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12.12.2016 Julia Nemesheimer Alfonso Salgueiro
Black Mirror

Nichts ist ewig

​Am Sonntag wurde das rainy days Festival in Luxemburg beendet. Davor fand am Freitag und Samstag die Konzert-Installation „Black Mirror" statt. Spät abends ging es in die Wildnis an der Außengrenze von Luxemburg-Stadt. Ein besonderer Abend, an dem hunderttausend.de teilnehmen durfte. 

 
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Mit dem Bus ging es direkt von der Philharmonie aus quer durch die luxemburgische Hauptstadt. Unterwegs wurden die Teilnehmer zunächst mit schwarzen Capes, Kopfhörern und Katzenmasken ausgestattet und erste Instruktionen erteilt. Am Zielort angekommen war man froh darüber, dass das Wetter mitspielte, es weder regnete noch allzu kalt war. Zunächst geht es ein kurzes Stück in ein Tal hinab, bis die gesamte Gruppe stoppt: Vor uns liegt ein verlassenes Gebäude in der Senke, umgeben von Nebelschwaden. Zum ersten Mal erklingt eine Männerstimme, die uns das Setting näher bringt: Ein Ort aus einem Traum, einem Alptraum, eine Location, zu der man eigentlich nie zurückkehren wollte, irgendwo zwischen Leben und Tod, Vergänglichkeit und Bestand. Lichtinstallationen setzen das Gebäude in Szene mit aufblitzende Fenster. Durch die Uniformität der Kleidung verschwinden wir in der Anonymität, die Surrealität des Augenblicks, die Stimme im Kopf und leise Hintergrundklänge vermitteln den Eindruck eines Horror-Games, in dessen Setting man angekommen ist und kurz vor dem Start steht.

Aufgeteilt in zwei Gruppen mit unterschiedlichen Anweisungen geht es hin zum Haus, hinein in den verwilderten Garten, der mit leeren Pools, in denen Musiker stehen, alten Gerätschaften und Sperrmüll den Eindruck des Horror-Settings noch verstärkt. Während die Stimme über den Verfall und die Endlichkeit spricht, spielen die Künstler des Ensembles United Instruments of Lucilin live, teils kommt auch Musik vom Band. Teils unaufdringlich, teils einnehmend erklingen die passenden Töne, die Komponist Alexander Schubert für die Installation konzipiert hat. An dieser Stelle passt die moderne Klangkunst, es unterstützt das Feeling und ergänzt die Stimme. Das Publikum selbst ist Teil des Werkes, während die beeindruckende Lichtinstallation das Haus und den Garten illuminieren. Ein Stück weit geht es in den Keller des Hauses, nachdem die beiden Gruppen im Garten miteinander interagieren. Durch die unterschiedlichen Anweisungen erhalten die Handlungen eine erwartungsvolle Spannung, während man gleichzeitig mit seinen Mithandelnden eine gewisse Zugehörigkeit erfährt und von dem Gegenüber psychisch entfernt steht.

Eine gute Stunde lang geht es durch das Gelände und das Haus. Kurz vor Schluss sitzt man im ehemaligen Restaurant vor der riesigen Glasfront und blickt hinab in den Garten, in welchem man vor kurzer Zeit noch selbst stand. Die Spiegelung der Katzenmasken ist befremdlich, während man realisiert, wie vergänglich man selbst, das Leben und die Welt um einen herum ist.

Dieser Abend hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Mit dieser Art der Übermittlung von moderner Klangkunst sollte man keine Probleme haben, diese Form der Musik auch einem breiteren Publikum näher zu bringen. Nicht umsonst war dieser Teil des Festivals vollkommen zu Recht ausverkauft.

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