Interviews
09.02.2016 Ralf Hoff  
Wyoming

Traumwandeln im Weinberg

​Die Dreampop-/Indie-Band Wyom​ing kommt am Donnerstag, den 11. Februar 2016, ins Exhaus. hunderttausend.de hat sich im Vorfeld der Show mit Gitarrist Sascha (Foto: rechts) unterhalten - über kreativ sein in der Provinz, handgemachte Sounds und das andere, zweite Album. ​

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hunderttausend.de: Ihr kommt aus Lorch in Hessen, middle of nowhere. Das kennt man erstmal nicht, ohne danach zu googeln. Wyoming nun ist der bevölkerungsärmste Bundesstaat in den Vereinigten Staaten. Da gibt es doch bestimmt einen Zusammenhang, oder? 

Sascha: Einen direkten Zusammenhang gibt es dabei nicht, aber das Aufwachsen in der jeweiligen Provinz hat mit Sicherheit viele Parallelen. Das hat uns tatsächlich beeinflusst, uns für den Namen zu entscheiden. Mittlerweile proben wir aber schon länger in Köln und haben den Clash zwischen Landleben und Großstadt bereits überwunden. 

Band aus dem Nichts lässt plötzlich von sich hören: Gäbe es bei uns den NME, könnte man von einem Hype sprechen. Wie fühlt sich das an? Auch ein bisschen so, wie "der Provinz endlich entkommen zu sein"? 

Es geht - Allerdings war es schon verblüffend, wie schnell damals alles für uns gegangen ist, als wir das erste Album geschrieben haben. Wir haben direkt ein Label gefunden und konnten auf Tour gehen. Trotzdem fühlt sich das nicht wie ein "Hype" an - wir sind da eher pragmatisch unterwegs und ackern uns durch. Jetzt für das zweite Album möchten wir einfach genau so weitermachen und dann peu à peu weiterkommen. 

Du sprichst es gerade schon an: Was war bei der zweiten Platte nun anders als bei der ersten? Schreibt man den Nachfolger anders als das Debütalbum und erfindet sich vielleicht auch ein bisschen neu? 

Auf jeden Fall! Meiner Meinung nach haben wir uns sehr stark verändert, zumindest in unseren Köpfen und von der Herangehensweise her. Außerdem haben wir uns verstärkt auf eine neue Soundästhetik konzentriert, weg vom Gitarrensound des Vorgängers. Heute sind wir verspielter, verträumter vielleicht. Unnahbarer. 

Trio-Besetzung und Herkunftsgeschichte erinnern an Sizarr. Seid ihr verwandt? 

Besetzung und Musikstil lassen schon darauf schließen, ja. Und wir kommen beide aus einer Weingegend, die auch noch mit "L" anfängt! Entscheidender Unterschied ist aber, dass wir live nicht mit Rechnern arbeiten. Beim Songwriting benutzen wir schon auch Computer, aber später auf der Bühne spielen wir die mit Pads und Gitarren selber. Uns ist wichtig, dass die Leute auch sehen, wo die Sounds herkommen. Wir wollen es uns nicht so einfach machen, wie es in der Musik heutzutage oftmals passiert - dass man Dinge einfach aus der Konserve mitlaufen lässt. 

Stichwort Weinberge: Die haben wir hier auch. Wart ihr schon einmal in Trier? Wenn nein, was erwartet ihr von der Stadt und der Show? 

Persönlich war ich immer noch nicht in Trier, was schade ist, weil die Leute sagen, dass es eine sehr schöne Stadt sein soll! Wir sind auf jeden Fall sehr gespannt: Über den gleichen Veranstalter haben wir bereits letztes Jahr auf dem Oben Air gespielt. Das war ein unglaublich schönes und geschmackvolles Festival, mit wunderbaren Rahmenbedingungen. Bestimmt wird es also wieder ein schönes Konzert und wir freuen uns darauf. 

Bei Eurem Genre "Dreampop" kommen einem My Bloody Valentine oder Slowdive in den Sinn. Wo liegen sie denn, Eure musikalischen Vorbilder? 

Die sind schon so unter den bekannteren alternativen Pop-Bands zu finden. Grizzly Bear oder Radiohead natürlich - Wild Beasts sind auch ein großer Einfluss - aber auch vertracktere Künstler wie Battles. Wir hören auch gerne härtere Sachen wie Refused oder Konsorten, die man bei uns natürlich nicht heraushört, die uns aber trotzdem beeinflussen. Dreampop ist für uns allerdings auch dahingehend eine passende Bezeichnung, da es ja um das Träumerische geht, das Verklärte. 

Wie kommt man in Lorch an Hessen an solche Musik? Woher rührt generell die Idee, zusammen ​Musik zu machen und eine Band zu starten?

Wir waren in einer Gegend, in der generell nicht viel los ist, auch noch einmal ein bisschen mehr abgeschnitten - deswegen vielleicht auch ein Stück weit aus der Langeweile heraus (lacht). Wir wollten schon sehr früh nicht nur Musik machen, sondern vor allem auch eigene. Es ging von Anfang an darum, etwas Eigenes zu kreieren und das haben wir über Jahre hinweg in verschiedenen Bands und Konstellationen fortgeführt.

​Und wenn ihr jetzt nochmal in Euren Heimatort zurückkehrt, zu der Familie vielleicht - seid Ihr dort so etwas wie Stars? 

(lacht) Ich weiß nicht, ob die meisten Lorcher so viel mit unserer Musik anfangen können. Ein paar finden uns schon spannend, viele interessiert es aber auch weniger. Deswegen ist dort aber auch der perfekte Rückzugsort, um runter zu kommen. Es ist sehr ruhig, es gibt nur viel Wald und den Rhein. 

Foto zVg: Band

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