Interviews
14.03.2016 Julia Nemesheimer Veranstalter
Thomas Verstraeten/FC Bergman

Von Füchsen und Bergman

​Am 17. und 18. März hat das belgische Theaterkollektiv FC Bergman ein Gastspiel im Grand Théâtre de la Ville in Luxemburg. hunderttausend.de hat sich im Vorfeld mit Thomas Verstraeten unterhalten. 

 
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​hunderttausend.de: Wie habt Ihr Euch kennengelernt und warum so zusammen-geschlossen?

Thomas Verstraeten: Wir alle haben gemeinsam an der Theaterschule studiert, zumindest fünf von sechs. Dort haben wir eine sehr klassische Ausbildung erfahren und vor allen Dingen Stücke von Molière, Shakespeare und anderen großen Autoren erlernt. Nach einem Jahr dort haben wir auch einen Techniker kennengelernt, der dann auch ein Teil unserer Compagnie wurde. Warum wir uns zusammengeschlossen haben, das ist eine gute Frage, ich denke es war eher ein Zufall. Wir haben gemeinsam an einem Stück gearbeitet und aus einem wurden noch ein weiteres und so weiter. Zusammen haben wir eine Art Sprache gefunden, in der wir mehr Bilder verwenden als Text und so ein sehr visuelles Theater machen. 

Wie kam es zu dem Namen FC Bergman? Alle meine Bekannten haben das direkt mit einem Fußballclub assoziiert. 

(lacht) Da gibt es verschiedene Gründe für. Vor allen Dingen ist es so, dass es ein jugendlicher Witz ist, wir waren damals halt erst 20 Jahre alt und wir sind alle Freunde und auch irgendwie ein Club, also FC. Das Bergman kam dazu, weil wir gerade in einer Bar saßen und die Zeitung berichtete vom Tod von Ingmar Bergman. Das passt nun mal ziemlich gut und wir dachten, gut, Bergman stirbt, dann ist es Zeit für eine neue Generation, also FC Bergman. Wir alle sind definitiv kein Fußballclub, wir spielen nicht mal zusammen (lacht). 

Wie entstehen Eure Stücke? In einer Gemeinschaftsarbeit oder jeder für sich alleine und die Idee mit dem größten Potential wird dann von allen umgesetzt?

Wir suchen gemeinsam ein Thema und starten meistens mit etwas der Weltliteratur oder anderen bekannten Werken – beispielsweise haben wir auch mal ein Stück auf Basis des Films Terminator angefangen. Wir nutzen also etwas, das jeder kennt, schon mal gelesen oder gesehen hat. Allerdings folgen wir nicht unbedingt der vorgegebenen Handlung, stattdessen suchen wir eigene Standpunkte. Bei "Van den Vos" ist das die Natur und in welchem Zusammenspiel der Mensch damit steht, wie nah oder fern die Zivilisation noch am Ursprünglichen ist. 

Das ist also der Start und von da aus geht es immer weiter. Wir beginnen mit einem Gedanken und spinnen die Idee weiter, entfernen uns auch von den eigentlichen Pfaden und entwickeln daraus Bilder und nach der Entstehung eines Mood-Boards geht es mit einem Szenario weiter. In dem Stück "Van den Vos" brauchen wir zudem noch Musik, die in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Kaleidoskop entstand. Gerade in dem Stück arbeiten wir sehr cineastisch, viel weniger wie ein klassisches Stück. An erster Stelle stehen die Bilder und machen rund 80 Prozent des Werkes aus, viel mehr als der Text. Dabei muss aber auch gesagt werden, das das für unsere Verhältnisse schon viel Text ist, normal arbeiten wir tatsächlich nur mit Bildern. 

Von Herrn Leick-Burns, der sich sehr auf das Stück freut, habe ich gehört, dass ein Pool auf der Bühne aufgebaut wird. Das klingt sehr aufwendig. Wie viel Zeit braucht es, bis das Theater für das Stück umgebaut ist?

Wir brauchen drei Tage, um alles vorzubereiten. Wir kommen schon einige Tage vorher an und dieses Mal könnte es auch ein wenig länger dauern, weil wir das Stück schon seit rund anderthalb Jahren nicht mehr aufgeführt haben und vielleicht noch Extraproben brauchen, damit alles wieder sitzt. 

Warum spielt Ihr "Van den Vos"? Es ist schließlich nicht Euer aktuellstes Stück.

Der Intendant, Tom Leick-Burns, hat uns eingeladen, nachdem er das Stück in Rotterdam gesehen hat. Er fand es so gut, dass er uns unbedingt auch an seinem Theater haben wollte. Bisher haben wir das Stück insgesamt etwa 40 Mal aufgeführt und es könnte sein, dass wir es nach den Auftritten in Luxemburg nicht mehr spielen. Es ist einfach sehr aufwendig, alles vorzubereiten für "Van den Vos". 

Wem würden Sie das Stück empfehlen?

Oh, jedem (lacht). Naja, vielleicht keinen Kindern, es ist ein bisschen nunja...

Ja, ich habe gelesen, dass es teilweise an Horrorfilme rankommt...

Genau, da ist schon so ein bisschen Blut drin und etwas brutal ist es wohl auch. Es ist in jedem Fall wichtig, kein klassisches Theaterstück zu erwarten. Wir spielen halt kein Repertoire-Stück von A-Z u​nd man sollte sich darauf einlassen. 

Dann bin ich sehr gespannt, das Stück am Donnerstag zu sehen. Danke für das Gespräch und toi toi toi. ​

Foto: Kurt van der Elst

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