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19.02.2018 Jimi Berlin  
Cold Years

Northern Blue

​Rockmusik ist so gut wie tot, weiß man ja mittlerweile auch ohne Spexabo. Aber dass Zombies ziemlich zackig reinhauen können, ist spätestens seit The Walking Dead ebenso bekannt. Cold Years aus Aberdeen sind weder untot noch tot, sondern im Gegenteil sehr präsent und auf jeden Fall Rock. Also verschieben wir das Begräbnis mal wieder.

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Northern Blue heißt das mittlerweile dritte Album der schottischen Band Cold Years, das am 02.03.2018 beim Trierer Label Homebound Records als 180 Gramm Vinyl und digitaler Download erscheinen wird.
Die vier Songs auf der EP klingen frisch und unverstellt, im klassischen Line-Up mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Gesang eingespielt; es kann alles so einfach sein und trotzdem gut. Rock 'n' Roll, Punk, Americana und Blues gibt das Promomaterial als musikalische Referenzen an, Heartlandrock mit Garage würde auch passen. Auf jeden Fall sind Cold Years eigenständig und einfallsreich genug, um erstklassige, zeitlose Songs abzuliefern, die mir auf Anhieb gefallen.

Der Opener „Seasons“ überzeugt schon mal. Das kurze, krachige Intro wird abrupt von einer cleanen Downstroke-Gitarre und stilvoll klagenden Vocals abgelöst, die einen hymnischen Song einleiten, der spätestens ab dem energiegeladenen Refrain nach Festival-Rock 'n' Roll unter freiem Sommerhimmel klingt. Keine Frage, sehr guter Einstieg, der Lust auf mehr macht!
Insbesondere die Stimme von Sänger und Gitarrist Ross Gordon fällt sofort positiv auf. Rau und stellenweise angenuschelt und kurz vorm Kippen, so auf die Art und Weise, als müsste man mit ihm mal ein Bier oder zwei an der Theke trinken.

Song Nummer 2, „Miss you to Death“, ist die erste Singleauskopplung der EP und punktet mit einer coolen Gitarrenhookline irgendwo zwischen Country und Punkrock. Strophe und Bridge bedienen sich bei besseren Uptempo-Springsteen-Songs aus den 90ern, das Schlagzeug mit der Betonung auf die Tomtoms fällt dabei angenehm aus dem Rahmen. Im Refrain wird dann das komplette Rock 'n' Roll-Besteck ausgepackt. Der Song macht Spaß, kommt bei mir aber erst nach dem zweiten, dritten Hören an, dann aber richtig.

Song Nummer 3, „What I Lost“, ist mit Blues- und Folkrockzitaten eher in der Americana-Ecke einzuordnen, geht aber trotzdem ordentlich nach vorne und rollt schön von Anfang bis Ende.

„The Final Call“ legt dann zum Ende noch mal eine Schippe drauf. Für mich der beste Song des Albums! Die prägnante Stimme von Ross Gordon wird über einer verhallten Gitarre nochmal richtig schön gefeatured. Über den Gitarrensound kann man sicherlich streiten, aber das Arrangement ist so einfach wie in der Wirkung großartig. Der Song fängt klein an, die Band steigt nach und nach in die Strophe ein und steigert sich zum Ende in einen hymnisch lärmenden Dreiakkord-Refrain, bevor sich der Song mit einem letzten leisen Part verabschiedet. 3:17 perfekte Rockmusikminuten ohne Schnickschnack, eine großartige Nummer, die einen sofort auf Replay drücken lässt.

Fazit: Mit dem Release von Northern Blue's Cold Years haben die Jungs von Homebound Records einen weiteren überzeugenden Act am Start. Schon alleine „The Final Call“ macht die EP zu einem Musthave. Aber auch sonst absolut empfehlenswert. Schade nur, dass die Band keinen Longplayer herausgebracht hat. Live sind Cold Years im Rahmen ihrer Deutschlandtour am 20.04.2018 auch in Trier, Lucky's Luke, zu sehen. Zudem verlosen wir in Kooperation mit Homebound Records ein Vinyl-Exemplar der neuen EP:

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