Limp Bizkit

Get the Fu*k Up

​​Der „Public Enemy“ Fred Durst hat zusammen mit seiner Nu-Metal-Band Limp Bizkit am vergangenen Donnerstag Halt in der Luxemburger Rockhal gemacht. Vor ausverkauftem Hause wurde es ein Abend wie eine Zeitreise zurück in die späten Neunziger und frühen 2000er. Doch statt Britney Spears und Boygroups gab es Prolltum im besten Gewand. 

 
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​​​Die Schlüsselszene des Abends hätte so auch im Kindergarten stattfinden können. Limp Bizkit Gitarrist Wes Borland, der an diesem Abend in fast schon zurückhaltender schwarz-weißer Verkleidung gewandet war, steigt grade mit Gitarre zum Publikum und spielt ein Solo in der Mitte der voll besetzten Rockhal. Sänger Fred Durst schaut sich das Treiben zwei Minuten an, bemerkt, dass alle nur noch auf den exzentrischen, aber nach wie vor talentierten, Gitarristen achten und im nächsten Augenblick steht der Mann, der sich selbst als „Public Enemy - Freddy D“ bezeichnet ohne Hose auf der Bühne. Die Schlafanzughose (?) die er bis dato getragen hatte, hängt zu seinen Knöcheln und so wankt und schlurft der in Jacksonville geborene Sänger über die Bühne. Die Zuschauer wissen gar nicht mehr, wo sie hinschauen sollen.
 
Was nun in gewisser Weise nach Zirkus klingt, ist auch irgendwie einer. Es ist ein Zirkus aus einer anderen Zeit. Viele Zuschauer sind heute mit roter New York Yankees Kappe gekleidet. Der Schirm ist nach hinten gedreht, so wie man Durst aus der Anfangszeit auf MTV im Video gesehen hat. Das Markenzeichen hat der 48-jährige (ja, man fühlt sich noch älter, wenn man sich vor Augen führt, dass Durst fast 50 ist), zwar heute nicht mehr an, aber nach wie vor gehört zur Grundausstattung des Frontmanns das obligatorische Baseball/Eishockey-Jersey, die Kappe, die Baggypants und eine Attitüde, die man heutzutage nur noch selten in der Musik findet.
 
Durst hat das Prolltum zur Kunstform erhoben. Er betritt die Bühne und bepöbelt erst mal das Publikum. „You suck“ ruft er den Mitzwanzigern und Anfangdreißigern, die da in der Haupthalle der Rockhal versammelt sind, zu. Nur um sich zwei Songs später dafür zu entschuldigen und zu sagen, dass sie das „beste Publikum aller Zeiten sind“. Was jetzt die Wahrheit ist, ist nie so ganz klar. Vielleicht ist man mit dem Fred Durst näher an der Wahrheit, der am Ende des Konzerts die restlichen Wasserflaschen seiner Band im Publikum verteilt und mit den Fans das Outro (Don’t You (forget about me) von den Simple Minds) schmettert, während die Lichter in der Halle schon an sind und seine Bandkollegen schon auf dem Weg in den Backstage. Noch offensichtlicher wird dieser Zwiespalt in dem sich der Zuschauer befindet, in einem Moment wo Fred Durst auf der Bühne liegt und zunächst „Trump is cool“ sagt, ausgebuht wird und im nächsten Satz dann den amerikanischen Präsidenten als Idioten bezeichnet und dafür bejubelt wird. Was stimmt nun? Was ist die Meinung des Sängers? Oder geht es vielleicht gar nicht darum? Ist er vielleicht nicht mehr als ein großer Populist?
 
Egal was die Wahrheit ist, Fakt ist: Fred Durst liebt es im Mittelpunkt zu stehen. Er liebt es angehimmelt zu werden und geht darin auf, Frontmann zu sein. Die Musik ist nach wie vor treibend, wenn auch vermutlich nicht besonders grazil. Sie ist mehr mitten in die Fresse, wenn man den Jargon des Hauptakteurs auf der Bühne übernehmen möchte. Und so entwickelt sich im Publikum durchaus der Drang zum Moshen und Pogen. Das Konzert macht Spaß. Aber nur dann, wenn man es mit dem nötigen Humor nimmt, die political correctness zuhause lässt und die gesprochenen und gesungenen Worte vielleicht nicht ganz bierernst interpretiert. Limp Bizkit ist ein wenig wie American Pie schauen. Es ist keine große Kunst, gehört aber für die Kids der 90er und 2000er einfach dazu und am Ende schmunzelt man doch, wenn der Hauptakteur seinen Penis in einen Apfelkuchen steckt. Oder eben mit heruntergelassener Hose auf der Bühne steht und versucht zu tanzen. 



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