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25.01.2020 Anselm Spicka  
Die Hochzeit des Figaro

Eine Frage der Perspektive

​Im Theater Trier findet am 25. Januar die Premiere des Hochzeit des Figaro statt. hunderttausend.de durfte sich die Generalprobe sowohl vor als auch hinter der Bühne ansehen. Spannende Einblicke, die für den Zuschauer sonst verborgen sind.  

 
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​Was gehört aus Zuschauersicht zu einer Oper? Ein Orchester, Sänger, Dirigent, Regisseur und das war es dann wohl. Die Gäste in der Hochzeit des Figaro bekommen natürlich all das geboten. Unterhaltsames Schauspiel, 14 Arien und ebenso viele Ensemble-Nummern. Aber die Zuschauer bekommen noch viel mehr geboten.​ Während der Oper sind in etwa 50 Menschen hinter der Bühne damit beschäftigt für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. 

Lange vor der Premiere eines Stückes werden parallel zu den Proben die Kulissen in der theatereigenen Schreinerei gefertigt. In diesem Fall gleichen sie einem kleinen Monumentalbau. Die Kulissen müssen natürlich während der Opera buffa bewegt werden, was aus dem Hintergrund betrachtet wie eine eigene Choreographie wirkt. Koordiniert von der Inspizienz greifen hinter der Bühne alle Elemente ineinander um einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Dazu gehört das Licht, welches sekundengenau aktiviert oder angepasst werden muss. Dazu gehören aber auch Bühnenelemente, welche an beweglichen Trägern an der Decke über der Bühne installiert sind. Diese werden von Hand und per Seilzug betätigt. Die großen wie kleinen Teile der Kulisse werden direkt neben der Bühne platziert um diese möglichst schnell und unkompliziert ins Blickfeld bewegen zu können. Da nicht nur ein Theaterstück über mehrere Wochen aufgeführt wird, sondern viele unterschiedliche Produktionen, resultiert dies in einer massiven Ansammlung unterschiedlicher Elemente neben der Bühne. Zusätzlich müssen Kostüme immer griffbereit und genug Platz vorhanden sein, damit die Darsteller und Sänger neben der Bühne auf ihren Auftritt warten können. Alles in allem ein immenser logistischer Aufwand mit einem enormen Platzbedarf.  All das wirkt jedoch zu keinster Zeit unkoordiniert, sondern sehr systematisch und geordnet. Ebenfalls dafür verantwortlich ist ein akkurat ausgearbeiteter Sicherheitsplan. Dieser beinhaltet genaue Positionen, Befestigung und Aufbau der Kulisse, Beleuchtung und Bühnenelemente. Für die Überwachung dieser Aspekte sorgt ein eigenes Team. Die Sänger in Die Hochzeit des Figaro​ sind natürlich auch nur Menschen, auch wenn diese deutlich besser singen können als die Ottonormal-hunderttausend.de User und Redakteure. Dies bedeutet, dass die Verhaltensweisen vor dem Einsatz auf der Bühne ganz unterschiedlich sind. Manche wirken erstaunlich entspannt, andere geladen und voller Adrenalin. 

Die letzten zwei Akte durften wir dann aus Publikumsperspektive verfolgen. Die Qualität des Stückes ist natürlich über jeden Zweifel erhaben. Orchester und Sänger harmonieren perfekt miteinander und auch das Bühnenbild sieht von vor der Bühne noch besser aus als hinter der Bühne. Während der letzten Hälfte wurde noch einmal die Aktualität der Oper von 1786 klar. Die Problematik, dass sozial höher gestellte Menschen vermeintlich mehr Rechte haben, ist auch ​234 Jahre später noch aktuell. Nach dem Stück bleiben aber insbesondere zwei Dinge im Gedächtnis hängen: Erstens die Musik, insbesondere die Arien und Duette, und zweitens die Menschen, welche hinter der Bühne dieses Schauspiel ermöglichen. 


Die Premiere findet am Samstag,  den 25. Januar im Theater Trier statt. Weitere Termine sind am 01., 16. und 28. ​Februar


Foto zVg: Theater Trier



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