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15.01.2020 Jana Ernst  
Shakespeare’s A Midsummer Night’s Dream in einer Inszenierung von Trier English Drama

A Midsummer Nights’s Rocky Horror Picture Show

Am Montagabend feierte Trier English Drama die Premiere ihres diesjährigen Stücks "A Midsummer Night's Dream". hunderttausend.de war mit dabei und zieht ein Resümeé des Abends.

 
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A Midsummer Night's Dream (oder im Deutschen Ein Sommernachtstraum) gehört zweifellos zu Shakespeares bekanntesten Stücken, nur übertroffen vielleicht von Romeo and Juliet, Hamlet und Macbeth. Die Geschichte um die Liebenden aus Athen ist ebenso bekannt wie aberwitzig und lässt Raum für eine Vielzahl möglicher Inszenierungen von kindgerecht bis hin zu Versionen die sich – nun ja – eher an ein erwachsenes Publikum richten. Die Inszenierung von Trier English Drama​ (TED) fällt auf diesem Spektrum eher in letzteren Bereich, ist aber dennoch weit davon entfernt explizit oder gar obszön zu werden. Nichtsdestotrotz sind fast alle Figuren im Laufe des Abends in Outfits zu sehen, die von Verkäuferinnen mit einem „kultivierten Geschmack“ bei Orion und Beate Uhse ausgewählt wurden. Und diese werden wunderbar Rocky Horror-esque getragen.

Aber von vorne: Wir befinden uns in Athens (Ohio), irgendwann in den 70er Jahren. Eine Amateur-Theatergruppe beginnt Planung und Proben für das Stück Pyramus and Thisbe. Der Zuschauer ist skeptisch. Bei dieser Gruppe scheint noch viel Verbesserungsbedarf zu bestehen. Unterdessen wird der Bürgermeister Theseus (Daniel Garcia) bei einem romantischen Nachmittag mit seiner Geliebten Hippolyta (Miriam Marx) gestört. Die empörte Egea (Anna Weinand) führt ihre aufsässige Tochter Hermia (Lena Lund) vor, die sich standhaft weigert den jungen Demetrius (Maurice Schubert) zu heiraten. Hermias Herz schlägt stattdessen für Lysander (Elia Biundo), dem sie nicht nur im Geiste, sondern offenbar auch im Musikgeschmack verbunden ist – das legen zumindest die System of a Down Shirts nahe. Mit diesem exzellenten Geschmack kann der Hippie Demetrius nicht mithalten. Als dann schließlich die junge Helena (Cora Riechert) auftaucht, scheint die Konstellation der Liebenden wie ein Memory-Spiel: System zu System und Hippie zu Hippe. Nur Demetrius ist mit dieser oberflächlichen Zuordnung nicht einverstanden. Er verschmäht Helenas Liebe und verfolgt stattdessen Hermia, die nichts lieber tun würde als ihn loszuwerden.

Das eigentliche Drama beginnt allerdings erst, als Hermia und Lysander davonlaufen und sich im Wald verirren. Hätten sie nur Helena nicht eingeweiht... Das Unheil nimmt seinen Lauf, als alle Figuren zwischen Liebeszaubern, einem Esel namens Bottom, Rocky Horror Picture Show-Einlagen und den Machenschaften trickreicher Elfen in einen unaufhaltsamen Strudel der Ereignisse geraten. Vor allem der wirklich zauberhaft gespielte Trans-/Drag-Elfenkönig Oberon (Christoph Nonn) und seine absolut verführerische Helferin Puck (Kristina Heitzer) haben einen großen Anteil am entstehenden Durcheinander. Das hält sie allerdings nicht davon ab mit Freude, Spannung und Popcorn zu verfolgen, wie alles aus den Fugen gerät und Elfenkönigin Titania, Lysander und Demetrius sich hoffnungslos ver- und wieder entlieben. Wer am Ende wen heiratet, wird an dieser Stelle (für alle, die nicht mit dem Original vertraut sind) nicht verraten. Viel wichtiger ist ohnehin die abschließende Aufführung von Pyramus and Thisbe​, die mit einer überaus reizenden Thisbe aufwarten kann.

TEDs A Midsummer Night's Dream ist laut, bunt, sexy und urkomisch, wenn auch von Zeit zu Zeit leider ein wenig „over the top“. Wer sich von den oberflächigen Absurditäten der Geschichte nicht blenden lässt, der kann durchaus nachdenklich werden über die Zusammenhänge zwischen  Liebe und Sex, darüber ob die Liebe wirklich blind macht und wie definitiv unsere eine wahre Liebe tatsächlich ist. 


Weitere Aufführungen finden am ​19. Januar um 17:00 Uhr​, sowie am 22. und 23. Januar jeweils um 20:00 Uhr statt. Tickets gibt es für 10,00 Euro (7,00 ermäßigt) im Vorverkauf.


Fotos: Trier English Drama / Tom Klein

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