Stadtgespräch
06.03.2013 Anna Schäffer Marco Piecuch
vandermeer

Vier Biografien, vier Einflüsse

​Was haben ein Hefeweizen, ein Radler und ein Altbier gemeinsam? Richtig: Nichts, außer der Tatsache, dass es Biersorten sind. Sie differenzieren sich in Geschmack, Aussehen und in der Form der Gläser. Sie werden nicht besser schmecken, wenn man sie zusammen in einen Eimer kippt und umrührt. Anders ist das bei ihren Konsumenten: Die Band vandermeer besteht aus vier Musikern mit unterschiedlichen Geschmäckern, sowohl beim Bier, als auch bei der Musik. Wie das passt, erläutern sie im Gespräch.

 
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​Bevor sie 2011 mit Tom Rüdell und Jörg Becker vandermeer gründeten, schrieben und spielten Sängerin Harmke van der Meer und Gitarrist Florian Stiefel bereits die ersten Songs als Duo. Die Texte erzählen vom Alltäglichen: "Es sind persönliche Texte und es ist von allem was dabei", erklärt Florian. Genau das macht ihre Musik so authentisch. Man weiß, über was Harmke singt. Nicht nur, weil man den Text kennt, sondern weil man es nachvollziehen kann, weil man es vielleicht schon selbst erlebt hat und weil sie diese Emotionen mit ihrer Stimme vermittelt. Man kann ihr mühelos jedes Wort glauben.

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Wahrscheinlich liegt es an dieser Authentizität, dass die vier leidenschaftlichen Musiker ungefähr ein halbes Jahr nach der Gründung mal eben so den "Quattropole"-Bandcontest gewinnen: In einem Online-Voting setzen sie sich mit einer - laut Tom "rohen, aber interessanten" - Demoversion ihrer Single "All Is fair In Love And War" gegen zahlreiche andere Bands durch. Der Preis für den überraschenden Sieg war ein Auftritt bei der Blues 'n Jazz-Rallye in Luxemburg. Dort teilten sie sich die Bühne mit vielen Größen aus Jazz und Blues, wie zum Beispiel der luxemburgischen Jazz-Ikone Gast Waltzing.


Zwei Jahre nach der offiziellen Gründung gelingt es dem Quartett, das Debütalbum komplett durch Crowdfunding zu finanzieren. Innerhalb von zwei Monaten hat die Band über eine Internetplattform eine Unterstützesumme von fast 3.900 Euro gesammelt, die sie ausschließlich in die Produktion der Platte investiert. Im Gegenzug bekommen die Spender ein Dankeschön in Form des frisch produzierten Albums oder eines Fankits. Doch auch mit Crowdfunding finanziert sich ein Album nicht von allein: "Man muss jeden Tag dahinter bleiben, Facebook und Internet allein reichen nicht", erklärt Florian. Ende Januar spielten sie deswegen ein Konzert in Triers schönster Garage. "Das Piranha war an diesem Abend randvoll mit Leuten, die wirklich Bock drauf hatten" erinnert sich Harmke. "Das war echt schön!"


Die musikalische Vielschichtigkeit der Songs liegt an den unterschiedlichen Charakteren in der Band: "Wir haben vier verschiedene Biografien und vier verschiedene Einflüsse", erklärt Tom. Kein Wunder, dass eine gemeinsame private Musiksammlung Platten von Feist, über Red Hot Chili Peppers, bis zu Pearl Jam oder den Beatles beinhalten würde. Harmke betont: "Es gibt bandintern schon sehr viele unterschiedliche Geschmäcker." Dadurch entsteht der einzigartige Stil. Es ist aber auch der Grund, warum vandermeer nur wenige, handverlesene Lieder covert. "Sorgsam ausgewählte und liebevoll umgesetzte Coverversionen sind etwas Gutes. Unmotivierte Coverbands, die ausschließlich Cover auf Stadtfesten spielen, um Geld zu verdienen, sind dagegen was Schlechtes", meint Tom.


Der Gedanke der Einzigartigkeit war auch ausschlaggebend für dir Gründung des Online-Radiosenders vandermeer_FM, der zweierlei Zwecke erfüllt hat: Zum einen erleichterte er den bandinternen Austausch und zum anderen bot er den Hörern einen Einblick in die persönlichen Geschmäcker der Musiker. Aus Zeitgründen musste vandermeer_FM inzwischen offline gehen - allerdings hätten die Vier "viel Spaß dran, das Ganze nochmal zu machen." Vorher wollen sie sich aber erst einmal um ihre eigene Musik kümmern. 


Und das ist auch gut so, denn vandermeer hat einen straffen Zeitplan: Momentan wird für die Studioaufnahme im März geprobt, damit das Album pünktlich im April erscheinen kann. Fünf Tage lang werden vandermeer im Studio acht weitere Songs einspielen. Zusammen mit den drei bereits aufgenommenen vervollständigen sie das Album. "Die Tage werden sehr lang," bemerkt Harmke, "wir wollen es perfekt machen". Das Album ist auf jeden Fall auch ein Schritt Richtung Plattenvertrag. Tom beteuert aber, dass sie nicht "dem erstbesten Label hinterherlaufen", wenn die Kompromisse zu groß wären. Und danach? "Der Plan ist, ab Sommer häufiger live zu spielen," verspricht Harmke und bestimmt kann man vandermeer bald im ein oder anderen Festival Line-up entdecken.


Letztendlich verbindet die vier unterschiedlichen Persönlichkeiten mit den unterschiedlichen (Bier-)Geschmäckern eine Leidenschaft: Ihre Musik und die Bereitschaft dafür, viel Mühe und Zeit zu investieren. Denn sie wissen: "die Leute wollen ehrliche und authentische Musik hören".​

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