Interviews
17.06.2014 Moritz Riesinger Kerstin Rubas
11. Trierer Poetry Slam-Stadtmeisterschaft

Doppelinterview mit den Preisträgern

​​​​Am vergangenen Samstag, den 14.06.2014, fand die 11. Trier Poetry Slam Stadtmeisterschaft statt. ​Nhi Le (U20) und Benedict Hegemann (Ü20) heißen die Träger des Karl-Marx Poesie Preises  2014. Im Interview mit hunderttausend.de sprachen sie unter anderem über das Schreiben von Texten und den Hype um einzelne Slammer.​​
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​hunderttausend.de: Herzlichen Glückwunsch zum Karl Marx-Poesie-Preis und den Trierer Stadtmeister-Titel! Das war nicht der erste Preis, den Ihr gewonnen habt, oder?

Benedict Hegemann: Beim Slammen passiert es schon mal, dass man hier und da gewinnt. Ich habe vor fünf Jahren angefangen und seit drei Jahren gehe ich öfter auf Tour durch Deutschland. Wenn man dann gewinnt, gibt es aber meistens keinen Preis und da guckt dann auch keiner drauf. Der Karl-Marx Poesie-Preis ist nur ein bisschen anders, weil er einen Namen hat und man als Stadtmeister zu den deutschen Meisterschaften geschickt wird.

Nhi Le: Ich slamme seit eineinhalb Jahren und es ist jetzt das zweite Mal, dass ich in Trier die Stadtmeisterschaft für unter Zwanzigjährige gewinne. Außerdem habe ich letztes Jahr noch die Thüringische U20-Landesmeisterschaft gewonnen. Damit ist das sozusagen der dritte Preis, auf den ich so richtig stolz sein kann.
 
Wann und wo geht es mit den nationalen Meisterschaften weiter?

Nhi: Benedict fährt im Oktober nach Dresden zu den Meisterschaften für über Zwanzigjährige und ich vertrete Trier im September in Berlin bei den U20-Meisterschaften.

Gibt es für Euch eine typische Schreibsituation für Eure Texte?

Nhi: Es ist eigentlich ganz selten, dass ich eine Idee habe und dann den Text runterschreibe. Normalerweise kommen mir in jeglichen Alltagssituationen unterschiedliche Ideen. Mit diesen fuchtele ich dann meine Texte zusammen.

Benedict: Es gibt verschiedene Methoden, die man anwenden kann, und ganz viele unterschiedliche Situationen, in denen Texte entstehen können. Es gibt zum Beispiel Auftragstexte, aber auch solche, die man sich aus verschiedenen Notizen zusammenschustert. Da gibt es bei mir dann ganz viele Möglichkeiten, die aber insgesamt keinem speziellen Muster unterliegen.
 
Ein recht wichtiges Thema: Lustige oder nachdenkliche Texte. Plant Ihr Eure Texte weit im Voraus oder entscheidet Ihr aus dem Bauch hinaus?

Benedict: Das kommt eher darauf an, wie die Texte zu einem kommen und wie man sie schreibt. Viele machen beides und schreiben mal einen lustigen und mal einen ernsten Text oder auch einen, der dazwischen ist.

Nhi: Ich glaube nicht, dass sich irgendjemand sagt: "Mein Repertoire soll nur aus ernsten Texten bestehen." Bei den meisten ist das wirklich eine sehr durchmischte Sache. Am Abend selbst kommt es dann auf die eigene Stimmung an, was man vorträgt. Dass man dabei kalkuliert, kommt eher nicht vor.
 
Vor einiger Zeit war der Slam-Text von Julia Engelmann in aller Munde. Nach einiger Zeit ist die enorme positive Resonanz jedoch bei vielen in sehr negative Kritik umgekippt. Wie habt ihr Slamer das wahrgenommen?

Benedict: Generell habe ich diese Sache über die Zeit recht neutral betrachtet. Ich denke aber, dass das mit allen Hypes so ist. Zum Beispiel wird erst Justin Bieber gehypet und dann kommen die Leute, die das wieder runterdrücken. So etwas ist ganz normal. Für Julia Engelmann freue ich mich aber natürlich.

Nhi: Ich sehe das eigentlich ähnlich. Gefreut habe ich mich zunächst auch sehr für sie selbst und generell darüber, dass Poetry Slams damit eine höhere Bekanntheit erlangt haben. Dass viele Leute sie dann anschließend so angriffen, fand ich ein bisschen übertrieben. So eine Spaltung gehört wohl zu jedem Hype dazu.

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