Film der Woche
29.06.2017 hunderttausend.de  
Die Verführten

Lust, Eifersucht, Intrigen

​Sofia Coppola adaptiert den Roman "The Beguilded" von Thomas Cullinan, der 1971 bereits mit Clint Eastwood in der männlichen Hauptrolle verfilmt wurde. In ihrer Version übernimmt Colin Farell die Rolle. Mit Nicole Kidman, Kirsten Dunst und Elle Fanning steht ihm ein großartiger Cast gegenüber. Unser Film der Woche. 

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​1864 tobt der amerikanische Bürgerkrieg. In Virginia leitet Martha Darnsworth gemeinsam mit der Französischlehrerin Edwina Dabney ein Mädchenpensionat, das immerhin fünf Mädchen unterschiedlichen Alters noch ein Zuhause bietet. Hier lernen sie neben der Fremdsprache auch Hausarbeiten und passende Umgangsformen, während sie hinter den hohen Mauern vom Krieg weitestgehend geschützt sind. Beim Pilzesammeln im nahe gelegenen Wald entdeckt die elfjährige Amy den schwer verwundeten Nordstaaten-Soldaten John McBurney. Die Frauen nehmen sich seiner an, verarzten sein Bein und verstecken ihn in ihrem herrschaftlichen, aber langsam verfallenden Haus vor den Soldaten der Konföderation. Der Mann im Haus weckt bei den Frauen Begehrlichkeiten, die dieser freimütig bedient. Missgunst, Eifersucht und Intrigen belasten schließlich die Atmosphäre, die unerwartete Wendungen herbeiführen und Opfer auf beiden Seiten fordern. 

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Thomas Cullinan schrieb die Romanvorlage 1966, eine Southern Gothic Novel, die bereits fünf Jahre später von Don Siegel verfilmt wurde. Damals wie heute bewegen sich beide Regisseure dicht an der Romanvorlage was die Konturen angeht, so schreibt die Zeit. Weiter heißt es, dass Coppola eine gewiefte und sehr düstere Gesellschaftskomödie erschaffen habe, während Siegel auch schwelende Rassenkonflikte inszenierte und einen grundlegend anderen Akzent setzte. Außerdem wird die Kunst der Regisseurin die emotionalen Zustände ihrer Figuren visuell erfahrbar zu machen gelobt, ebenso wie die Leistung des Ensembles und vor allem Nicole Kidman, die von der Zeit auf dem Gipfel ihrer Schauspielkunst gesehen wird. Die Spex schreibt, dass Coppola das Kunststück vollbringe, durch Reduktion mehr Vielschichtigkeit zu erreichen und als Meisterin des Unaufdringlichen auftauche. Statt Kidman wird hier besonders Kirsten Dunsts Schauspielkunst hervorgehoben. Filmstarts.de hebt unter anderem den visuellen Faktor hervor: "Von der Kamera von Philippe Le Sour über die Kostüme bis hin zur Ausstattung – Coppola geizt nicht mit Schauwerten und kreiert einen ebenso wundervoll anzuschauenden wie Unheil verkündenden Gothic-Romance-Look." Das Fazit lautet auf der Webseite: "Oscarpreisträgerin Sofia Coppola antwortet auf Don Siegels Macho-Film „Betrogen“ mit einer radikal reduzierten, erlesen gefilmten, zum Ende hin rabenschwarzen Neuverfilmung, in der diesmal alles von den Frauen ausgeht und der im Original alles dominierende Protagonist auf die Rolle eines hilflosen Weicheis zusammengeschrumpft wird. Ein starkes, zeitgemäßes Statement – und trotzdem funktioniert „Die Verführten“ vor allem als Gegenstück zur ersten Verfilmung, denn für sich genommen fehlt ihm gerade in der ersten Hälfte der nötige erzählerische Zug."

In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater präsentieren wir regelmäßig den Film der Woche.

Foto: Universal Pictures

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