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28.10.2020 hunderttausend.de  
Erntebilanz im Weinanbaugebiet Mosel

Moselwinzer zufrieden mit marktgerechtem Jahrgang

Der Weinjahrgang 2020 an Mosel, Saar und Ruwer passt in Qualität und Menge zu den Marktanforderungen. Die Erntemenge fällt rund 30 Prozent höher aus als im ertragsschwachen Vorjahr. Die Ergebnisse der Traubenlese waren aber regional und lokal sehr unterschiedlich, wie der Moselwein e.V. berichtet. ​

 
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Die Traubenlese begann auch 2020 wieder sehr früh und erstreckte sich über rund zwei Monate und drei Wetterphasen. Bereits Ende August und Anfang September wurden bei heißem Sommerwetter die ersten frühreifenden Trauben von Sorten wie Frühburgunder oder Solaris geerntet. Die Rieslinglese begann schon Mitte September ebenfalls bei hohen Temperaturen. Sie wurde ab Ende September dann bei kühler und nasser Witterung immer wieder unterbrochen und dauert bei einigen Betrieben bei wechselhaftem Wetter noch bis voraussichtlich Ende Oktober.

Durchschnittlich lag die jährliche Erntemenge im Weinanbaugebiet Mosel zwischen 2010 und 2019 bei 732.000 Hektolitern. „Der Ertrag 2020 bewegt sich nun zwischen den Ergebnissen von 2018 und 2019 und damit wieder in einem für die Region normalen Bereich“, bilanziert Rolf Haxel aus Cochem, Vorsitzender des Moselwein e.V, der für die Gebietsweinwerbung zuständigen Organisation. Im Weinanbaugebiet Mosel werden aktuell rund 8.700 Hektar Rebfläche bewirtschaftet. Die Ertragsrebfläche liegt 2020 bei 8.498 Hektar. Der Anteil von Riesling und Burgundersorten an der Ertragsfläche ist in den vergangenen Jahren angestiegen, Müller-Thurgau, Dornfelder und Kerner sowie weitere Rebsorten gingen dagegen zurück.

Der Vorstand der Mosel-Weinwerbung stuft den neuen Jahrgang als „gut bis sehr gut“ ein. Der 2020er von der Mosel wird nach Einschätzung vieler Winzer eher als Kabinett-Jahrgang in die Annalen eingehen denn als Auslese-Jahr. Die Winzer freuten sich über kerngesunde Trauben mit sehr guter Aromaausprägung und moderater Fruchtsäure. Fruchtig, aromatisch, sauber und sortentypisch – so lauten die ersten Bewertungen bei der Verkostung der Moste und Jungweine.

Mit einem Ertrag von durchschnittlich 95 Hektoliter je Hektar war die Ausbeute bei der Hauptrebsorte Riesling zufriedenstellend. Auch Müller-Thurgau und Elbling als zweit- und dritthäufigste Sorten der Region sorgten mit durchschnittlich 110 Hektoliter je Hektar für gut gefüllte Keller. Hochzufrieden sind die Erzeuger an der Mosel mit der Qualität der Burgundersorten. Die durchschnittliche Erntemenge fällt bei diesen Sorten mit 80 bis 85 Hektolitern je Hektar niedriger aus. 738.770 Hektoliter, mehr als 90 Prozent der Gesamterntemenge, sind Weißweine. Die Rotweinsorten erbrachten 71.240 Hektoliter, so die Schätzung des Weinbauverbandes Mosel.


Der Wein und das Wetter

Auch wenn das Gesamtergebnis zufriedenstellend ist, so sprechen die Moselaner wieder einmal von einem „neidischen Herbst“. Die Erträge und auch die Qualität fielen lokal sehr unterschiedlich aus. Grund dafür ist die sehr unterschiedliche Verteilung der Niederschläge. Nach einem trockenen Winter ohne Schnee – es war der zweitwärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 in Deutschland – brachte zwar der Februar ausgiebige Niederschläge. Aber im Frühjahr, vor allem im April und Mai, war es wieder zu trocken. Die Spätfröste Mitte Mai verursachten im Anbaugebiet keine nennenswerten Schäden. Während der Rebblüte Anfang Juni schlug die Witterung um, es war nass und kühl. Ende Juni brachten Gewitter örtlich ausgiebige Niederschläge bis hin zu Starkregen, viele Orte hatten aber keinen Regen. Auch der Juli war wieder extrem trocken und eine Hitzewelle Anfang August mit Temperaturen von mehr als 35 Grad sorgte für Sonnenbrandschäden an den Trauben. 

