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06.03.2019 Janine Köppel  
Uraufführung am Theater Trier

Die Reise in die Hoffnung

​​Roberto Scafatis neues Tanzstück Die Reise in die Hoffnung wird diesen Samstag uraufgeführt. Es ist kein Tanztheater im klassischen Sinn mit verschiedenen Figuren, Rollen und einer Dramaturgie. Viel mehr vermittelt es die einzelnen Schritte einer Reise – eine Reise, wie sie fast jeder Mensch schon einmal erlebt hat.

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„Derzeit leben weltweit 255 Millionen Menschen nicht in dem Land, in dem sie geboren wurden. Alle eint die immerwährende Hoffnung, dass das Leben im Land hinter dem Horizont sicherer, einfacher oder vielleicht auch nur anders sein wird.“ (Dirk Steffens in "Die Reise der Menschheit")

In insgesamt sieben Szenen ist die Reise und somit auch das Stück unterteilt und sie beginnt - wie jede Reise – zuhause. Die Gründe, warum Menschen ihr Zuhause verlassen sind so individuell wie die Menschen selbst, jedoch geht es im Kern immer um die Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Im Laufe der darauffolgenden sechs Etappen wird das Publikum mitgenommen auf eine Reise quer durch die Bandbreite des zwischenmenschlichen Verhaltens und der damit verbundenen Gefühle. Es geht um das Gefühl des Alleinseins und der Isolation trotz, dass man von Menschen umgeben sein kann. Der Reisende durchlebt Wut und Zweifel und gelangt irgendwann zu der Erkenntnis, dass er mit diesen Empfindungen nicht alleine ist. Den Menschen um ihn herum geht es genauso und daraus resultiert eine Solidarität und ein gemeinsames Ziel.

Das Gerüst dieser Etappen wurde von Roberto Scafati und Waltraut Körver entwickelt, mit Inhalt gefüttert wurde es von den Tänzer*innen selbst. Der Charakter der Darsteller*innen fließt immer ein Stück weit in eine bereits vorhandene Geschichte mit ein, hier jedoch sind die Tänzer*innen die Geschichte. Das Ensemble besteht aus Männern und Frauen, die selbst aus allen möglichen Ecken der Welt angereist sind und jede/n einzelne/n hat Scafati nach seiner, beziehungsweise ihrer Geschichte, den Wünschen und Hoffnungen gefragt. Es erforderte ein hohes Maß an Ehrlichkeit und Intimität und einer außergewöhnlich engen Zusammenarbeit, wodurch das Stück jedoch umso authentischer wurde.

Eine weitere Besonderheit war die Zusammenarbeit mit Schüler*innen der Berufsbildenden Schule für Gestaltung und Technik. Die Jugendlichen im Alter von 16 bis 19 Jahren hatten einen gemeinsamen Workshop mit dem Ensemble. Auch sie wurden nach ihren Wünschen und Zielen gefragt und die Antworten hätten unterschiedlicher kaum sein können. Während manche von Wohlstand träumen, wünschten sich insbesondere die Schüler*innen mit Migrationshintergrund einen Job, eine Familie und Frieden im Heimatland. Trotz dieses Einflusses behandelt Scafati die Flüchtlingsthematik mit größtem Respekt und hat sie nicht ins Zentrum des Stückes gestellt. „Ich weiß zu wenig darüber. Was wir hier darüber wissen, ist nicht genug“, so Scafati. Er möchte den Tänzer*innen etwas geben, womit sie arbeiten können und was er selbst noch nicht erlebt hat, kann er ihnen nicht vermitteln.

Besonders wichtig war es ihm, dass die Erfahrungen der Jugendlichen, aber auch des Ensembles nicht mit dem Blick nach hinten gerichtet dargestellt und „vertanzt“ werden sollten, sondern mit dem Blick nach vorne: auf deren Ziele, Wünsche und Hoffnungen.

Durch diese vielfältigen Einflüsse entwickelte sich das Stück prozesshaft und so verhielt es sich auch mit der dazugehörigen Musik. Die Komposition, der Gesang und die Einspielung aller Instrumente erfolgte durch Flavio Pescosolido. Er war lang und oft bei den Tanzproben mit dabei und hat dazu die Musik geschrieben. Immer wieder wurde sie zusammen mit dem Tanz ausprobiert und wieder angepasst. Auch hierbei wurden die Schüler*innen wieder aktiv miteinbezogen: es gibt aufgenommene Textpassagen in Farsi, oder auch ein gesungenes Liebeslied in kurdischer Sprache.

Es mag nach einer banalen Floskel klingen, so Pressesprecher Christoph Traxel, aber das Stück ist tatsächlich für jeden etwas. Wer bereit ist sich zu öffnen, wird sich in wenigstens einem der sieben Schritte wiederfinden können. Das Verlassen des eigenen Zuhauses kann aus den unterschiedlichsten Motivationen stattfinden und muss nicht unbedingt ein anderes Land beinhalten. Es kann auch das Verlassen des Elternhauses und die Reise in eine andere Stadt bedeuten. Die damit verbundenen Gefühle von Unsicherheit, Zweifel und sogar Wut bis hin zur Findung einer Gemeinschaft sind oftmals dieselben. Wenn sich jeder Zuschauer in nur einem Moment im Laufe der Aufführung wiedererkennt, so Traxel, dann genügt es.

Kommende Aufführungen:


Foto: Bettina Stöß

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