Stadtgespräch
01.08.2019 Jana Ernst Simon Engelbert/PHOTOGROOVE
Gladiators Kapitän Simon Schmitz über sein Team, seine Familie und seine Wahlheimat

Organisation ist alles

​Im Gespräch mit hunderttausend.de gibt Simon Schmitz Einblicke in sein Leben als Profi-Sportler. Sympathisch und vorbehaltlos lässt er sich nicht von  lückenhaftem Basketball-Wissen abschrecken und beweist, dass die Gladiators nicht nur ein Thema für Fans und Kenner sind.

 
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​„Ich bin der, der das Tempo und den Rhythmus bestimmt,“ sagt Simon Schmitz​, Kapitän und Aufbauspieler der Römerstrom Gladiators Trier. Was diese Position ausmacht? Er vergleicht sie ganz pragmatisch mit dem Mittelfeldspieler, dem Spielführer im Fußball. Damit könnten wohl die meisten Menschen etwas anfangen. Er versuche einfach, so erklärt er weiter, das Spiel seiner Mannschaft zu organisieren. „Und ich versuche den Jungs in der richtigen Position den Ball zu geben, damit sie dann punkten können.“ Seit Ende Februar diesen Jahres mussten die Gladiatoren allerdings auf ihr Organisationstalent verzichten, denn Schmitz hatte sich die Hand gebrochen. Ob die enttäuschenden Play-Offs mit ihm besser gelaufen wären, darüber kann man im Nachhinein aber nur noch spekulieren. Dort waren die Gladiators den Nürnberg Falcons in drei von drei Spielen unterlegen. Aber jetzt ist erst einmal Saison-Pause. Zeit also für die Mannschaft sich, auch personell, neu zu strukturieren und für die Spieler, an der persönlichen Entwicklung zu arbeiten. Saison-Pause, die sogenannte Off-Season, bedeutet nämlich nicht gleich Trainings-Pause: Die gibt es nur zwei bis drei Wochen lang, direkt im Anschluss an die vergangene Saison. Ein bisschen Zeit zum runterkommen, so Schmitz, bevor es mit dem Training weitergeht.

Das ist allerdings anders organisiert als während der Saison. Mindestens einer der beiden Coaches Christian Held​ und Marc Hahnemann ist den ganzen Sommer über in Trier. So kann auch während der Pause an jedem Montag- bis Freitagmorgen etwa eineinhalb Stunden trainiert werden. Ziel ist dabei aber kein Mannschaftstraining mit allen zehn bis zwölf Mann, sondern die individuelle Arbeit zwischen den Coaches und zwei bis drei Spielern. Zusätzlich hat jeder Basketballer der Gladiators einen Kraft- und Athletik-Trainingsplan bei dem Trainingscenter Luxfit. Schmitz nutzt diese gute Infrastruktur gerne, auch wenn das Training in der Off-Season nicht verpflichtend ist. Wer das nicht ​will oder überhaupt nicht in Trier ist, der sieht selbst zu, dass er sich fit hält.

Struktur und eine gute Organisation sind für den Kapitän aber nicht nur im Spiel und im Training wichtig. Auch zu Hause hat sich sein eingespielter Ablauf im letzten Jahr radikal verändert. Grund dafür? Die Geburt seines Sohnes Louis. Wo sich der Tag früher hauptsächlich um seine Frau und das Training drehte, bedarf es heute einiges an wohlüberlegter Planung um den Sport und seine Familie unter einen Hut zu bringen. Schmitz sieht es dabei allerdings vor allem als Vorteil, dass er keinen „normalen“ Bürojob hat. Wegen der unterschiedlichen Trainingszeiten müsse er sich zwar von Woche zu Woche oder sogar von Tag zu Tag neu organisieren, aber dafür könne er viel Zeit mit seinem Sohn verbringen: ein paar Stunden vor dem Training und dann wieder den ganzen Nachmittag. Dieser Luxus macht es wohl auch leichter darüber hinwegzusehen, dass am Abend nur noch ein, zwei Stunden Zeit für Zweisamkeit bleiben. Ob er sich wünscht, dass Louis später auch einmal Basketball spielt? Darüber kann Simon Schmitz nur lachen. Nein, er wolle ihn da in keine Richtung drängen. „Wenn er auf den Fußballplatz gefahren werden will, dann fahre ich ihn gerne auf den Fußballplatz. Und wenn er auf den Tennisplatz will, dann soll er Tennis spielen. Er soll schließlich das tun, was ihm Spaß macht.“

Bevor es ihn 2015 nach Trier zog, hatte Schmitz fünf Jahre lang in Bayreuth gespielt und gemerkt, dass ihm nur mit Basketball etwas fehlt im Leben. Und weil er sich damals schon bewusst war, dass er nach seiner Sportler-Karriere irgendwie den Absprung in die „normale“ Arbeitswelt schaffen muss, beschloss er kurzerhand, sich für ein Bachelorstudium im nahe gelegenen Ansbach einzuschreiben. Dort hat man sich auf studierende Leistungssportler spezialisiert und bietet ihnen eine Mischung aus Präsenz- und Fernstudium an. Seit dem letzten Jahr hat Schmitz nun auch einen Abschluss in International Management in der Tasche – Die Weichen für das Leben nach dem Profisport sind also gestellt. 

Zuerst einmal hat er aber seinen Vertrag mit den RÖMERSTROM Gladiators Trier bis 2021 verlängert. In der Wahlheimat passe das Gesamtkonzept für ihn und seine Familie einfach gut. Das besondere Flair an der Mosel, das jeder hier kennt, aber nicht in Worte fassen kann. Die kurze Distanz zu seinen Eltern, die als Großeltern auch ihren Enkel aufwachsen sehen wollen. Und die Vereinskollegen, die einander immer unterstützen, wenn irgendwo Not am Mann ist. „Da macht es umso mehr Spaß hier zu spielen und sich für solche Leute den Arsch aufzureißen. Um das mal auf gut Deutsch zu sagen.“

Und die Ziele für die kommende Saison? Die Play-Offs erreichen, natürlich. Mit so einem Organisationstalent als Kapitän stehen die Chancen durchaus gut.​

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Foto: Simon Engelbert

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