Mitte August gab es lokal, vor allem an der Mittelmosel, teils ausgiebigen Regen sowie örtlich Gewitter mit Hagel- und Erosionsschäden. Gleichzeitig blieb es in vielen Weinbergen des Gebietes aber weiterhin bis weit in den September sehr trocken. In den ersten drei September-Wochen erfolgte eine rasante Entwicklung der Trauben. Angesichts der schnell steigenden Mostgewichte und fallenden Säurewerte begann auch die Rieslinglese schon Mitte September. Aufgrund der heterogenen Situation waren eine individuelle Ernteplanung und eine selektive Lese angesagt. Große Schwankungen der Reife gab es sogar innerhalb einzelner Weinberge. Positiv wirkte sich die Trockenheit in Hinblick auf Schädlinge und Pilzbefall aus. Die Trauben blieben gesund und auch der ab der letzten Septemberwoche einsetzende Regen änderte daran dank der kühlen Temperaturen nichts. Junge Rebanlagen, die unter der Trockenheit besonders zu leiden hatten, erholten sich aufgrund der Niederschläge sichtlich und die bessere Wasserversorgung machte sich auch bei den Erträgen noch bemerkbar.

Viele Betriebe setzten die Lese während der Regentage aus und konnten dank des ab dem 10. Oktober teils sonnigen Wetters auch noch Rieslingtrauben für hochwertige trockene und fruchtsüße Weine einbringen.

Insgesamt fällt die Erntebilanz an Mosel, Saar und Ruwer daher erfreulich aus, wenn auch nicht die Spitzenwerte von 2019 erreicht wurden. „Die bessere Erntemenge bei gleichzeitig gesundem Lesegut macht dies aber mehr als wett“, so die Einschätzung von Ansgar Schmitz, Geschäftsführer der Weinwerbung.


Besondere Anforderungen durch Epidemie

Die besonderen Anforderungen infolge der Corona-Epidemie wurden von den Weinbaubetrieben des Anbaugebietes auch während der Ernte gemeistert. Die Umsetzung strikter Hygienekonzepte sorgte für hohen Aufwand und verursachte höhere Kosten bei der Unterbringung und dem Einsatz der osteuropäischen Saisonarbeiter. Teilweise mussten Betriebe aufgrund der Pandemie auf ihre bewährten Helfer aus osteuropäischen Ländern verzichten.

Der Weinabsatz ist durch die Auswirkungen der Corona-Epidemie sehr unterschiedlich beeinflusst worden. Während der Lockdown für Einbußen beim Weinverkauf über die Gastronomie und teilweise auch im Export sorgte, stieg der Absatz im Lebensmitteleinzelhandel an. Hiervon profitierten vor allem die großen Kellereien sowie die Winzergenossenschaften. Die Keller der Fassweinerzeuger waren daher vor dem Herbst gut geräumt. 

Behaupten konnten sich die Mosel-Betriebe in der Direktvermarktung ab Hof. Zwar standen die Vinotheken, Weinstuben, Gästezimmer und Ferienwohnungen auf den Winzerhöfen während des Lockdowns leer, doch berichteten viele Selbstvermarkter für diese Zeit dank Online-Weinproben und Paketversand von sehr guten Absätzen an Privatkunden. Seit dem Ende des Lockdowns Mitte Mai verzeichnet das Moselland einen starken Anstieg von Gästen und Touristen, darunter auffällig viele Weinliebhaber, die die Mosel mit ihrem breiten Angebot an hochwertigen Weinen, Kulinarik, moderner Weinarchitektur und Aktiverlebnissen von Wandern bis Wassersport neu für sich entdeckt haben. So konnte der Absatzeinbruch durch den Wegfall von Weinfesten, Messen und weiterer Veranstaltungen zumindest teilweise kompensiert werden.

Aktuell bewirbt die Mosellandtouristik die Region mit speziellen Angeboten für den Spätherbst und Winter, von Wandern in den Steillagenweinbergen über geführte Touren mit Winzern und Kultur- und Weinbotschaftern bis zu weinkulinarischen Arrangements. Die Mosel-Weinwerbung hat seit dem Lockdown im März die Werbemaßnahmen für Moselweine vor allem in den sozialen Netzwerken massiv verstärkt und auch mit Anzeigenwerbung und PR-Seiten in bundesweiten Medien wie „Stern“, „Welt am Sonntag“, „Die Zeit“, „Süddeutsche Zeitung“ sowie vielen Zeitschriften und Magazinen für die Entdeckung des Weinanbaugebietes und seiner Weine geworben.



Foto: Chris Marmann

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