hunderttausend.de: Viele deiner Lieder sind in Deutschland inzwischen wahnsinnig bekannt, auch von deinem neuen Album. Aber wie würdest du
Die Reise denn selbst beschreiben?
Max Giesinger: Ich würde es allem voran als eine solide Weiterentwicklung beschreiben. Ich bin als Künstler gereift und erwachsener geworden. Auch in meiner Sprache und soundlich ist es nochmal ein Schrittchen weiter. Ich sage es mal so: Ich habe noch mehr meinen eigenen Sound gefunden. Das Album hat eine gute Balance zwischen großen Popsongs und Liedern, die sehr tief gehen und mein Seelenleben beschreiben. Ich mags ja gerne mal ein bisschen melancholisch, aber auch mal auf die Fresse und Faust raus.
Zum Thema tiefgehende Songs: Du wirst wahrscheinlich ständig auf diese Böhmermann-Sache angesprochen.
Ja. Das nervt mich auch.
Verständlich. Was mich dabei aber interessiert ist, ob du den Vorwurf, du würdest Schlager machen, überhaupt als einen Vorwurf siehst.
Ich erkenne diesen Vorwurf nicht an, weil ich meiner Meinung nach keine Schlager-Musik mache. Schlager ist für mich Andrea Berg und – was gibt's denn da noch? – Die Amigos zum Beispiel. Deshalb kann ich das überhaupt nicht ernst nehmen, ich mache schließlich Pop-Musik. Was Böhmermann kritisiert, sind meine Lyrics. Die würden schlageresque daherkommen. In der deutschen Sprache gibt es einfach ein paar Wörter, die wirklich gut klingen. Die benutzt man dann aus gutem Grund immer wieder. Wenn man einen englischen Song übersetzen würde, dann wäre das wahrscheinlich Schlager hoch tausend. Auch die Bands, die Böhmermann vielleicht verehrt. Deshalb lasse ich diesen Schlager-Vorwurf nicht gelten.
Ich habe mal ein interessantes Interview gelesen, in dem jemand fragte, was überhaupt ein Schlager ist. Da hieß es, dass ein Schlager einfach ein ultra bekanntes Lied ist. Dazu zählt dann zum Beispiel auch deutsches Liedgut wie
Auf Uns von Andreas Bourani,
Chöre oder auch
80 Millionen. Unter diesem Aspekt fühle ich mich eher geehrt, als Schlagersänger bezeichnet zu werden.
Genau. Da stellt sich die Frage ob „Schlager“ überhaupt etwas schlechtes ist. Aber eine andere Frage: 2012 hast du bei The Voice of Germany teilgenommen und den vierten Platz belegt. In anderen Interviews hast du auch schon erklärt, dass du keine deiner Entscheidungen bereust. Aber was denkst du im Nachhinein ganz allgemein über Castingshows? Würdest du das einem jungen Künstler als Einstieg empfehlen?
Hmm… Natürlich kann das ein Sprungbrett sein. Aber nicht direkt ins „Star-Leben“. Es dauert meiner Meinung nach immer ein paar Jährchen, bis man sich als Künstler dementsprechend weiterentwickelt hat. Bis man weiß: Hier stehe ich mit meiner Musik, das bin ich. Das kann dir eine Castingshow schlecht an die Hand geben – diese Identität. Deshalb funktioniert das ja auch so selten. Aber wenn man es jahrelang versucht hat und nichts klappt, dann kann man damit auch nichts falsch machen. Bevor nichts geht, geh doch mal zu einer Castingshow und schau was passiert. Vielleicht lernst du ein paar gute Leute kennen. Aber geh nicht davon aus, dass du danach ein gemachter Star bist. Das kann vielleicht einen kurzen Hype auslösen, aber so inflationär wie diese Shows gerade betrieben werden, wird der natürlich auch immer kleiner. Wer weiß: Vielleicht gibt es jemanden, der vor drei – vier Jahren dabei war und gerade total gute Songs schraubt. Es liegt aber natürlich auch immer an einem selbst, ob man diesen Weg gehen will. Es ist ein langer Weg, bis man wirklich Erfolg hat. Bei mir hat es ja auch Jahre gedauert.
Und du hattest damals nicht mal gewonnen. Ich habe den Eindruck, dass die Gewinner einer Castingshow nicht unbedingt die sind, die am meisten Aussicht auf Erfolg haben.
Ja, aber auch da liegt es ja wirklich am Typ. Warum sollte es ein Stolperstein sein, das Ding gewonnen zu haben, wenn du danach geile Musik machst? Es hängt alles von der Musik ab.
Okay, also: Die Castingshow kann ein Sprungbrett sein, aber man muss es schon selbst wollen?
Man muss es selbst nach Hause bringen, das Ding!
Anderes Thema: Du bist das ganze Jahr wahnsinnig viel unterwegs, gibst ständig Konzerte. Wie findest du einen Ausgleich?
Das Gute ist, dass du tagsüber oft viel Zeit hast. Ich versuche jeden zweiten Tag Sport zu machen, wir spielen oft Tischtennis, ich habe immer ein Buch dabei und einen kleinen Nintendo, auf dem ich rumdaddel. Ich gehe auch gerne raus und schaue mir die Städtchen an, in denen wir unterwegs sind und gehe einen Kaffee trinken. Ich habe auch Glück, dass in meiner Tour-Crew viele gute Freunde sind. Da hat man immer gute Gespräche. Es ist auf jeden Fall möglich einen Ausgleich zu finden. Auf der anderen Seite macht es extrem viel Spaß Konzerte zu spielen. Deshalb laugt es mich auch einfach nicht so aus, sieben Tage in Folge zu spielen.
Also ist die Tour für dich gar nicht so anstrengend?
Nee, ich genieße sie eher total. Das ist wie Klassenfahrt.
Du sagst, du schaust dir auch immer gern die Städte an, in denen du unterwegs bist. Du spielst nächste Woche zwar in Luxemburg und nicht hier in Trier, aber warst du schon mal in der Region?
Ich war da mal… Wo war ich denn da? Zu meinem 25. Geburtstag war ich im Safari feiern.
Da ist jetzt eine Shisha-Bar drin.
Echt? Das ist lange her. Ich bin da mit einem guten Kumpel hingefahren, der den DJ dort kannte. Lang, lang her.
Dann hast du ja jetzt vielleicht die Chance, dir Trier nochmal anzuschauen. Ist schön hier. Eine letzte Frage noch: Hast du einen Lieblingssong auf deinem neuen Album? Oder ganz allgemein ein Lieblingslied?
Auf meiner Platte ist es
Wenn ich leiser bin, das mag ich sehr. Macht auch live total Spaß. Ein Lieblingslied allgemein… da muss ich überlegen… Pink Floyd,
Wish You Were Here.
Danke Max Giesinger, für das Gespräch! Wir wünschen viel Spaß beim Rest der Tour und natürlich vor allem bei dem Konzert in der Rockhal am Mittwoch.
Für alle, die nach diesem Interview Lust bekommen haben, Max Giesinger mit Songs wie 80 Millionen
oder Wenn ich leiser bin live zu sehen, gibt es bei uns die Chance 3x2 Tickets für das Konzert am 20. Februar 2019 in der Rockhal zu gewinnen: