Stadtgespräch
28.03.2015 Julia Nemesheimer Veranstalter
Möbelausstellung im Stadtmuseum

Auf dem Holzweg

​Ab Sonntag, 11:30 Uhr, ist die neue Sonderausstellung "Aufgemöbelt" im Stadtmuseum Simeonstift für Besucher geöffnet. Vom 29. März bis zum 25. Oktober 2015 kann man auf zwei Etagen Möbel der vergangenen Jahrhunderte betrachten und "das Trierer Möbel" entdecken. Begleitet wird die Ausstellung von einem breit gefächerten Veranstaltungsprogramm.

 
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Seit 1904 besteht das Stadtmuseum und seitdem setzt sich die gesamte Sammlung vorwiegend aus Schenkungen, aber auch aus Ankäufen der jeweiligen Verantwortlichen, zusammen. Viele der Stücke verschwanden im Magazin, da der Platz für die reichhaltigen Werke nicht ausreichend war. Gerade die vielen Möbel kamen bisher in keiner eigenen Ausstellung zu Tage, sondern wurden lediglich als Einzelstücke in passenden anderen Schauen präsentiert. Erst im Jahr 2007, mit der erfolgten Renovierung und dem neu gewonnenen Raum durch den Anbau, konnten viele verborgene Schätze aus den Tiefen des Magazins ausgegraben werden.

In der Vergangenheit gab es bereits einige Sonderausstellungen zu Gemälden, Skulpturen, religiösen Artefakten sowie Porzellan und Textilien. Doch bisher sprachen verschiedenen Punkte gegen eine Schau der magazinierten Möbel. So fehlte ein ausreichend großes Lager, um die Stücke aufzubauen, zu restaurieren und in Augenschein zu nehmen. Auch die Finanzierung stellte eine Hürde da. Ebenso die Personalfrage, die erst mit Dr. Ursula Weber-Woelk geklärt werden konnte. Die gebürtige Kölnerin arbeitet als freiberufliche Kunsthistorikerin mit den Schwerpunkten Ikonografie und Möbelkunde vom 17. bis 19. Jahrhundert und ist zudem Lehrbeauftragte an der Köln International School of Design.

Insgesamt umfasst die Möbelsammlung des Stadtmuseums, trotz hoher Verluste im zweiten Weltkrieg, rund 350 Objekte, etwa 70 davon erzählen nun in der Ausstellung die Stilgeschichte des Möbels von der Renaissance bis ins späte 19. Jahrhundert und unterstreichen die Kunstfertigkeit des Trierer Schreinerhandwerks. So findet man sowohl Gebrauchsmöbel als auch exquisite Einzelstücke. Mit Schränken, Truhen, Kommoden, Sekretären, Miniaturmöbeln und einer umfänglichen Stuhlsammlung sind die wichtigen Möbeltypen vertreten.

"Aufgemöbelt" teilt sich in zwei thematische Gedanken: Im ersten Geschoss des Neubaus ist die allgemeine und überregionale Entwicklung des Möbels zu finden. Mit Schränken, Truhen, Stühlen und Sekretären vom 16. bis ins 19. Jahrhundert ist eine Einblick in die Stilrichtungen und Herstellungsverfahren über eine größere Zeitspanne auch über die Trierer Region hinaus gegeben.

Im zweiten Geschoss hingegen steht das Trierer Möbel im Mittelpunkt. Ein Schwerpunkt der Ausstellung und ihrer Vorbereitungen war die Frage, ob es überhaupt ein "Trierer Möbel" gibt. Bisher war keine möbelhistorische Definition des "Trierer Stils" vorhanden, obgleich im Kunsthandel solche Begrifflichkeiten zuweilen zu finden sind. Genaue Kriterien lagen dafür aber nicht vor, stattdessen verwiesen Händler und Sammler auf ein "Bauchgefühl". Dr. Weber-Woelk hat sich der Frage angenommen und in jahrelanger Arbeit die Möbelbestände des Museums inventarisiert und analysiert. Mit Hilfe von Dokumenten und historischer Pläne, insbesondere vier bisher unbekannten gezeichneten Möbelentwürfen, und Vergleichen mit dem Schreinerhandwerk in anderen Regionen Deutschland, konnte die Wissenschaftlerin verschiedene Punkte feststellen, die eindeutig ein Trierer Möbel charakterisieren.

Diese Ergebnisse sind sowohl in der Ausstellung als auch im begleitenden Katalog zu finden. In den kommenden Monaten beschäftigen sich die Sonderführungen, unter anderem mit der Kuratorin oder den Restauratoren, im Stadtmuseum besonders mit "Aufgemöbelt" und thematisieren unter anderem die Stilkunde als auch Kulturgeschichte. In diesem Rahmen gibt es auch eine Kooperation mit der Hochschule Trier sowie der Manufaktur Hong & Friends, die unterschiedliche Workshops anbieten.

Auch Kinder kommen nicht zu kurz: mit Eckhard Eichwurm, dem Ausstellungsbegleitenden Holzwurm, können sie die Exponate eigenständig entdecken, erkunden und an der angebotenen Rallye teilnehmen. Für Schulklassen gibt es spezielle Führungen und während der Osterferien einen Workshop, in dem die Kinder Miniaturmöbel herstellen dürfen. In den Sommerferien werden dann, in Zusammenarbeit mit der Hochschule, auch "richtige" Möbel entworfen und gefertigt. Außerhalb der Schulferien beschäftigen sich auch die Museumsdetektive und die Kunstwerkstatt für Kinder ab fünf Jahren mit dem Thema "Möbel".

Genauere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen findet man auf der Homepage des Stadtmuseums Simeonstift oder im Eventkalender von hunderttausend.de.

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