treu geblieben sind. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass man mit dieser Haltung, grade im Musik-Business, auch mal aneckt und Konfrontationen hervorruft. Geht man da heute mit einer anderen Gelassenheit dran, als noch vor zehn oder 15 Jahren?
 
Ich bin wie ich bin und wem das nicht passt, der soll halt eben wegschauen (lacht). Das war schon immer meine Devise, damals wie heute. Ich bin, genauso wie jeder andere, für mein Glück selbst zuständig. Man ist nicht da, um es anderen Menschen recht zu machen. Jeder eckt mal irgendwo an, weil man mal anderer Meinung ist, aber das heißt nicht, dass man nicht zu seiner Meinung stehen darf. Leben und leben lassen. Ich bin kein Anecker und wenn ich das dann doch mal irgendwo tue, ist es mir glaub ich eher egal und ich befasse mich damit gar nicht. Aber vielleicht muss ich da auch mal drüber nachdenken (lacht). 

Foto: Sandra Ludewig

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