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12.02.2020 Jana Ernst  
Im Gespräch mit Royal Republic-Gitarrist Hannes Irengard

"Musik, die den Menschen ein gutes Gefühl gibt."

​​Hannes Irengard ist Sänger, Gitarrist und Mitbegründer der schwedischen Rockband Royal Republic. Im Interview mit hunderttausend.de spricht er über das aktuelle Album Club Majesty, das Verhältnis von Rock-Musik und Poli​tik und eine besondere Werbe-Idee. Außerdem gibt es 3x2 Tickets für das Konzert am 20. Februar in der Rockhal zu gewinnen.

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hunderttausend.de: Euer neues Album Club Majesty vermittelt ziemlich starke Retro-Vibes und die Kritiken schreiben der Platte alles von 50er- bis zum 90er-Jahre-Style zu. Wolltet ihr einen ganz bestimmten Vibe oder sollte das Album einfach nur Retro klingen?

Hannes Irengard: Wir wussten, dass wir ein Rock-Album machen wollten, zu dem man tanzen kann. Von da an haben wir einfach geschaut, nach was es sich anfühlt. Anna-Leigh ist wohl das beste Beispiel für eine 80er-Jahre-Referenz. Der Refrain klingt wie aus Top Gun… obwohl, Top Gun war gar nicht in den 80ern... Er klingt einfach nach den 80ern. Wir hatten ein Riff für Anna-Leigh, wir hatten eine Bridge, wir hatten den Text, aber wie wussten einfach nicht, wohin es von da aus weiter gehen sollte. Und im Grunde genommen war der Refrain, der jetzt auf dem Album zu hören ist, der einzig vernünftige Weg für diesen Song. Und es ist sowieso unser Ding, einfach mit dem zu gehen, was sich am besten anfühlt und was am besten klingt, ohne uns Sorgen darüber zu machen, es könnte zu viel 80er oder zu viel 50er sein. Ich schätze, es war eine halb-bewusste Entscheidung.

Wann habt ihr euch dafür entschieden, dass Club Majesty noch mehr Disco-Sound haben soll als eure älteren Platten?

Ich würde sagen das hat sich seit dem allerersten Album We are the Royal entwickelt. Denk nur mal an Stücke wie Tommy-Gun oder Full Steam. Die tanzbaren Beats waren schon immer da und Teil unserer DNA. Ich glaube, dieses Mal haben wir einfach noch ein bisschen mehr losgelassen und sind mit dem Flow gegangen. Und das ist es auch, was es so toll macht in dieser Band zu sein: Man weiß nie genau, was passieren wird. Ich bin wirklich stolz darauf und ich finde es auch mutig, um ehrlich zu sein. Viele Künstler oder Bands haben irgendwann das Gefühl zu alt zu werden und trauen sich dann nicht, da wieder rauszukommen. Ich bin stolz darauf, dass wir den Mut haben, das zu tun, worauf wir Lust haben. Wir werden immer eine Rockband sein. Wir werden immer rocken, wir werden immer elektrische, verzerrte Gitarren spielen und es wird immer Rock'n'Roll bleiben. Aber davon ausgehend kann man so viel mehr machen und wer weiß, was als nächstes passiert. Das ist aufregend.

Ich habe einen Kommentar zu Weekend Man gelesen, in dem jemand behauptete, ihr wärt zu alt für diese Art von Teenie-Musik.

(lacht) Ich liebe diesen Kerl! Er ist ja gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt. Ich weiß überhaupt nicht, was ich darauf antworten soll! Ich meine, scheiß drauf. Wenn Mick Jagger noch swaggen kann mit seinen, was, hundertzehn Jahren? Dann können wir doch mit 21 noch Rock'n'Roll spielen (Hannes ist aktuell 38 Jahre alt, Anm. d. Red.).

Und was hältst du von der Bezeichnung "Teenie-Musik"?

Was bedeutet das überhaupt? Musik für junge Leute? Für Kinder? Kinder brauchen auch Musik, oder? Dann ist das doch eine gute Sache. Aber ich muss dem ja nicht unbedingt zustimmen. Was uns auf Tour immer auffällt, ist, dass man im Publikum tatsächlich Leute im Alter von sieben oder acht bis zu 75 oder 80 Jahren sieht. Und das ist wirklich cool. Wir haben Mädchen und Jungs, die super schick und super hip aussehen, und dann haben wir Biker mit Harley-T-Shirts, und wir haben Metalheads und Popmusik-Nerds und wir haben sie alle. Das ist doch das Beste, was sich eine Band erhoffen kann. Was könnte besser sein? Wenn wir Leute aus - ich wollte sagen, aus unterschiedlichen Hintergründen, aber das geht wohl doch ein bisschen zu weit. Also, wenn wir Leute mit unterschiedlichen T-Shirts am selben Ort haben, die eine gute Zeit miteinander verbringen, dann ist das der Hammer. I​ch freue mich über die Teenies! Aber ich freue mich natürlich auch über die Rentner.

Ihr werdet auch öfter mit Mando Diao verglichen.

