Stadtgespräch
23.03.2018 Julia Nemesheimer  
Don Carlos

Schillers Politdrama

​​Seit Januar kann man im Theater Trier ein bedeutendes deutsches Drama auf der Bühne erleben. Alexander May inszeniert Don Carlos von Friedrich Schiller im Großen Haus. Am kommenden Sonntag findet eine weitere Aufführung statt. 

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Im 16. Jahrhundert ist das Großreich Spanien von Glaubenskriegen überschattet. Philipp II. regiert das Land, zeigt sich aber zunehmend müde, ausgebrannt, gar einsam. Seinem Sohn und Thronfolger Don Carlos verwehrt er den Zugang zur Macht und auch zur Liebe. Denn die schöne Elisabeth von Valois hat er selbst geehelicht, nachdem sie ursprünglich Don Carlos versprochen war. Die Staatsräson war zu stark und der Konflikt zwischen Frankreich und Spanien sollte so beigelegt werden. Und als wären diese Liebeswirren nicht genug, mischt auch die Prinzessin von Eboli mit, die sich in Don Carlos verliebte, aber die Mätresse Philipps II. ist. Allein diese Dramen bergen schon viel Konfliktpotential und auch die Politik ruht nicht. Die Kirche und auch das Militär, genauer Pater Domingo und der Herzog von Alba wittern ihre Chance für eine Machtübernahme. Und auch der Marquis von Posa, ein Freund von Carlos, glaubt, dass seine Stunde gekommen sei. Er möchte, dass der Infant sich für ihn und seine Ziele einsetzt: Der Freiheitskampf gegen die spanische Krone, für Toleranz und mehr Demokratie, für Religionsfreiheit und Menschenrechte. Doch dieser Weg ist in diesen Zeiten sehr steinig, nur für wenige Momente gelingt es ihm, tatsächlich winzige Bewegungen in Gang zu setzen.
 
Schillers Werk, das 1787 uraufgeführt wurde, besticht mit einer politischen Aktualität, die das Stück in unsere heutige Zeit einfügt. Schon vor dem Ausbruch der Französischen Revolution setzte sich Schiller für Menschenrechte und auch für persönliche Rechte eines jeden Individuums ein. Es geht um Freiheit, um Macht, um Zwang, um Verantwortung und ist umrahmt von den emotionalen Dramen der Charaktere.
 
Das Ensemble besteht aus Fabian Stromberger als Don Carlos, der über seine Figur im Interview mit dem SWR sagte, er könne sich gut in Don Carlos hineinversetzen, welcher für seine Wunschvorstellung eines Lebens kämpft. Vilmar Bieri spielt König Philipp II. und merkte in dem gleichen Beitrag an, dass dieser Herrscher zwar der mächtigste Mann der westlichen Welt, aber vermutlich auch sehr einsam war. Daneben stehen unter anderem Klaus-Michael Nix als Domingo und Barbara Ullmann als Herzog Alba auf der Bühne.
 
Regisseur Alexander May liegt es besonders am Herzen die beiden Komponenten der Geschichte, die emotionalen und politischen Dramen, so darzustellen, dass man sowohl durch die dargestellten Gefühle als auch das gesprochene Wort mitgerissen wird und schwärmt dabei von seinem Ensemble.
 
Das Bühnenbild und die Schauspieler*innen sprechen absolut für das Stück, man sollte allerdings ein wenig Sitzfleisch mitbringen – ein Abend mit Schiller kann länger werden. Gelegenheit, Don Carlos zu sehen hat man am kommenden Sonntag, den 25. März 2018.
 
Weitere Termine:
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24. April 2018
06. Mai 2018
07. Mai 2018
09. Juni 2018


Fotos: Simon Hegenberg

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