Interviews
05.02.2021 Jana Ernst  
"Bunte Luft – Mit Kunst gegen Luftverschmutzung!"

Wandgemälde für bessere Luftqualität

​​​Die beiden Trierer Master-​Studierenden Adrian Schneider (25) und Beatrice Donath (25) wurden für ihren Projektentwurf "Bunte Luft" mit dem Jugend Engagement-Preis RLP ausgezeichnet. hunderttausend.de hat sich mit ihnen über Entstehung und Zukunftspläne des Projekts​ unterhalten.

 
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​​hunderttausend.de: Erstmal Herzlichen Glückwunsch zu eurer Auszeichnung beim Jugend Engagement-Wettbewerb RLP! Euer Projekt heißt „Bunte Luft – Mit Kunst gegen Luftverschmutzung.“ Könnt ihr erklären, was dahinter steckt?

Adrian und Beatrice: Dankeschön, wir freuen uns sehr über die vielen Glückwünsche und die Rückendeckung, die wir in den letzten Wochen bekommen haben! Das Ziel von „Bunte Luft“ ist im Kern schnell erklärt: Wir möchten hier in Trier Wandgemälde im öffentlichen Raum, sogenannte murals, entstehen lassen – und zwar nicht mit herkömmlichen Farben, sondern mit sogenannten Photokatalytischen Farben. Das sind Farben mit einer speziellen chemischen Zusammensetzung, die unter der Einwirkung von Sonnenlicht Schmutzpartikel und Schadstoffe in der Luft in gewissem Maße binden und unschädlich machen können. Am Ende steht also ein doppelter Gewinn für unsere Stadt: Kunst im öffentlichen Raum, die noch dazu unsere Luft sauber hält.

Das klingt ja zu schön um wahr zu sein! Dabei scheinen Photokatalytische Farben bisher wenig bekannt zu sein. Was hat euch auf diese Fährte gebracht?

Ausgangspunkt war der erste Lockdown im vergangenen Jahr. Im Home Office hat Adrian für die Lokale Agenda 21, für die er seit etwa zwei Jahren arbeitet, zum Thema Dach- und Fassadenbegrünung recherchiert. Eher zufällig ist er dabei über das Thema Photokatalyse und die entsprechenden Farben gestolpert – gemeinsam war die Idee, etwas Kreatives daraus zu machen, dann schnell geboren. Im Internet fanden wir zwar Ansätze aus anderen Ländern, die ähnliche Ideen hatten, meist ist es dort aber am Finanziellen oder an den Städten und ihrer Verwaltung gescheitert. Entsprechend ist es auch ein bisschen Pioniergeist, so etwas wirklich erfolgreich anzupacken und in Trier etwas ganz Neues und Einzigartiges zu schaffen.

Ihr sagt, die erste gemeinsame Idee sei sehr schnell entstanden. Wie ging es dann weiter mit der Projektentwicklung?

Tatsächlich lief das alles sehr spontan. Sobald die Idee geboren war, waren wir beide Feuer und Flamme für das Projekt. Adrian hat alle relevanten Infos recherchiert und den Entwurf angefertigt. Da die Farbe aber recht teuer ist (circa 20 Euro pro Liter), hätten wir uns nicht zugetraut, da​​s Projekt aus dem Nichts anzugehen. Daher sind wir auch sehr froh über den gewonnenen Preis (500 Euro, Anm. d. Red.), weil wir dadurch schon mal Startkapital für die Farbe haben. Seitdem kommen auch immer wieder neue Ideen hinzu. Deshalb ist das Projekt wohl nie ganz „fertig“, bis dann tatsächlich die erste Fläche bemalt ist. Spontanität ist ein gutes Element, weil sich immer wieder etwas in der Planung verändern kann.

Euer Projektentwurf sieht „Kunst im öffentlichen Raum [vor], die Ästhetik und Bildungsinhalte zusammenbringt“. Könnt ihr das etwas genauer erklären?

