Reviews
24.01.2018 Julia Nemesheimer Julia Nemesheimer
Kettcar Live

Willkommen zurück!

​​Am 18. Januar startete die erste Kettcar-Tour seit der Pause 2013. Mit im Gepäck: Das neue Album Ich vs. Wir und viele alte Klassiker. Die ausverkaufte Garage in Saarbrücken freute sich über das Gesamtpaket und feierte die Hamburger Indie-Band. hunderttausend.de war mit der Kamera dabei.

 
Image

​Da stehen sie wieder auf der Bühne, die fünf Herren von Kettcar. Tourstart vor ausverkauftem Haus und auch für die Großzahl der kommenden Shows gibt es keine Karten mehr, selbst Zusatzkonzerte locken genügend Menschen in die Hallen, um das ersehnte rote Label "nix geht mehr" zu bekommen. Zwischen den Songs wird von den wortführenden Bandmitgliedern Sänger Marcus Wiebusch und Bassist Reimer Bustorff gerne auch mal der ein oder andere Scherz eingeworfen, die Ironiefahne wird fleißig geschwenkt. Kettcaresk, könnte man fast meinen. Aber in Wirklichkeit ist es für die Beteiligten ein sehr gutes Konzert: Fans von ganz früher bekommen die großen Hits der 2000er Alben präsentiert, die neueren Fans freuen sich über die Songs der 2010er. Als Gesamtpaket funktioniert das alles ganz wunderbar. Mann wie Frau singt begeistert mit, lauscht auch mal mit geschlossenen Augen und verzücktem Lächeln, versunken in Reminiszenzen an damals, als man mit Landungsbrücken sein Fernweh stillte und mit Balu melancholische Momente füllte. Seit 2001 gibt es Kettcar und mit den ersten drei Alben haben sie sich ihren festen und sicheren Platz in der deutschsprachigen Musiklandschaft erarbeitet. Songs voller Bilder über das Leben, den Alltag, die Liebe, Trennung und Schmerz - das Konzept geht auf und ist auch heute noch tragbar. Mit dem fünften Album Ich vs. Wir sind Kettcar deutlich politischer geworden. Man scherzt ein wenig verschmitzt darüber auf der Bühne: "Jetzt kommt erstmal unser Emo-Block, das heißt bei uns: Drei Liebeslieder am Stück. Und dabei sind wir ja jetzt eine Politband!" Mit Rettung, 48 Stunden und Balu hält man das Versprechen, bis es danach mit Benzin & Kartoffelchips und der sinnigen Zeile "Irgendwann ist irgendwie ein andres Wort für nie" und dem aktuellen Album weitergeht. Dazwischen packt man nochmal die alten Stories aus. Damals, beim ersten Konzert im Saarland, als man in Blieskastel spielte und die erste und bis dato einzige Schlägerei vor der Bühne erlebte. In der neuen Situation wusste man nicht so recht, wie man damit umgehen sollte. Ins Saarland hat es die Hamburger trotzdem nochmal verschlagen, auch wenn Marcus Wiebusch mit Reimer Bustorff witzelt, dass man sich fürs nächste Konzert in der Region dann doch lieber nach Trier begeben habe. Einen Song später ist es Wiebusch allerdings ein Bedürfnis klarzustellen, dass man mit dem Saarland ausgesprochen gute Erinnerungen verbindet und sehr oft, wie dieses Mal auch, den Tourauftakt im kleinsten Bundesland feiert.

Der Hintergrund wird übrigens von hohen, schmalen LED-Wänden dominiert, Videos flackern über die Bildschirme. Für Wiebusch ein Grund, direkt nochmal an der Bühnenkonzeption zu arbeiten: "Wir müssen diese LED-Wände wieder abbauen. Keiner schaut mehr uns an. Wir könnten hier in Badehose stehen und unsere Astralkörper präsentieren. Niemanden würde es interessieren!" Aber wen interessiert schon das Visuelle, wenn man hier akustisch verwöhnt wird? Ein ausgesprochen gelungener Tourauftakt oder wie Kettcar das Konzert nach knapp zwei Stunden und guten 21 Songs inklusive zwei Zugaben zusammenfassen: "Vielen Dank fürs Kommen, es war wirklich speziell!"

Bildgalerie



Karte anzeigen