Stadtgespräch
10.05.2019 Jana Ernst DerBelichta
Der Beyond Meat-Burger bei Triers einzig wahrem Daddy

Beef, Buns und Veggie-Burgers

​​​​​​​Vor ein paar Wochen hat der Burgerladen "Der Daddy" eine neue Speisekarte veröffentlicht, auf der zum ersten Mal vegetarische Burger-Patties vertreten sind. Ob die ihren Vorbildern aus Rindfleisch das Wasser reichen können, davon hat hunderttausend.de sich selbst ein Bild gemacht.

 
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Trier hat ​​eine ganze Reihe Burgerläden zu bieten, doch keiner vermarktet sich ​​so kontrovers wie der Daddy. Unter dem Motto "Pink Beef. Fluffy Buns. Pretty Burgers" gibt es in dem kleinen Lokal in der Neustraße handgemachte Burger aus regionalen Zutaten und eine Reihe ebenso lokaler Biere.​ Aus der Liebe zu gutem Fleisch macht man hier keinen Hehl und so werden regelmäßig Fotos und Videos von Burger-Patties und anderen rohen oder gegarten Spezialitäten über die eigenen Social Media-Kanäle verbreitet. Der Konsum von hochwertigem, regionalen Fleisch wird regelrecht zelebriert - für bekennende Vegetarier oder Veganer sicher kein leichter Anblick. Auch, dass der Daddy am Abend regelmäßig ausverkauft ist, gehört zur Philosophie, der Lebensmittelverschwendung Einhalt zu gebieten, stößt aber dem ein oder anderen Kunden sauer auf. Wer ärgert sich nicht, wenn es den Burger, auf den man sich den ganzen Tag gefreut, hat am Ende nicht mehr gibt. Davon lässt man sich beim Daddy aber in Anbetracht der eigenen Überzeugung und dem Rückhalt zahlreicher Stammkunden nicht beirren und bleibt dem Konzept treu. 

Warum erzählen wir das, mag manch einer sich nun fragen. Den Daddy dürfte doch inzwischen jeder waschechte Trierer kennen. Wir erzählen das, weil es mit der neuen Karte eine vegetarische Burger-Alternative abseits von Halloumi auf die Karte geschafft hat: die Burger-Patties von Beyond Meat​, einem US-amerikanischen Start-Up, das den Markt für Fleisch- und Fleischersatz-Produkte revolutionieren will. Die Patties sollen, laut Hersteller, ​nicht nur ​​​"aussehen, zuzubereiten sein und befriedigen wie echtes Rind" sondern auch deutlich weniger Ressourcen verbrauchen. Auch was den Eiweißgehalt angeht, steht das Patty aus Erbsenprotein dem Original in nichts. Ob das schmeckt? Die hunderttausend.de-Redaktion hat den Test gemacht.​


Janine - bekennende Fleisch(fr)esserin​

"Man muss sich heutzutage ja schon fast für ein solches Statement schämen, aber ja: ich esse gerne Fleisch. Ich bin grundsätzlich immer erst mal etwas skeptisch, wenn Fleisch imitiert werden soll. Erfahrungsgemäß funktioniert das eher selten. Allerdings bin ich von Daddy's bislang noch nicht enttäuscht worden und so gebe ich dem Ganzen eine Chance. Die Optik verrät den Burger recht schnell. Das Patty ist stärker in Form gepresst als die üblichen Fleisch-Varianten, erinnert aber zumindest fa​rblich an Hackfleisch. Die Konsistenz ist jedoch wirklich angenehm: außen knusprig und innen saftig. Insgesamt ist das Innere vielleicht etwas weicher als gewohnt, aber das stört mich nicht. Nun zum Wichtigsten, dem Geschmack: inmitten von Soße, Käse und Co. drängt sich das Patty geschmacklich nicht gerade in den Vordergrund. Es schmeckt im Vergleich zum Rindfleisch-Pendant deutlich milder. Beim separaten Probieren fällt es mir schwer den Eigengeschmack zu beschreiben. Es schmeckt ganz leicht nach Hülsenfrucht, fällt aber definitiv nicht unangenehm durch einen penetranten Eigengeschmack auf. Insgesamt war es tatsächlich überraschend lecker und eine würdige Alternative zum klassischen Burger mit Rindfleisch. Zwar braucht es für meinen Geschmack zusätzliches würziges Beiwerk beispielsweise in Form von Käse oder Bacon, jedoch würde​ ich den Beyond Meat-​Burger jederzeit der Fleisch-Variante der bekannten Burgerkette mit dem goldenen M vorziehen."


