Stadtgespräch
21.03.2017 Julia Nemesheimer  
Begehren von Gesine Schmidt

Am Ende ist es doch immer Sex

​Am kommenden Wochenende, genauer am 24. - 26. März 2017, feiert das Stück "Begehren" der Autorin Gesine Schmidt im Luxemburger Kapuzinertheater Uraufführung. In Koproduktion mit dem Staatstheater Mainz entstand die doku-fiktionale Feldforschung, die sich mit Sex in der heutigen Zeit auseinandersetzt.

 
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​Personen im Alter von 26 bis 75 Jahren wurden im Vorfeld von der Autorin interviewt. Die Resultate dienen als Grundlage für das "Begehren", drei Männer und vier Frauen spielen in einer Wohnung mit Küche, Wohnzimmer, Schlafzimmer und Bad. Die Antworten der Interviewten werden ihnen dabei als Text in den Mund gelegt. So lernt man ganz unterschiedliche Persönlichkeiten mit ihren jeweiligen sexuellen Vorlieben kennen. Sei es körperliche Liebe im Alter, Online-Dating und schnelle Sexabenteuer der Jugend, bezahlter Sex oder Sadomaso-Beziehungen - viele unterschiedliche Spielarten der wohl schönsten Nebensache der Welt werden hier angerissen. Hinter all dem stehen echte Personen, eine Methode, die Autorin Gesine Schmidt nicht zum ersten Mal verwendet. „Mit der Montage der biografischen Erzählungen versuche ich neue Aufmerksamkeitsfelder zu schaffen und gewohnte Wahrnehmungsmuster und Urteile zu irritieren, um neue Sichtweisen zu ermöglichen", steht etwa als Zitat im Text zum Stück auf der Seite der Théâtres de la Ville de Luxembourg. Heutzutage sind viele Tabus in Bezug zum Thema Sex nicht mehr existent, spätestens seit 50 Shades of Grey kommen auch härtere Gangarten des Liebesspiels in der Mitte der Gesellschaft an. Und wo aktuell so offen über Beischlaf gesprochen wird, stellt sich doch die Frage, was abseits der öffentlichen Bekenntnisse geschieht. Darauf versucht das Stück Antworten zu finden. 

Bereits im Dezember wurde "Begehren" in Mainz uraufgeführt, inszeniert wird das Stück von Brit Bartkowiak. Die Frankfurter Neue Presse schreibt in ihrer Kritik etwa, dass "Begehren" die Spätfolgen der sexuellen Befreiung der 60er und 70er Jahre aufgreift: "Ein riesiger Süßigkeitenladen ohne jeden moralischen Belang, der für alle Geschmäcker etwas da hat. Aber Süßigkeiten lenken den Geschmack auf immer feinere und perversere Genüsse; sie verderben den Magen. Sie machen nur den Ladenbesitzer reich: einst die „Aufklärer", heute den Sexmarkt. Und sie lenken von anderen wichtigen Dingen ab." Die Allgemeine Zeitung kommt zu dem Fazit: "Sex scheint bei vielen zum Lifestyle-Produkt und zur Ware verkommen zu sein. Die offene Frage: Welche Rolle spielt dabei eigentlich die Liebe?"

Selbst ein Bild machen, kann man sich am 24. und 25. März um 20 Uhr, am 26. März um 17 Uhr im Kapuzinertheater. Tickets gibt es bereits ab 8 Euro.

Foto: Andreas Etter

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