Film der Woche
06.01.2016 hunderttausend.de  
Broadway-Film der Woche

Louder Than Bombs

​Eine zersplitterte Familie(ngeschichte),verpackt in ein einfühlsames und stilles Drama: "Louder Than Bombs" des norwegischen Regisseurs Joachim Trier wandelt wie im Traum auf Arthouse-Pfaden. Unser Film der Woche im Broadway-Filmtheater.  ​

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Drei Jahre sind seit dem Unfalltod der renommierten Kriegsfotografin Isabelle Reed vergangen. Nun sollen ihre wichtigsten Werke in einer Retrospektive ausgestellt werden. Für die Vorbereitungen zur Ausstellung kehrt ihr ältester Sohn Jonah in das Elternhaus zurück – es ist das erste Mal seit der Geburt seiner kleinen Tochter. Familienvater Gene, der einst seine Schauspielkarriere für das Familienleben an den Nagel gehängt hatte und seither als Gymnasiallehrer ein eher konturloses Berufsleben führt, trägt noch immer schwer am plötzlichen Tod Isabelles. Er stürzt sich in eine kurze und heftige Affäre mit seiner Kollegin Hannah, die ihm seine innere Leere aber nur noch schmerzhafter bewusst macht. Hinzu kommt, dass sich Conrad, sein jüngerer Sohn, spürbar sowohl vor ihm als auch seiner Umwelt verschließt und die meiste Zeit in Computerspielen abtaucht. Nähe und Gemeinsamkeit – auch in der Erinnerung an Isabelle – sind für den Teenager nur schwer herzustellen. Jonah, das „Wunderkind“ der Familie, kann vor seinen Problemen ebenfalls nicht länger davonlaufen. Seine übersteigerten Ansprüche an die eigene akademische Laufbahn und die Verantwortung, die seine kleine Familie mit sich bringt, belasten ihn zunehmend. Der oberflächliche Familienfrieden droht schließlich vollends zu zerbrechen, als Isabelles langjähriger Kollege Richard zur Eröffnung der großen Ausstellung eine Kolumne in der New York Times veröffentlichen will. Darin will er die wahren Umstände von Isabelles Tod offenbaren, die dem Jüngsten Sohn, Conrad, bisher zum Schutz verschwiegen wurden. So hatte sich seit Isabelles Tod jeder in seine eigene Welt verkrochen. Ein klärendes Gespräch wird unvermeidbar – als vielleicht letzte Chance, die tiefe Kluft innerhalb der Familie zu überwinden. ​

Familiengeheimnisse, Enttäuschungen, Sehnsüchte und Illusionen: "Louder Than Bombs" wartet nicht gerate mit leichtem Stoff auf. Es ist erst das dritte Werk und die erste amerikanische Produktion des norwegischen Filmemachers Joachim Trier (der tatsächlich entfernt mit dem berühmt-berüchtigten Kollegen Lars von Trier verwandt ist), aber der gebürtige Kopenhagener ​ist bereits gern gesehener Gast auf den renommiertesten Filmfestivals wie in Cannes oder dem Sundance. Rückblenden, Traumsequenzen und wechselnde Perspektiven erzählen in "Louder Than Bombs" die schwermütige Geschichte. Schon der Titel ist an ein Album der Band The Smiths angelehnt, die zu Lebzeiten auch nicht gerate als lebensfrohe Party-Musiker galten. Programmkino.de bescheinigt dem Film eine "raffinierte Dramaturgie" und bezeichnet ihn schlussendlich als "wunderbare Perle der Filmkunst". "Berührend und bewegend", findet der Spiegel und kino.de hat ein "eindringliches Drama" gesehen. ​​

In Kooperation mit dem Broadway Filmtheater stellt hunderttausend.de regelmäßig den Kinofilm der Woche vor.

Foto: MFA+ / Filmagentinnen 

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