Wir beide sind begeistert von Wandbildern, da sie meist einen engen Bezug zu den Städten haben, in denen sie entstanden sind. Daher hatten wir genau diese Vision auch für Trier und glauben, dass man die Besonderheiten unserer Stadt auch in kreativen Motiven ausdrücken kann. Dabei bleibt es aber dank der besonderen Farbe nicht etwa, sondern wir können auch einen sichtbaren Impuls für mehr Nachhaltigkeit in der Stadt geben. Diese Form von Sichtbarkeit verkörpert für uns auch einen wichtigen Bildungsaspekt, da sie aufzeigt, was alles möglich ist, um unser Klima zu verbessern. Im Kleinen wie im Großen. Stadtführungen, Infotafeln und Workshops wären da sicherlich auch noch Möglichkeiten der Weiterentwicklung, eingebettet in die Bildungsangebote der Lokalen Agenda für Groß und Klein.

Das klingt tatsächlich, als hättet ihr noch viele Ideen für ein nachhaltigeres Trier. Um aber nochmal auf die murals zurückzukommen: Gibt es schon Pläne, wer diese Wandbilder gestalten wird? 

Beatrice ist selbst Hobbykünstlerin und weiß daher um die Motivation, die man als Künstler:in hat, Gestalterisches umzusetzen. Leider wurde aber das kulturelle Leben durch die Pandemie rapide ausgebremst, daher glauben und hoffen wir, dass es im Raum Trier viele Künstler:innen gibt, die mit den Hufen scharren, nochmal etwas „Kreatives zu starten“. Dafür können wir eben den Rahmen bieten und hoffen natürlich, mittels Aufrufen – die wir bald starten werden - einige Motivierte zu erreichen, die ein Wandbild entwerfen wollen. Außerdem haben wir die Vision, dass es je nach Motiv auch Mitmach-Aktionen geben könnte, da bestimmt viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Lust haben, aktiv etwas für ihre Stadt und das Klima zu tun.

Vorhin habt ihr angesprochen, dass ähnliche Projekte in der Umsetzung bisher leider scheiterten, aus verschiedenen Gründen. Das soll hier bei uns in Trier natürlich besser laufen. Was sind die nächsten Schritte für "Bunte Luft"?

Aktuell bereiten wir die konkrete Suche nach Flächen in der Stadt vor und sprechen gezielt Leute an, um sie zum Mitmachen zu motivieren. Generell möchten wir gerne im Stadtgebiet beginnen, damit möglichst viele Menschen sehen, dass sich etwas tut in Trier. Jede:r, der eine Fläche zur Verfügung stellen möchte, kann sich ab sofort bei uns über kontakt@bunte-luft.info oder über die Kanäle der Lokalen Agenda 21 melden. Wir legen viel Wert auf engen Kontakt und natürlich auch auf Mitsprache beim Zeitplan und der Motivgestaltung. Und: Keine Fläche ist zu klein!

​Ihr habt bewiesen, dass gerade auch junge Leute kreative und innovative Ideen haben, um die Lebensqualität in unseren Städten zu verbessern. Gibt es etwas, das ihr anderen kreativen Köpfen auf dem Weg zur Umsetzung ihres Projekts mitgeben wollt? 

Das wichtigste ist, es einfach zu versuchen. Man hat so oft Angst, zu scheitern oder nur Gegenwind abzubekommen, was dann die Ideen schon in ihrem Prozess hemmen kann. Aber am Ende des Tages bereut man doch nur die Dinge, die man nie ausprobiert hat, oder? Auch wenn es manchmal schief geht, wir glauben fest daran, dass kreative und innovative Ideen engagierter Menschen unsere Gesellschaft voranbringen. Vernetzung kann natürlich erstmal knifflig sein, auch wenn es so viele digitale Möglichkeiten gibt. Trier hat aber auch eine bunte Vereinsvielfalt, wodurch Vereine vielleicht erste Ansprechpartner sein können - wie etwa auch die Lokale Agenda 21 bei Themen wie Nachhaltigkeit und Stadtentwicklung. Aber auch Organisationen wie die Ehrenamtsagentur freuen sich immer über Anfragen. Also einfach mutig voran und keine Angst vor'm Fehler machen haben!

​Vielen Dank an Adrian und Beatrice für das Gespräch. Wir sind gespannt, wie sich das Projekt "Bunte Luft" entwickelt und drücken die Daumen, dass alles so klappt, wie die beiden es sich vorstellen.

Für alle Interessierten gibt es unter www.bunte-luft.info​ mehr Infos, Kontakt-Adressen und Mitmach-Möglichkeiten.

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