Stadtgespräch
22.12.2011 Johannes Friedrich Johannes Friedrich
Wir gehen einen trinken mit… Uwe Thein

Von Stiften, Papier und Filmen

Uwe Thein ist Gründer der Firma theinmedia, die Image-Filme produziert, Medientrainings anbietet und einen Schwerpunkt in Bereich Web-TV hat. Bei letzt genanntem ist der Trierer Vorreiter, da er bereits sehr früh begann, das weltweite Netzwerk zu nutzen. Grund genug für hunderttausend.de sich im Weinhaus in der Brückenstraße mit dem Produzenten zu treffen und mit ihm über seinen Werdegang zu plaudern.

PdLCiZb6F5w
Image

Wer auf Youtube nach Musikvideos seiner Lieblingsband sucht, findet in den meisten Fällen nur Beiträge, die Dank der GEMA nicht angesehen werden dürfen, oder aber unzählige Live-Mitschnitte, die mit einem Handy oder Fotoapparat aufgenommen wurden. Kaum ein tragbares technisches Gerät ist nicht in der Lage, Videos aufzuzeichnen. Als Uwe Thein vor zwanzig Jahren anfing, Filme zu drehen und zu produzieren, war dazu wesentlich mehr notwendig als ein Telefon: "Ich kann mich noch gut an die alten Schneidetische erinnern, mit denen wir unser 35mm-Material bearbeitet haben", erinnert sich der 45-jährige, "die moderne Technik macht da vieles einfacher. Was aber auch irgendwo schade ist, weil dadurch meist die Geschichte leidet." Gerne beruft er sich hier auf Alfred Hitchcock, der gesagt haben soll: "Man braucht drei Dinge für einen guten Film: 1. Ein gutes Drehbuch, 2. Ein gutes Drehbuch und 3. Ein gutes Drehbuch." Theins Philosophie: "Ich brauche erst einmal ein Stück Papier und einen Bleistift, egal ob das Ergebnis ins Kino soll oder ob es ein Image-Film für eine Webseite ist."

Mit seinem Werk "Das wirkliche Leben" verbuchte er große Erfolge und übertrumpfte bei den Besucherzahlen in der Region auch Filme wie zum Beispiel "Kindergarten Cop" mit Arnold Schwarzenegger. Sein Kurzfilm "Jesus macht nicht mehr mit", der auf der gleichnamigen Erzählung von Wolfgang Borchert beruht, brachte ihm zahlreiche nationale Filmpreise ein. Es folgten internationale Filmfestivals und ein Abstecher ins Mekka der Filmindustrie: Hollywood. Kein Wunder also, dass sein Kundenstamm sich bis nach Frankfurt, München und sogar in die Schweiz erstreckt. Lediglich in der Region scheint der Filmemacher bis auf wenige Ausnahmen kaum Beachtung zu finden. Thein sieht den Grund in der Medienvergangenheit Triers: "Das große Problem ist, dass hier zu viele Leute Fernsehen gemacht haben, die nicht wussten, was sie tun. Daraus resultiert ein Mangel an Interesse innerhalb der Stadt für stimmige Medienprodukte."

Aus der Region weg möchte er trotzdem nicht mehr. Zum einen aus privaten Gründen, aber auch seine Vorliebe für den hiesigen Wein bindet ihn. "Ich habe bereits 2003 einmal einen Film für den Moselwein e.V. gedreht und aktuell sind wir wieder an einem großen Projekt dran. Dadurch habe ich viel Kontakt mit Weinbaugebieten und Fachleuten gehabt und den Wein lieben gelernt." Die Projekte für Moselwein e.V. werden, wie viele theinmedia-Produktionen, auch über das Internet veröffentlicht. Geplant sind auch internationale Versionen mit z.B. japanischen Untertiteln. "Die wenigen Kunden, die wir in der Region haben, machen dann gleich innovative oder weltweit relevante Aktionen", freut sich Thein. Die große Auswahl an regionalen Weinen führt ihn auch in "Das Weinhaus" in der Brückenstraße. Hauptsächlich kehrt er dort nach Theaterbesuchen ein, "da man zu einem guten Glas Wein auch noch schnell einen kleinen Happen essen kann".

Bereits im Jahr 2000 begann Uwe Thein damit, Videos über das Internet zu verbreiten. Sein Wechsel von der Kirch-Gruppe, für die er damals produzierte, hin zum Stream ist einfach zu erklären: "Mich reizte es, anspruchsvolle Beiträge für eine spezielle Zielgruppe zu produzieren und nicht mehr einfach breite Beiträge für die Masse bereitzustellen. Dadurch haben wir mehr Spaß bei der Produktion und die Zuschauer beim Ansehen." In einer Zeit, in der ein Internetanschluss über ein 56k-Modem erfolgte keine leichte Aufgabe, aber auf jeden Fall eine Vorreiterrolle.

Eher rückständig sieht er die Filmförderung in Rheinland-Pfalz an: "Wir haben bis heute keine kulturelle Filmförderung im Land. Wenn man dann richtige Filme ohne prominente Unterstützung produzieren möchte, ist das schwierig." Fehlende oder fragwürdig verteilte Fördermittel sind aber nicht nur auf Landesebene festzustellen. "Ich bin immer wieder entsetzt, wenn ich sehe, wie die Schwerpunkte in dieser Stadt liegen. Oft wird das Geld eher in Prestigeprojekte mit bedenklichem kulturellem Wert geleitet, statt es einer freien Szene zur Verfügung zu stellen. Schön, wenn es dann Menschen wie Kay Spiegel und 'Die Kreativen' gibt, die sich davon nicht abhalten lassen".​​​

Bildgalerie



Karte anzeigen