Jana - Teilzeit-Vegetarierin

"Ich esse sehr wenig Fleisch und wenn, dann möglichst nur vom Metzger um die Ecke. Qualität statt Quantität könnte man wohl sagen. Vegetarisches Essen ist für mich die Regel, Fleisch eine seltene Ausnahme. Grundsätzlich bin ich dementsprechend offen gegenüber den verschiedensten vegetarischen Alternativen und habe damit zugegebenermaßen auch schon meinen Anteil an Produkten probiert, die man niemandem empfehlen sollte. Wenn bekennende Fleisch-Enthusiasten dann ein pflanzenbasiertes Patty auf die Karte setzen, werde ich neugierig. Die Optik, da bin ich ganz bei meiner Vorrednerin, erinnert eher an ein industriell gefertigtes Produkt aus bekannten Fast Food-Ketten. Aber was soll's: auf den Geschmack kommt es schließlich an und hier kann mich der Beyond Meat-Burger voll überzeugen. Inmitten eines Cheeseburgers ist für mich kaum erkennbar, dass es sich um ein vegetarisches Produkt handelt. Hätte ich es nicht vorher gewusst und würde ich nicht die regulären Daddy-Patties kennen, es wäre mir sicher nicht aufgefallen. Die Struktur ist Rinderhack zum Verwechseln ähnlich und das Innere sogar zartrosa und saftig. Wie ein echter Burger eben und kein Vergleich zu Tofu & Co. Ich bin überzeugt und werde in Zukunft bestimmt nochmal zur Alternative greifen.

P.S.: Falls mal jemand den Blind-Test macht, verratet mir bitte das Ergebnis!"​​


Sina - ökobewusster Hipster

"Die Reduktion des eigenen Fleischkonsums ist in Anbetracht von Klimawandel und schmelzender Pole erstrebenswert, die Entsagung dessen ein moralisches Ziel. Spaß beiseite, mir ist es wichtig mich ökologisch, nachhaltig, unverpackt und idealerweise regional zu ernähren. Aus diesem Grund verzichte ich nicht nur auf Fleisch- und Milchprodukte sowie vegetarische "Wurstwaren", sondern versuche ebenso die klassischen Soja-Ersatz-Produkte auf ein Minimum zu beschränken. Ach ja, und Tofu mag ich nicht. Der Beyond Meat Burger aus Erbsenprotein kommt mir daher also ganz gelegen: Das in der eigenen Friteuse gebackene Patty überzeugt in Geschmack und Konsistenz! Ich hätte keinen Unterschied zu einem herkömmlichen Rindfleisch-Patty ausmachen können - immerhin trage ich noch ein Erinnerungsfoto meiner letzten Frikadelle im Portemonnaie. Sogar die Struktur und Farbe  - außen knusprig, innen leicht rosa - machen dem Namen alle Ehre. Der proklamierte Gesundheitsfaktor (weniger gesättigte/schlechte Fettsäuren) negiert sich durch das Frittieren natürlich irgendwie von selbst, macht das Patty aber umso saftiger. Die letzten Gewissensbisse habe ich mit Pommes und Mayo zum Schweigen gebracht. Da der Beyond Meat Burger selbst bekennende Fleischesser von sich überzeugen kann und Erbsenprotein mir als eine gute Wahl erscheint, kann man sich das mal gönnen (schließlich kostet das Patty leider im Einkauf mehr als Rindfleisch)."


Nach dem Probieren erzählt uns Dennis Brede, der Mann hinter dem Daddy-Pseudonym, wie es der Beyond Meat-Burger auf die Karte geschafft hat: Er habe eine Alternative gesucht, mit der man auch den größten Fleischessern vegetarische Gerichte näher bringen kann. Bewusster Konsum und Nachhaltigkeit sind ihm sehr wichtig, angefangen bei lokalen Lieferanten über das Ausverkauf-Konzept bis hin zu biologisch abbaubaren Soßenschälchen. Die sehen zwar aus wie Plastik, sind aber keins. "Und klappt es denn?", fragen wir. Es klappt. Einige seiner Stammkunden konnte er schon überzeugen, die greifen jetzt zwischendurch immer mal wieder zum Veggie-Patty. Ob Beyond Meat die Lösung ist für unser Problem mit der Massentierhaltung und dem unreflektierten Fleischhunger,​​ das weiß er noch nicht. Aber es ist auf jeden Fall ein Schritt nach vorne auf dem Weg in eine nachhaltigere Zukunft.​


Fotos: der Belichta​

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