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15.05.2017 Vincenzo Sarnelli Vincenzo Sarnelli
David Pfeffer im Kleinen Klub

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​Am gestrigen Sonntag besuchte der X-Factor Casting-Show Gewinner David Pfeffer den kleinen Klub der Garage in Saarbrücken. Vor überschaubarem Publikum zeigte der 35-Jährige die gesamte Bandbreite seines Könnens - von durcharrangiertem Pop bis hin zu Singer-Songwriter Anleihen.

 
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"Wir brauchen an dieser Stelle die Technik nicht mehr", sagte David Pfeffer ungefähr in der Mitte des Konzerts und zeigte, dass er viel mehr ist als ein Casting-Show-Gewinner, als er sich mit der Akustik-Gitarre auf den Bühnenrand setzt und einen Teil des Konzerts unplugged spielt. Das, was Künstlern wie Pfeffer  irgendwie wie ein Label "Castingshow-Teilnehmer" anhaftet, ist an diesem Abend nicht zu spüren. Wenig von dem Glamour  der großen X-Factor-Bühne 2011. Es ist Kleiner Klub in Saarbrücken an einem Sonntag-Abend.

Als Vorbands treten der Sänger Jonas der Band Flash Forward auf, der neben drei eigenen Songs auch noch einen von David Pfeffer covert. Und die Band Frau Wolf, die hierzulande mittlerweile bekannt sein dürfte. In gemütlicher Atmosphäre zeigen beide Support-Acts, das sie gut gewählt sind. Von den anwesenden Fans zumindest gibts großen Applaus. 

Es folgte der Hauptact. Künstlerisch ist das, was David Pfeffer auf die Bühne bringt keinesfalls zu unterschätzen. Während vor allem die neuen Songs vom aktuellen Album "Cinematic" komplett durcharrangierte Pop-Songs sind, die vor allem mit viel elektronischen Klängen und treibendem Schlagzeug sehr urban , doch an vielen Stellen leider auch relativ beliebig wirken. Musikalisch ist das, wie gesagt, nicht schlecht. Unterscheidet sich jedoch in seiner Form nur marginal von dem, was viele Musiker in diesem Genre ganz genauso machen. 

Anders wird der Eindruck spätestens in dem Moment, in dem Pfeffer sich die Akustik-Gitarre schnappt und sich an die Bühnenkante setzt. Plötzlich erhält dieses Konzert ein ganz anderes Gefühl. Plötzlich wird aus dem Pop-Barden mit guter Stimme ein Singer-Songwriter, der in der rauen Umgebung bestehen kann. Dessen Stimme ohne Verstärkung und Hall im Hintergrund plötzlich eine Bandbreite offenbart, die von Singer-Songwriter-Folk-Klängen bis zu Höhen à la Sam Smith alles erreicht. Und grade in der Kombination wirkt das plötzlich frisch und neu. Die Kombination aus der pop-affinen Stimme und der Akustik-Gitarre treibt sich gegenseitig nach vorne. Es ist ein Wettstreit zwischen Stimm-Volumen und Gitarrenklängen, den am Ende die Songs gewinnen, die zwar nicht halb so arrangiert klingen, die aber in solchen Momenten wesentlich deutlicher für sich sprechen. Weniger ist mehr war noch nie so wahr wie an diesem Abend. 

Pfeffer steht das Raue und weniger glatte sehr gut. Und so wäre es vielleicht an der Zeit, sechs Jahre nach dem Casting-Show-Gewinn den edlen grauen Anzug, zumindest musikalisch, gegen Jeans und T-Shirt zu tauschen. 

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