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05.02.2020 Jana Ernst  
Starset-Frontman Dustin Bates im Gespräch mit hunderttausend.de

Zwischen Wissenschaft, Sci-Fi und Rock-Musik

​​​​Dustin Bates plaudert über die Starset Society, außergewöhnliche Demonstrations und die Chancen und Risiken unseres rasanten technischen Fortschritts. Zusammen mit der Rockhal Luxemburg verlost hunderttausend.de 3x2 Tickets für das Konzert am 16. Februar 2020.

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​​hunderttausend.de: Es heißt, dass deine​​​ Band Starset​ von der Starset Society gegründet wurde. Kannst du ein bisschen darüber erzählen?​​

Dustin Bates: Die Starset Society ist eine übergreifende Gruppe, die sich mit Wissenschaft und Technologie befasst. Es geht darum, wie die Technik unser Leben jetzt und in naher Zukunft sowohl positiv als auch negativ beeinflussen kann. Durch neue Technologien verändern sich die Dinge gerade in einem exponentiellen Tempo: sozial, wirtschaftlich, philosophisch und politisch. Gleichzeitig werden diese Technologien von der Masse nicht verstanden, welche sich dann leicht von einigen wenigen manipulieren lässt. Wir nutzen die neue Technik zwar, beschäftigen uns aber selten mit ihren möglichen Auswirkungen. Die Technologien entwickeln sich schneller, als wir sie begreifen können. Schon jetzt erleben wir sowohl die positiven, als auch die negativen Seiten, bevor uns überhaupt bewusst wird, dass es sie gibt. ​Die Starset Society schaut sich diese Technologien an und erforscht, wie die Zukunft damit aussehen könnte. Ihr Ziel ist es, diese Informationen dann der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Es gibt dazu verschiedene Kanäle, zum Beispiel thestarsetsociety.org​, wo unsere Autoren wissenschaftsbasierte Artikel schreiben. Die Band Starset liegt dabei irgendwo zwischen Wissenschaft und Sci-Fi. 

Welche Art Menschen stehen hinter der Starset Society? Sind das Wissenschaftler, oder Politiker..?

Das ist ganz unterschiedlich! Zum Beispiel sind das Menschen wie ich: Ich habe fast einen Doktor in Ingenieurwesen und einen Master in Luftfahrt-Ingenieurwesen. Es sind viele verschiedene Leute, von Profis und Autoren aus dem STEM-Bereich bis hin zu Laien, die ihr Hobby verfolgen. Und die Starset Society ist offen für jeden: Die Fans von Starset betrachten sich auch als Mitglieder.​

Verändert dein wissenschaftliches und technisches Wissen deine Perspektive auf unsere Zukunft? 

Einer der Ausgangsmomente für mich war meine Arbeit an einer Überwachungstechnologie für die Air Force. Diese Technologie wurde schon für viel Gutes eingesetzt. Man kann zum Beispiel ein Kamerasystem über eine Stadt fliegen lassen,​ wenn, sagen wir, eine Bombe explodiert. Dann kann man an den Ort des Geschehens ranzoomen, herausfinden wo der Angriff herkam und entsprechende Maßnahmen ergreifen. So etwas kann im Krieg viele Leben retten. Die Technik könnte aber auch ganz einfach in eine US-amerikanische oder eine europäische Stadt gebracht werden. Dort könnte man sie bei Mordfällen einsetzen. Wenn ein Mord passiert ist, klickst du auf die Karte und spulst zurück. Du siehst den Täter und wo er herkam, und kannst ihn verhaften. Das kann erstmal sehr gut sein, aber dann wird es nicht nur für Mord, sondern auch für Körperverletzung eingesetzt. Und dann nicht nur für Körperverletzung, sondern auch für Strafzettel, und dann für Fälle, in denen Menschen sich gegen das politische Regime aussprechen. Wo zieht man da die Grenze? Das war die erste Technologie, an der ich selbst gearbeitet habe, die derart zwiespältig war.  Und das ist nur ein Beispiel, bei dem ich durch meine Arbeit einen Einblick gewinnen konnte.

Wie lässt sich deiner Meinung nach diese Art von Missbrauch der Technik stoppen?​

Die wirkungsvollste Methode ist die Aufklärung der Öffentlichkeit. Wir tendieren dazu, Technologien in unser Leben zu übernehmen, bevor wir ihre Auswirkungen verstehen. Wenn wir diese möglichen Auswirkungen schon im Voraus kennen und diskutieren, dann kann das unsere Nutzung bestimmter Technologien beeinflussen. Ich persönlich bin absolut Pro-Technik - heutige Technologien sind allerdings oft ein zweischneidiges Schwert. Ein Beispiel: Wenn ich von politischen Herausforderungen spreche, dann meine ich, dass die Technik unsere Wirtschaft ständig verändert. Und das kann in einigen Bereichen sehr gut sein. Sie lässt aber auch ganze Sektoren mit Arbeitsplätzen verschwinden und wir neigen dazu, sowas dann auf die falschen Ursachen zu schieben. Die Kohleindustrie, zum Beispiel, wird unweigerlich zusammenbrechen, und das wird Politikern zu Lasten gelegt werden. Dabei war es eigentlich die Technik. Wenn wir alle diese Zusammenhänge besser verstehen, dann können wir nicht mehr so leicht manipuliert werden.

