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15.12.2019 Anselm Spicka Veranstalter
Volpone: ausgeFUCHST

Kapitalismuskritik mit Regionalbezug

​​​​Das Katz-Theater hat sich für diesen Winter Volpone – Ausgefuchst vorgenommen. hunderttausend.de war in der Tufa zu Gast und hat sich die zugleich komische und kritische Vorstellung angesehen. 

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​Der Kerninhalt des Stückes ist die Habsucht und daraus resultierende Boshaftigkeit der Menschen. Im Mittelpunkt des Stückes steht Herr Fuchs. Dieser ist zwar reich, bei bester Gesundheit und könnte ein glückliches Leben führen, aber seine Habgier ist unstillbar. Also lässt er seine Dienerin Motte überall verbreiten, er würde im Sterben liegen und sei auf der Suche nach einem passenden Erbe. Nach und nach treten immer mehr Erbschleicher auf den Plan, welche auf die falsche Information hereingefallen sind. Motte tut dabei ihr bestes um den Plan zu unterstützen. Die Notarin Geier setzt sogleich ein Testament auf und würde natürlich am liebsten sich selbst als Erbin eintragen. Der Kaufmann Rabe, ein Trier-Wester Urgestein versucht es mit Geldgeschenken. Der Pfandleiher Krähe, welcher zwar äußerlich wirkt wie ein 100-Jähriger Zombie, aber innerlich höchsten 75 ist, buhlt mit Geschenken um die Gunst. Auch die prostituierte Pfau möchte am liebsten als Alleinerbin im Testament stehen und versucht ihren Charme einzusetzen. Die zentralen Figuren werden mit Hingabe verkörpert, sodass die Zuschauer sich hervorragend in das Geschehen hineinversetzen können. Im Laufe des Stückes scheint es als würde alleine der Gedanke an Geld die Figuren in den Wahnsinn treiben. Dass der Eifersüchtige Rabe sogar seine Frau für eine Liebesnacht hergibt, welche als Pflegeeinsatz beschönigt wird, zeigt, für Geld wird alles getan.

Unterstüzt werden die Schauspieler von Bunten und auffälligen Kostümen und Money, Thats what I want von den Beatles. Jedoch sind die Rollen dermaßen fein und individuell herausgearbeitet, dass diese Accessoires beinahe untergehen. Der herrliche Trierer Dialekt von Rabe, oder die lustige und zugleich schaurige Lache von Krähe. Die Details fügen sich passend ineinander wie ein gut geöltes Getriebe.

Viel Wichtiger ist jedoch die Message welche das Stück vermittelt. „Was sind die Diamantenminen der Welt, gegen die Dummheit der Menschen?“ Mit diesen Worten beendet der Fuchs zu Anfang seinen Monolog und seinen teuflischen Plan. Und es kommt wie es kommen muss, jeder ist bereit für Geld alles zu tun. Die Habsucht entwickelt sich rasch zu einer beinahe fanatischen Bosheit und es kommt eine unschöne Seite in den Menschen zum Vorschein. Volpone wurde 1606 von Ben Johnson geschrieben und 1926 von Stefan Zweig überarbeitet. Trotz des stolzen Alters wirkt das Stück aktuell und frisch. Es ist eine Kritik am Geld und Kapitalismus, die auf der Bühne seinesgleichen sucht. Gleichzeitig hat das Katz-Theater durch viele kleine Details, wie die Viezliebe des Fuchses einen schönen Regionalbezug hergestellt. Es ist die Mischung aus Komik, Regi​onalbezug und Kapitalismuskritik welche dieses Stück äußerst sehenswert macht. ​


Mit der aktuellen Produktion „Volpone -Ausgefuchst“ unterstützt das Katz-Theater die Trierer Obdachlosenhilfe: das Benedikt Labre Haus für obdachlose Männer und den Skf – Sozialdienst katholischer Frauen, für deren Arbeit mit obdachlosen Frauen.



Weitere Vorstellungen finden am 18.12. und 20.12. 2019 im kleinen Saal der Tufa statt. 


Foto zVg: Veranstalter​​​​



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