Interviews
09.05.2017 Julia Nemesheimer  
Bergfilm

"Neue Energie und Ideen"

​Kürzlich erschien das Debüt-Album Constants der Kölner Band Bergfilm. Am 17. Mai kommt das Quartett nach Luxemburg und spielt im Gudde Wëllen live. Im Vorfeld konnten wir uns mit Sänger und Gitarrist Arthur (2.v.l.) über das neue Album, Musikvideos und einiges mehr unterhalten. 

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Video

Glückwunsch zunächst einmal zum Debütalbum „Constants". Entgegen des Titels sind die Songs ja allesamt unglaublich vielfältig und überraschen hinter jeder Ecke mit etwas Neuem. Wie lange habt ihr im Endeffekt für die Platte gebraucht und wie lief der Entstehungsprozess für euch ab?

Arthur: Wir haben Anfang des Jahres 2015 komplett bei null angefangen. Es gab die klare Idee ein Album zu machen. Ein gutes Jahr haben wir geschrieben und vorproduziert. Die Ideen sind dabei meist ganz klassisch auf meiner Gitarre entstanden. In der Band haben sie dann ihren Sound gefunden. Anfang 2016 kam Elias Förster als Produzent dazu. Mit Elias haben wir die Songs für das Album ausgewählt, überarbeitet und in Köln und Mannheim produziert. Er hat das Album dann auch gemischt. Das alles hat etwa ein dreiviertel Jahr gedauert. Zwischen erster Idee und Veröffentlichung lagen am Ende ziemlich genau zwei Jahre.

Zehn Songs wirken auf den ersten Blick auch nicht so viel für ein Album, wie habt ihr euch für die Stücke entschieden, die im Endeffekt enthalten sind?

Für das Album sind etwa 40 Songskizzen entstanden. Etwa die Hälfte davon haben wir ausgearbeitet und auch schon während des Prozesses aussortiert. Die Entscheidung, welche Songs es auf das Album schaffen, haben wir gemeinsam mit Elias Förster getroffen.

Bei der Recherche hab ich vor allem ältere Interviews von 2014 und 2015 entdeckt, in denen oft 80s und 90s Vergleiche angesprochen werden, denen ihr aber zumeist eher widersprochen habt. Die meisten Leser hier kennen euch vermutlich noch nicht. Bevor ich jetzt Vergleiche anstelle, könnt ihr eure Musik in wenigen Sätzen beschreiben?

Gegen diese Vergleiche wehren wir uns nicht mehr. Wir haben bei der Entstehung des Albums auch viel Musik, vor allem aus den 80ern, gehört. Wir machen Electro-Pop, aber Deine Assoziationen würden uns auch interessieren. 

Eure beiden Videos, Rules und California, sind ja beide eher schwere Kost. Inwiefern seid ihr in die Entstehung involviert gewesen und wie habt ihr die beiden Regisseure Joscha Bongard und Julian Lausen für die Umsetzung gewinnen können?

Joscha hat uns schon länger verfolgt und uns etwa Mitte 2016 kontaktiert und seine Hilfe angeboten. Dass wir gerade dabei waren unser Album fertigzustellen, wusste er nicht. Wir haben uns sehr intensiv ausgetauscht und die Ideen zusammen entwickelt. Wobei Joscha da schon die treibende Kraft war. Das Video zu Rules ist aus Material entstanden, dass Joscha schon vorbereitet hatte. Es kommt aber noch ein zweites Video von ihm an dem wir zumindest inhaltlich mitgearbeitet haben.

Das Video zu California haben dieselben Leute gemacht, die schon für das Video zu So Wrong 2014 verantwortlich waren. Das Kollektiv nennt sich whoareweanyway und besteht zum großen Teil aus Angestellten und Praktikanten der Bild und Tonfabrik Köln. Das sind alles Freunde von uns hier aus Köln, die uns unterstützen und wir sind sehr glücklich darüber so tolle Freunde zu haben, die einfach Lust haben zu helfen. Es gibt noch weitere Freunde, die uns unterstützt haben, aber das darf noch nicht verraten werden.

Betrachtet man ältere Videos von euch, dann fiel mir vor allem das zu Child auf. Das Setting erinnert mich etwas an Goa-Veranstaltungen. Wie viel Arbeit steckte im Endeffekt dahinter und würdet ihr sowas wiederholen wollen?

Auf die Idee mit dem Konzert im Wald sind wir gekommen, weil illegale Partys an ungewöhnlichen Orten inzwischen ein großer Trend geworden sind in Köln. Der Trend kommt aus der vielfältigen Kölner Technoszene. Wir dachten, dass kann man auch mal mit einem Livekonzert versuchen und haben zwei LKW mit Bühne, Deko, Licht- und Ton-Equipment vollgepackt und uns ein einsames Stück Wald gesucht. Das war bestimmt das verrückteste Konzert, dass wir bisher gespielt haben. 500 Leute haben mit uns gefeiert bis in den frühen Morgen. 

So ein Wald-Konzert ist ja schon besonders. Gibt es einen Ort, den ihr bisher bespielt habt, der für euch etwas Außergewöhnliche(res) darstellt? Beziehungsweise habt ihr eine Art Wunsch-Location, wo ihr gerne auftreten würdet?

An unseren Auftritt beim Fusion Festival denken wir immer noch zurück. Wünsche wo wir noch spielen wollen, gibt es viele aber wir sind ja auch noch nicht am Ende!

Eure erste EP kam nur auf Vinyl und online raus. Was bevorzugt ihr denn privat, um Musik zu konsumieren?

Zuhause ganz klar Vinyl. Unterwegs wird gestreamt.

Jetzt seid ihr auf Tour mit dem neuen Album. Wie fühlt sich das an, endlich das neue Material vor Publikum zu spielen?

Wahnsinnig gut. Wir sind in den zwei Jahren immer tiefer in ein Loch gefallen. Ohne dieses Feedback können wir als Band gar nicht existieren. Jetzt tanken wir wieder neue Energie und Ideen.

Im Mai spielt ihr auch in Luxemburg im Gudde Wellen. Wird das euer erster Gig außerhalb Deutschlands sein und ist man dann nochmal nervöser? Oft ist das Publikum dann ja etwas anders beziehungsweise das Gesamtfeeling.

Wir haben auch schon in den Niederlanden gespielt, aber es ist durchaus das erklärte Ziel langsam auch die Nachbarländer zu erobern. Nervosität ist bei uns nicht unbedingt ein Thema. Das gehört vor jedem Auftritt dazu.

Dann viel Erfolg bei der Eroberung und bis zum 17. Mai in Luxemburg!

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