Glaubst du, dass die Menschheit in der Lage ist, sich selbst und ihre Technik in Schach zu halten?​​

Das ist wirklich die Hoffnung. Denn jede andere Lösung wäre eine gewaltsame Lösung​, und die funktionieren nie. So entstehen Diktatoren, die sagen: "Die Menschen können sich nicht selbst in Schach halten, aber ich kann uns in Schach halten!" Ich denke, unsere größte Chance, die Dinge im Zaum zu halten, ist mit demokratischen Mitteln. Aber eine Demokratie funktioniert nur durch Bildung und dabei versucht die Starset Society zu helfen.

Du hast schon oft gesagt, dass du deine technischen und musikalischen Interessen kombinierst. Wie passen diese doch sehr unterschiedlichen Bereiche denn zusammen?

Ich denke, Starset selbst ist das was passiert, wenn diese beiden Bereiche kombiniert werden. In der Vergangenheit habe ich geforscht, während ich gleichzeitig in einer Rockband spielte. Das waren schon sehr unterschiedliche Dinge. Es war durchaus interessant, ein Sabbatical zu machen, um auf eine verrückte Rock-Tour durch das Land zu gehen und dann zurückzukommen und zu forschen. Aber als ich dann meinen ersten Plattenvertrag bekam, hörte ich mit der Forschung auf. Doch bald darauf hat sich der Vertrag aufgelöst, und ich hatte weder das eine noch das andere. Mit Starset behalte ich den Blick auf die Wissenschaft, die Technologie, den Weltraum und all die verschiedenen Aspekte, die mit Technik und Sci-Fi verbunden sind. Das kombiniere ich mit Rock, Symphonik und Filmkunst. Außerdem kann ich über Wissenschaft und Technik diskutieren, während ich Pressearbeit mache, und sie für unsere Bühnenshow einsetzen, die ich selbst gestalte. Bei den Konzerten dieser Tour - wir nennen sie Demonstrations - wird es zwei unterschiedliche Ansätze geben. Welcher das an einem bestimmten Abend ist, wissen die Fans vorher nicht. Das ist immer wieder so eine spannende, kleine Sache. Wir integrieren dieses Mal zum Beispiel auch Augmented Reality.

Die Texte deines neuen Albums Divisions fühlen sich sehr nach Sci-Fi-Dystopie an. Lässt du dich von solchen Geschichten inspirieren oder entstehen deine Ideen rein aus deinem technischen und wissenschaftlichen Verständnis?

Ich bin mir sicher, dass sich da eine gewisse Inspiration einschleicht, aus all den Werken, die ich im Laufe der Zeit gelesen habe... Was mir da auf Anhieb einfällt, wäre 1984. Divisions ist definitiv eine Dystopie, in naher Zukunft und auf der Erde. Es wird auch bald einen Roman geben, der mit dem Album verbunden ist und die Geschichte viel detaillierter erzählt.

Du beschreibst euren Sound als Cinematic-Rock. Würdest du gerne mal den Soundtrack zu einem Film schreiben?

Ja, das wäre unglaublich. Es wäre eine Herausforderung und etwas, das ich noch nie gemacht habe. Ich versuche immer alles auf einem so hohen Niveau zu machen, wie irgendwie möglich. Da kann ich mir schon vorstellen, wie neurotisch ich wäre und wie endlos ich arbeiten würde. Meine Entwürfe würde ich wahrscheinlich zehnmal wegwerfen! Ich wurde schon einmal danach gefragt, und kann mir vorstellen, dass das eines Tages klappen könnte. Versuchen würde ich es auf jeden Fall gerne mal. 

Und was für einen Film stellst du dir da vor? Sci-Fi, sicherlich?

Ich denke, ich würde unsere eigene Geschichte aussuchen: Den zweiten Roman, den die Starset Society in naher Zukunft herausbringen wird. Es wäre toll, wenn daraus eine Serie oder ein Film entstehen würde.


Am 16. Februar 2020 kommen Starset für ei​ne ihrer Demonstrations in die Rockhal nach Luxemburg. hunderttausend.de verlost 3x2 Tickets für die Show.​

Tickets gibt es außerdem im Vorverkauf für 25,00 Euro zzgl. Gebühren unter rockhal.lu​.

Foto: Steve Gullick

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