Film der Woche
17.10.2019 Alex Gouverneur  
Parasite

Wer ist hier der Parasit?

Parasitismus, auch Schmarotzertum, im engeren Sinne bezeichnet den Ressourcenerwerb eines Lebewesens (genannt Parasit) mittels eines in der Regel erheblich größeren Organismus einer anderen Art.​​

 
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​​Bong Joon-hos Parasite beginnt im Keller. Familie Kim lebt in völliger Armut. Ein abgeranztes Haus, Kakerlaken und fehlendes WLAN sind dabei nur einige der alltäglichen Armut der Kims. Um die Kakerlaken zu bekämpfen, öffnen Sie ihre Fenster sobald die Stadtreinigung Bekämpfungsmittel sprüht. Sie machen Ecken in der Wohnung ausfindig, um vom WLAN-Netz anderer Bewohner zu profitieren, doch die Armut und Arbeitslosigkeit bleiben allgegenwärtig. Doch Not macht erfinderisch!

Der Sohn (Choi Woo-shik) der Familie fälscht, mit Hilfe seiner Schwester (Park So-dam), ein Abschlusszeugnis, um bei der reichen Familie Park als Nachhilfelehrer anzuheuern. Als er die Stelle erhält, wird ihm schmerzlich klar welche große Kluft zwischen Arm und Reich besteht. Er beginnt durch Hinterlistigkeiten, die Angestellten der Familie durch seine eigene Familie auszutauschen und zu ergänzen bis sich die gesamte Familie Kim eingenistet hat.

Was zunächst eindeutig scheint wird aber immer wieder in eine neue Perspektive gebracht. So mag man als Zuschauer zunächst glauben die Kellerfamilie Kim sei der Parasit, jedoch wird schnell klar, dass Familie Park hier nicht ganz so unschuldig ist. Sie leben auf der anderen Seite des Kapitalismus, Arbeitsbedingungen und Persönlichkeitsrechte sind ihnen fremd. Die eigentlichen Parasiten sind also die Parks, die von der Arbeit, der Zeit und Energie ihrer Bediensteten leben, die der Vollzeitbetreuung alles opfern müssen und dabei selbst kaum Freiheiten oder Sicherheiten erhalten.

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Parasite zeigt abermals in sehr ausgefeilter Art, dass Regisseur Bong Joon-ho ein wirklich gutes Händchen für beißende Sozialkritik hat, die den Zuschauer unvermittelt bloßstellt. Er schafft es meisterlich mit Witz und Humor Szenen zu schaffen, die auf eine schmale Gratwanderung zwischen lustigen Momenten und tiefgreifenden Schicksalen entführt. Er sympathisiert mit den Underdogs des Landes ohne zu vergessen, das im Kapitalismus letztendlich alle irgendwie Verlierer sind.


Foto: kochfilms

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