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21.05.2015 Ralf Hoff  
Matthies

Wachmaschinen

​Die Indie-Rock-Band Matthies besteht aus Musikern aus Trier und Bitburg und hat mit "Wachmaschinen" (kein Schreibfehler!) nun ihr erstes Album am Start. hunderttausend.de hat bereits ein Ohr riskiert. 

 
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Matthies sind zu viert unterwegs und folgen der klassischen Band-Besetzung mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug. Dreh- und Angelpunkt des Quartetts ist Sänger und Gitarrist Flo, der eine Zeit lang mit niemand Geringerem als den Trierer Ska-Corern The Bandgeek Mafia unterwegs war. Diese sind seit Kurzem Trierer Musikgeschichte und so scheint der Zeitpunkt gut gewählt, nun mit einem neuen Projekt (andere) Musik unter die Leute zu bringen. 

Zwar haben Matthies auf ihrem ersten Tonträger lediglich neun Songs versammelt – diese kratzen aber nicht nur oftmals an der Fünf-Minuten-Marke oder wandern darüber hinaus, sondern folgen auch quasi alle einem, für das Genre "Indie-Rock" zumindest, epischen Aufbau mit langen Gitarren-Intros und klimax-artigen Strukturen. Matthies lassen sich Zeit. So wird das Album auf dem Opener "Allgemeinverein" erst einmal mit einem (vom Autor bisher leider nicht zu identifizierenden) Filmsample eröffnet. Dies erinnert unweigerlich an Bands wie Muff Potter, Pascow oder ...But Alive; wenn dann der Song tatsächlich einsetzt, kommt einem aber schlagartig eine andere Referenz in den Sinn: Gitarrenarbeit und Gesangsvortrag erinnern mitunter heftig an – wohlgemerkt: ältere! - Werke der nicht nur musikalisch sondern auch geografisch ähnlich beheimateten Band Jupiter Jones. In der Eifel fällt der Apfel offenbar nicht weit vom Stamm. 

"Wachmaschinen" bedient insgesamt melodische und druckvolle, mit Indie- und Punk-Tupfern aufgehübschte Rockmusik. Die Lyrics behandeln für jedermann zugängliche Themen wie Alltagsbeobachtungen – die Frau am Schalter, die "Anderen", die Gedanken, die einem beim letzten Bier in der letzten Kneipe des Abends durch den Kopf gehen – nicht selten mit sozialkritischer Tendenz (wie Patriotismus in "Was heute hier noch zählt"). In Flos Gesang schwingt fast immer eine zwar subtile, aber deutlich erkennbare Aggressivität und Melancholie mit – zufrieden ist er mit der Welt um sich herum nicht und das ist immer noch einer der besten Gründe, zur Gitarre zu greifen. Seine rotzigen Vocals sind dabei kein Gesang im klassischen Sinne und mögen daher auch nicht unbedingt jedermanns Sache sein, tragen aber ihren Teil dazu bei, den Sound von Matthies nicht zu allzu stromlinienförmigem Standard-Rock werden zu lassen. 

Lediglich der Closer "Von allen Träumen dieser Welt" bricht in der Instrumentierung ein wenig aus dem Raster aus und setzt einen Schlussstrich unter ein im Großen und Ganzen gelungenes Debütalbum – ehrliche, handgemachte Rockmusik eben, aus der man das Herzblut und den Enthusiasmus, mit der die Musiker am Werk sind, heraushören kann. Matthies werden ihre Hörerschaft finden und bekommen möglicherweise auf einem Nachfolger auch den zusätzlichen Dreh raus, ihre Songs vielleicht ein bisschen kompakter auf den Punkt zu bringen und auch der ein oder anderen ungelenken Textzeile noch einen feineren Schliff zu verpassen.  

Matthies spielen am Freitag, den 22. Mai 2015, ihre CD-Release-Show zusammen mit Herr Berlin und Affinity Kit im kleinen Exil des Exhaus. 

Foto: Rat Trap Booking​

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