Stadtgespräch
19.04.2017 Julia Nemesheimer Veranstalter
Brooklyn Boy Made Good - Inszenierte Lesung

Into Miller

​Nachdem über die gesamte Spielzeit hinweg schon diverse Stücke von Arthur Miller in den Théâtres de la Ville zur Aufführung kamen, mündet dies jetzt in einer Szenischen Lesung am 25. und 26. April 2017 im Théâtre des Capucins. hunderttausend.de sprach mit den Schauspieler*innen sowie dem Regisseur. 

 
Image

Gerade einmal zwei Wochen Probezeit sind für das Stück eingeräumt. Drei Schauspieler*innen, die in Luxemburg keine unbekannten Gesichter sind, spielen darin mit: Isaac Bush, Elisabet Johannesdottir und Leila Schaus lesen, singen und stellen die jeweiligen Szenen dar. Darin enthalten sind Auszüge aus den Stücken des Autors, sowie seiner Autobiographie, aus Essays, Offenen Briefen und Interviews.

Regisseur Thierry Mousset hält fest, dass keiner von den Anwesenden ein Experte für Arthur Miller sei: „Auch für uns war es eine Entdeckung. Zu Beginn haben wir gebrainstormt und festgehalten, was er für uns ausmacht. Sein Leben, seine Stücke, sein Gesamtwerk. So kamen auch einige Klischees über ihn ans Licht, die zum Allgemeinwissen zählen. Was wir mit dem Stück versuchen zu erreichen, ist nicht nur die Person kennenzulernen, sondern auch die Intention dahinter zu sehen. Vieles kann man auch im zeitgenössischen Kontext sehen und daraus Rückschlüsse für heutige Geschehnisse ziehen." Und auch die Schauspielerin Johannesdottir ist der Meinung, dass man nicht unbedingt viel über ihn wissen muss. Vielmehr soll man das Stück so sehen, dass man hier Neues erfahren kann. Ihr Kollege ergänzt, dass man sich einfach auf einen Abend freuen kann, an dem man englischsprachiges Drama in einem anderen Kontext erleben darf, weniger wie in einem Klassenzimmer oder einer Vorlesung, als vielmehr in einem lockeren Umfeld. In „Brooklyn Boy Made Good" geht es nicht um eine chronologische Präsentation des Lebens und der Werke Arthur Millers, es ist vielmehr eine kaleidoskopartige Zusammensetzung verschiedener Bruchstücke seines Schaffens. „Durch diese Art der Ansammlung verschiedener Texte bekommt man nicht nur einen Einblick in Arthur Miller, sondern vielmehr auch in die Kunst, die Intellektuelle Szene und auch die Politik, die damit einhergeht oder das alles begleitet," so Bush. „Gerade was die Politik angeht, kann man Parallelen zur heutigen Zeit ziehen. Viele seiner Aussagen können uns heutzutage inspirieren, wie man mit den aktuellen Gegebenheiten umgehen kann," ergänzt Mousset.

Die wenigen Szenen, die in dem Ausschnitt der Probe erlebbar waren, wirkten sehr humorvoll, was Johannesdottir auch bestätigt: „Nichtsdestotrotz wollen wir aber viele verschiedene Emotionen widerspiegeln, die Arthur Miller und seine Arbeit ausmachen. Vor allen Dingen wollen wir natürlich auch den Spaß an unserer Arbeit nicht verlieren und mit entsprechendem Humor gehen wir an die einzelnen Szenen heran." Wichtig ist allen, dass keine feststehende Meinung gebildet werden soll, der Autor soll nicht glorifiziert werden.

Auch wenn das Stück auf Englisch aufgeführt wird, sollten sich Trierer*innen „Brooklyn Boy Made Good" nicht entgehen lassen. „Gerade in Europa ist Arthur Miller ziemlich bekannt. Eben erwähnte Thierry bereits, dass seine Aussagen zur Politik auch heute noch Gültigkeit haben. Heutzutage, in Zeiten des Aufstiegs von Populismus und des angsterfüllten Klimas, das überall vorherrscht, ist gerade Miller eine gute Referenz, bei der man Ratschläge finden kann. Er hat immer eine klare Meinung vertreten und ist dieser auch treu geblieben," meint die junge Schauspielerin Johannisdottir. Speziell für Studierende der Anglistik dürfte die inszenierte Lesung einiges an Potential bereithalten.

 

Im Théâtre des Capucins ist „Brooklyn Boy Made Good" am kommenden Dienstag, den 25. April 2017, und am Mittwoch, den 26. April 2017 zu sehen. Karten dafür gibt es bereits am 8,00 Euro. 

Foto: Sven Becker

Bildgalerie



Karte anzeigen