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10.12.2017 Manuel Maus Julia Nemesheimer
Antilopen Gang

Die Trojanischen Antilopen

Es ist das erste Mal in Luxemburg für das Rap-Trio. Ein paar Zuschauer mehr haben sie sich wohl gewünscht, lässt sich zumindest zwischen den Zeilen raushören. Den Spaß lässt sich die Antilopen Gang am Samstagabend dennoch nicht entgehen und auch die Fans gingen ausgelassen mit. 

 
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Zum ersten Mal im beschaulichen Luxemburg. Das gilt nicht nur für die Gang aus Nordrhein-Westfalen, sondern auch für deren Support Goldroger. Der gibt unverblümt zu, dass er ohne die Antilopen Gang niemals ins Großherzogtum gereist wäre. Der Rapper mit der unverwechselbaren Mähne, die womöglich die Inspiration für seinen Namen war, liefert das, was man von ihm erwartet: Technisch sauberen Rap, der die Stimmung etwas einheizen soll. Eine verhältnismäßig große Gruppe vor der Bühne nimmt das Angebot an und folgt textsicher seinem Auftritt.

Der Start des Hauptacts fällt überraschend leise aus. Danger Dan sitzt am Keyboard, kein Schlagzeug, keine Gitarre und beginnt den Auftritt mit dem Titel Gestern war nicht besser des aktuellen Albums Anarchie und Alltag. Erst danach werden die basslastigeren Songs ausgepackt, die zum Mitmachen animieren. Es erstaunt, dass der Titeltrack Das trojanische Pferd nur wenige Sekunden angespielt wird, als wäre die (An)Täuschung Programm und Ziel zugleich gewesen.

Stattdessen werden zunächst zahlreiche ältere Aufnahmen gespielt. Zwischendrin bleibt immer wieder Raum für Unterhaltungen mit den Menschen vor der Bühne. Dabei folgt die Erkenntnis, dass es in Luxemburg endlich mal, anders als in den Städten zuvor, nicht so patriotisch zugeht. Mit der augenzwinkernden, aber lautstarken Ergänzung: „Luxemburg ist scheiße!“ Dennoch genießen Danger Dan, Panik Panzer und Koljah den Auftritt, trotz überschaubarer Kulisse. Es sei auch nicht das erste Mal, als Vorband der „Popband Fettes Brot“ hätten sie auch nicht vor mehr Menschen gespielt.

Als die Gang vom Goldenen Presslufthammer sang, erweiterte sich die Bühne und aus dem Rapauftritt wird zumindest stellenweise eine Punkdarbietung. Um die Abgrenzung, die ein elementarer Teil der Bandgeschichte ist und unter anderem im Lied Outlawz thematisiert wird, zu zelebrieren, wird zum Circle of Love aufgerufen. Ein großer Kreis soll entstehen, doch anders als sonst, soll sich niemand berühren. Wenig überraschend, da auch nicht wirklich erwünscht, wird sich nicht daran gehalten.

Nach weiteren Brettern wie Patientenkollektiv und weiteren wird es schließlich wieder Zeit für Besinnlichkeit, schließlich waren die Drei am selbigen Tag auf dem luxemburger Weihnachtmarkt. Diese Besinnlichkeit hält allerdings nur für kurze Zeit, da sich Danger Dan doch am improvisierten Jam versucht, was in einer wilden Schlag-Orgie endet. Die entartete Musik wird danach auch von seinem Bruder Panik Panzer aufgegriffen, der nur von den schlechtesten Sängern im Atelier unterstützt werden möchte. Beim ersten Versuch ist es aus seiner Sicht noch viel zu gut, doch die Fans lernen schnell, die Stimmbänder zu massakrieren.

Während Danger Dan noch einmal ein Solo ansetzt und dabei einen Hänger hat, wird er wüst von seinen Gangmitgliedern von hinter der Bühne beschimpft. Ein Neustart des gesamten Konzertes wird besprochen, Koljah tippt seine Kritikpunkte des Konzertes in sein Handy, um sie später nochmal anzusprechen. Positivere Stimmung entsteht, als der Bassist auf Französisch spricht und so doch noch etwas Lokalpatriotismus entfacht.

So verwundert es auch nicht, dass der gesamte Saal eine Zugabe fordert. Dort geht es dann nochmal richtig zur Sache, Panik Panzer fordert Platzwunden für Jeden. Fließendes Blut ist zwar nicht zu beobachten, aber für ein paar Rippenprellungen wird es schon gereicht haben. Verabschiedet wird sich mit dem ersten großen Hit Fick die Uni, mit dem viele erstmals mit der Antilopen Gang in Berührung kamen. So richtig zur Entfaltung kommt er leider nicht, da es in deutschen Universitätsstädten und dem jeweiligen Publikum erst so richtig zum Abriss verführt. Da geht es in Luxemburg doch ein wenig gediegener zu.

Nichtsdestotrotz kommen sowohl die Band als auch das Publikum auf ihre Kosten. Da lassen sich auch manche Soundprobleme überhören, die die Rapper nicht immer klar verstehen lassen. Die Energie macht das Problem allerdings mehr als wett.

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