Naja, es steht den Leuten frei uns so zu beschreiben, wie sie wollen. Solange es eine Band ist, die mir gefällt (lacht). Mando Diao ist definitiv eine der Bands, mit denen wir oft verglichen werden. Ansonsten hören wir Franz Ferdinand sehr oft, und natürlich The Hives. Ich bin ein großer Fan all dieser Bands, also habe ich kein Problem mit diesen Vergleichen. Aber ich stimme ihnen auch nicht unbedingt zu... Vielleicht ein bisschen, aber ich würde nicht sagen, dass wir wie Mando Diao klingen. Aber trotzdem verstehe ich den Vergleich. Aber wie ich schon sagte, mir ist das wirklich egal - solange es keine beschissene Band ist. Das würde das meine Gefühle verletzen! (lacht) Dann muss ich vielleicht wie einer dieser Internet-Trolle werden und mich auf den Kampf einlassen! Nein, alles gut. Die Leute müssen Dinge vergleichen, wie sonst kann man sie beschreiben?

Ich habe das Gefühl, dass einige Rock-, Punk- oder Metal-Fans eine Art Arroganz gegenüber dem haben, was sie als Mainstream-Musik ohne tiefere politische oder soziale Bedeutung bezeichnen. Was denkst du darüber?

Wenn wir von Anfang an eine Mission hatten, dann war es, dass wir nicht politisch sein wollten. Unsere Mission war es immer Musik zu machen, die den Menschen ein gutes Gefühl gibt. Die sie dazu bringt, ihre Probleme und den ganzen alltäglichen Schwachsinn zu vergessen. Darüber hinaus bewundere ich aber die Bands, die einen anderen Ansatz verfolgen. Die die Eier haben, aufzustehen und für eine gute Sache einzutreten. Viele Menschen haben keine Stimme, aber einige haben sie. Und wenn man eine Stimme hat und sie für gute Zwecke einsetzt, dann finde ich das wirklich sehr cool. Ich bin froh, dass wir diese Bands haben und ich bin ein großer Fan. Bob Dylan macht das schon seit Ewigkeiten, und Rage against the machine macht das, die Donots machen das, und das ist wirklich toll. Aber ich denke, dass das, was wir machen nicht so unterschiedlich ist. Wir haben nur einen anderen Ansatz. Ihr Zweck und unser Zweck ist derselbe: Wir alle wollen den Menschen ein gutes Gefühl für sich selbst und für ihr Leben vermitteln. Aber man braucht ein Gleichgewicht, so wie es bei allem im Leben ein Gleichgewicht geben muss. Lass deine Probleme an der Tür, hänge sie mit deiner Jacke auf und lass uns 90 Minuten lang Spaß haben. Und wenn wir wieder rauskommen, dann kümmern wir uns um den ganzen Scheiß.

In fast jedem Interview, das ihr seit Club Majesty gegeben habt, musstet ihr über Under Cover und die Geschichte mit der Kondomwerbung sprechen. Du musst die Story jetzt nicht nochmal erzählen, aber ich habe eine Frage dazu: Wie würde eine Kondomwerbung aussehen, wenn du sie entwerfen könntest?

(lacht) Ich hätte gerne etwas mit X-Rating. Wir könnten einen Link auf Social Media posten und sagen: "Schaut euch unser neues Video auf Pornhub an." Das wäre fantastisch. Das wäre großartig. Ich weiß nicht genau wie es aussehen würde, aber auf jeden Fall mit einem X davor.

Also nicht für die Teenies in eurem Publikum?

Ahh, da haben wir's! Wir wollen niemanden verprellen. Wir wollen die Teenies in unserer Crew behalten. Also, eine Erwachsenen-Version auf Pornhub und dann eine Teenie-Version auf... ich weiß nicht, kidsmovies.com oder wo auch immer.

Glaubst du, es gäbe eine Kondomwerbung auf kidsmovies.com?

Ähm... naja, das ist doch ein wichtiges Thema…

Um nochmal auf die Band und die Tour zurückzukommen: Warum sollten die Leute sich euer Konzert in Luxemburg ansehen?

(Überlegt lange) Warum nicht? Ich werde niemanden zwingen, sein hart verdientes Geld auszugeben, um uns zu sehen. Ich meine, man könnte sich Mando Diao anschauen, die sind sicher billiger. Nein, das war nur ein Scherz! Ich meine, wir tun, was wir können: Wir geben immer unser Bestes und wir haben immer eine gute Zeit auf der Bühne - fast immer. Und das ist im Grunde alles, was wir tun können. Wir können ein Konzert bis 60 oder 70% bringen, aber der Rest liegt beim Publikum. Und wenn alles klappt und die Sterne richtig stehen, dann passiert die Magie. Es ist hoffentlich einer dieser Abende in Luxemburg. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es so oder so in Ordnung sein wird. Wir bekommen nicht viele Rückerstattungs-Anfragen. (lacht) Es dürfte also ziemlich sicher sein, Geld für unser Konzert auszugeben.


In Zusammenarbeit mit der Rockhal verlost hunderttausend.de 3x2 Tickets für das Konzert von Royal Republic am 20. Februar 2020 in Luxemburg.​

Darüber hinaus gibt es Tickets im Vorverkauf für 27,00 Euro zzgl. Gebühren unter rockhal.lu​.


Foto: Leo Akesson

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