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13.12.2017 Julia Nemesheimer Julia Nemesheimer
Jan-Philipp Zymny

Gags, Gags, Gags - gibt's heute

​​​Am vergangenen Montag war Jan-Philipp Zymny zu Gast im Mergener Hof und stellte sein aktuelles Programm "Kinder der Weirdness" vor. Mit im Gepäck vor gut gefülltem Haus: Seltsames, Absurditäten und krude Stories. hunderttausend.de war mit dabei.

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Mit Jan-Philipp Zymny kam am vergangenen Montag ein zweifacher deutscher Poetry-Slam-Meister nach Trier. Im fast ausverkauften Mergener Hof unterhielt der junge Slammer gute zweieinhalb Stunden sein Publikum. Aufgebaut ist sein Programm "Kinder der Weirdness" auf den fünf Sterbephasen nach Kübler-Ross. Verleugnung, Wut, Verhandlung, Depression und Akzeptanz bilden das Gerüst, um das sich seine Geschichten spinnen. Trotz allem Abschweifens, Ausholens und Abdriftens ergibt es am Ende ein sehr schlüssiges Bild, der rote Faden ist klar erkennbar und der 1993 geborene Wuppertaler haut einen Gag nach dem anderen raus - lässt aber auch deutlich nachdenklichere Töne mitschwingen.

Und so wird man als Publikum eingesogen in eine Spirale der Seltsamkeiten. Man lernt im 1. Akt der Verleugnung die alltägliche Merkwürdigkeit des Jan-Philipp Zymny kennen, der sich in Diskotheken nicht wohlfühlt und den YOLO-Trend mit "Lebe jeden Tag als wäre er dein Letzter. Ich hab das mal 'ne Woche ausprobiert, danach war ich sechs Monate lang krank" kommentiert. Seinen Text über seine Taxifahrt ist dem geneigten Zymny-Fan bereits bekannt, live ist es dennoch immer wieder lustig, wenn der junge Typ auf der Bühne den Taxifahrer mimt, sein schüchternes Ich und die aggressiv-zynische innere Stimme sprechen lässt. Und schon ist man mittendrin im zweiten Akt - die Wut lässt grüßen. Wobei hier vor allem die Wut auf andere eine Rolle spielt - warum sollte man auch auf seine eigene Sonderbarkeit sauer sein? Es folgt die Verhandlung und mit ihr der Rap über Riesenkalamare und andere Absurditäten. Bis die Depression einsetzt, die trotzdem ihre - fürs Publikum - amüsante Seite zeigt. Da geht es auch um die Figur des jungen Mannes auf der Bühne, schließlich ist "Pizza auch eine Art Medizin. Die ist rund, wie eine Tablette und die hilft einfach". Für künftige Veranstalter: Jan-Philipp Zymny würde sich auch in Süßigkeiten bezahlen lassen: "So 'ne Spur aus Snickers zum Hotelzimmer und dann ist auch gut". Nachdenklich fährt er fort über die alltäglichen Herausforderungen des Einkaufens zu berichten. In schwedischen Möbelhausketten würden diese um ein vielfaches gesteigert werden, während man in dem riesigen Einrichtungsgeschäft "dem roten Faden folgt und dem Minotaurus erfolgreiche ausweicht", bis man zur Kasse kommt und nach den dort überstandenen Herausforderungen zu Hause merkt, was für einen Unfug man eigentlich gekauft hat. Der fünfte Akt widmet sich schließlich der Akzeptanz und nach einigen Geschichten und Gedankengängen kommt Zymny ganz am Ende zu dem Fazit: "Wenn man sich selbst akzeptiert, dann fühlt man nur noch Glück und Dankbarkeit".

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